Warum engagieren sich Studierende als Tutor:innen und wie profitieren sie selbst davon?
Studierende engagierten sich ein Jahr als Tutor:innen im Projekt E-Tutorat des Departements der Sozialen Arbeit. Dieses fand im Rahmen des von Swiss Universities geförderten Projektes Digitale Skills in der Lehre statt. Vier Studierende eines höheren Semesters begleiten Studierende im Studienstart, führen sie ins Studieren ein oder sind einfach Ansprechperson für alle Fragen rund ums Studieren. In diesem dritten Beitrag unserer Reihe unterhalten sich zwei der Tutor:innen – Ilona Greter und Loïc Wohlfarth – mit Hilde Krug des ZLLF darüber, warum sie im Projekt E-Tutorat mitgearbeitet haben und wie sie selbst davon profitiert haben.
Erinnerungen
Hilde: Ihr ward beide im Projekt E-Tutorat der Sozialen Arbeit mit dabei, bei dem es darum ging, dass ihr als Studierende eines höheren Semesters als Tutor:in die ersten Semester beim Studienstart begleitet, mitnehmt, einführt und Ansprechperson sein. Mich interessiert, wie das Tutorat für euch war, wie es gelaufen ist, was ihr von den Studierenden mitbekommen und auch selbst davon profitiert habt. Ich lasse euch einfach mal erzählen, was euch jetzt, ein Jahr danach, nach in Erinnerung ist.
Ilona: Ja, ich kann mich noch gut erinnern. Wir haben uns getroffen und ausgetauscht und ich habe es eine mega coole Gruppe gefunden zwischen den eTutor:innen – ein spannender Mix. Als das Anmeldefenster aufgegangen ist, haben wir informiert, gerade am Eingang, und es sind auch viele interessierte Studierende gekommen. Als nach dieser Info noch nicht so viele Anmeldungen waren, sind wir in die Klassen und dann sind mega viele Anmeldungen gekommen, was wir nicht erwartet hatten! So viele, dass wir am Schluss alle zwei Gruppen übernehmen durften, weil die Nachfrage so gross war. Die beiden Gruppen, die ich hatte, habe ich mega cool gefunden. Sie sind interessiert gewesen, v.a. am Anfang waren die Tutorate gut besucht und gegen Semesterende hat man schon gemerkt, dass andere Themen beschäftigen und gewisse haben sich abgemeldet und sind nicht mehr gekommen. Aber es ist sehr wertschätzend wahrgenommen worden, was wir gemacht haben. Und ich konnte mich in meiner Auftrittskompetenz üben, und ich habe positives Feedback bekommen. Mir hat es Freude gemacht, ihnen erklären können, wie die Leistungsnachweise für mich waren, und ich konnte meine Notizen oder ein paar Tipps weitergeben und sie hatten mega viele Fragen, umso näher der Leistungsnachweis gekommen ist, und es hat sie auch interessiert: was soll ich lernen, soll ich jetzt schon lernen und wie hast du das gemacht? Genau, so ist es bei mir gewesen.
Loïc: Ich kann das unterstreichen, was Ilona gesagt hat, dass es den grossen Andrang gegeben hat, und ich dann auch zwei Gruppen übernommen habe. Ja, es war einfach durchgehend eine positive Erfahrung. Ich habe vor dem E-Tutorat schon etwas Erfahrung gehabt im Unterricht geben, im Workshops konzipieren und durchführen und für mich hat das E-Tutorat so eine recht persönliche, eine professionelle Konnotation gehabt. Ich habe noch mal Raum bekommen, kleine Bildungsformate auszuarbeiten, auszuprobieren, zu testen, was funktioniert, was funktioniert nicht, wie gehe ich mit Irritationen um, wie strukturiere ich es? Und das ist sehr, sehr cool gewesen – ein kleines Biotop zum auszuprobieren! Wir haben es sehr gutgehabt, in meinen beiden Gruppen. Sie sind sehr dankbar gewesen, die haben sehr, sehr geschätzt, dass es überhaupt mal ein Angebot gibt und dann auch, wie ich es vermittelt habe und das ist auch zurückzuführen auf die Inhalte, die zur Verfügung gestellt worden sind. Ja, das bleibt mir in Erinnerung, also einfach eine mega coole Erfahrung, der auch ein cooler, kleiner Nebenjob war während des Studiums, und ja, wirklich, wirklich cool gewesen!
Inhalte Tutorat
Hilde: Es tönt so, dass vor allem ihr als Person gefragt gewesen seid, mit euren Erfahrungen. Was waren Inhalte des Tutorats? Was habt ihr mit den Studierenden besprochen oder mit ihnen gemacht?
Ilona: Wir haben einen Vorschlag bekommen, wie man strukturieren, was man anschauen soll. Dort ist die Herausforderung gewesen, gewisse Sachen hätten sie am liebsten schon früher besprochen. Sie hätten am liebsten am Anfang alles gewusst. Gewisse Sachen haben wir erst später angeschaut, auch wenn sie am Anfang schon nützlich gewesen wären. Und sie haben gesagt, am liebsten hätten sie früher angefangen. Ich glaube, wir haben erst im Oktober oder sogar erst im November gestartet. Sie hätten am liebsten gerade mit dem E-Tutorat gestartet, weil sie dann die Informationen schon früher gehabt hätten. Was sicher gefragt gewesen ist, am Anfang, wie mache ich Notizen, wie strukturiere ich, was gibt es für Tools zum Notizen machen. Aber auch Arbeitsorganisation: wie ich plane, wie ich mich strukturiere, wie mache ich eine Arbeitseinteilung, dass sie dann bis zum Leistungsnachweis alles repetiert und gemacht haben. Dann halt auch das Thema Work-Life-Balance, hey, ich habe noch Kinder oder Verpflichtungen, ich arbeite nebenbei noch, wie bringt man das überhaupt zusammen? Ich bin froh gewesen, dass wir in unserem Tutor:innentean so gemischt waren. Ich glaube, eine Person hat Teilzeit studiert, die anderen Vollzeit, aber ich habe immer die Fragen und die Erfahrungen weitergeben oder bei meinen Mitstudierenden fragen können, hey, hat jemand so etwas gemacht oder hat jemand das Modul besucht, kann die Person dort Auskunft geben und dann den Kontakt weitervermitteln.
Loïc: Ich kann dem nur beipflichten. Es sind viele Kleinigkeiten eigentlich, mit denen Studierende kommen, die irgendwie erfüllt werden müssen, die ausprobiert werden müssen, die dann doch eine rechte Fülle an to-do’s ergeben. Ich glaube, zum irgendwie gut durchs Studium kommen, gibt es ein paar wenige Sachen, die man machen muss, wie Literaturverzeichnis in Word-Dateien, mit Word umgehen können, irgendein Präsentationstool nutzen, um das kommt man nicht herum und da sind die Kompetenzen unterschiedlich verteilt. Ich habe es so wahrgenommen, dass es recht gut getan hat, ein bisschen ausprobieren, sich Zeit nehmen, vielleicht zwei, drei Tipps und Tricks für gängige Programme oder Programme, wo man einfach nicht drum herum kommt. Dazu dann ein paar Tipps, wie kann man gut durchs Studium kommt, mit welchen Methoden kann es dann Spass machen, auch wenn es irgendeine Pflichtliteratur, ein Auftrag oder eine Prüfung ist, die Angst macht. Es kann durchaus Arbeit sein, aber spielerisch, lehrreich, vielleicht auch innovativ. Ich habe das Gefühl, das habe ich immer wieder vermitteln können, mit lässigen Methoden, lässigen Tools.
Motivation
Hilde: Was hat euch motiviert, dass ihr euch als eTutor:in gemeldet habt?
Loïc: Ich greife nach all dem Wenigen, was im Studium vorne dran das «E» hat oder irgendwie in Relation zur Digitalität steht. Ich finde, in der Sozialen Arbeit sind wir wirklich stark hintendran. Die digitalisierte Lebenswelt ist jetzt schon absolute Realität und das sind inhaltliche, fachliche, methodische Punkte, aber noch nicht Schwerpunkte im Studium, überhaupt nicht! Ich bin eigentlich schon ins Studium gestartet mit dem Ansatz, man muss Digitalität irgendwie aufnehmen, zwischen Fachpersonen, als Mitarbeiter:innen in Institutionen, im Austausch mit den Adressat:innen und ja, als ich dann gesehen habe, es gibt ein E-Tutorat, wo auch eLearning dabei ist, dachte ich, mega cool, weil ich vorher schon in der Medienbildung war, in der Vermittlung von digitalen Grundkompetenzen und auch liebäugle mit Weiterbildung für Fachpersonen der sozialen Arbeit hinsichtlich Digitalität. Dort habe ich schon ein paar wenige Aufträge wahrgenommen, und es war ein cooles Ausprobieren mit effektiven Adressat:innen, auch wenn sie noch sehr früh in ihrem professionellen Dasein sind, einen Austausch finden, um zu schauen, welche Bildungsformate für sie passen.
Ilona: Es ist eine Stärke von mir, anderen Leuten etwas zu erklären. Ich bin in der Pfadi und darf dort auch Wissen weitergeben. Im Grundstudium als wir noch im Homeschooling gewesen sind wegen Corona, habe ich für meine Kolleginnen Kahoot erstellt und wir haben so gelernt. In meiner vorherigen Ausbildung habe ich Quizzlet benutzt. Ich kenne viele digitale Tools, bin gerne im digitalen Raum unterwegs und interessiere mich für Digitalisierung. Ich habe auch den Minor Digitalisierung besucht und genau den Aspekt des E-Tutorats sehr spannend gefunden. Auch wo ich jetzt arbeite, helfe ich Personen mit ihren kleinen digitalen Problemen, wieso funktioniert das nicht, wieso geht das nicht? Das mache ich gerne und ich nehme auch an gut, weil ich immer wieder gefragt werde.
Schulung
Hilde: Ihr wurdet in die Rolle als E-Tutor:in eingeführt. Es gab einen Workshop, das Selbstlernprogramm. Wie war das für euch? Konntet ihr damit etwas anfangen? Ist das die richtige Art von Einführung für euch gewesen?
Loïc: Für mich nicht. Es ist natürlich mega cool, hat man die Chance. Ich finde, das ist der richtige Weg, weil es ein bisschen um eine Chance gegangen ist für die Leute, die E-Tutor:in sein wollen. Die nähere Begleitung, die zur Verfügung gestellt wurde, halte ich absolut richtig. Für mich persönlich ist sie nicht nötig gewesen, weil ich mich ziemlich sicher fühle in der Vermittlung, im vor der Gruppe stehen und dann auch wieder Verantwortung abgeben und sie selber in ihrem Lernprozess voranschreiten lassen und das als Teil von Learning by Doing sehen. Für mich wäre es passender gewesen, einfach bei Bedarf auf eine Person zugehen zu können, die mehr Erfahrung hat als ich.
Hilde: Also anstelle eines umfassendes Einführungsprogramm nur eine Ansprechperson?
Loïc: Ich fände es cool, dass es umfassend sein kann, aber je nach E-Tutorin ein Cherrypicking ist. Also weisst du, wenn jemanden, der mega sicher ist, der auch ein bisschen Erfahrung hat, diese Person kann einmal einen Austausch mit einer Führungsperson haben, hey, ich habe dort eine Herausforderung, sonst ist es gut. Und jemand, der ein bisschen aufgeregter ist, das noch nie gemacht hat, aber gerne würde, da ist vielleicht eine nähere Begleitung mega sinnvoll. Also vielleicht ein individualisierter Prozess für die angehenden E-Tutor:innen.
Ilona: Wir hatten ja die Selbstlerneinheiten, die haben Orientierung gegeben. Ich habe sie für das, was ich dann machen wollte im E-Tutorat als Inspiration genutzt, ich habe sie nicht eins zu eins so brauchen können. Ich habe noch Zeit investiert, um eine eigene Präsentation oder einen eigenen Ablauf oder so zu mischen, dafür das nehmen, was ich brauche aus den Selbstlerneinheiten. Also, wir sind, finde ich, sehr gut begleitet gewesen. Und viele Kompetenzen habe ich auch schon mitgebracht, etwas von Pädagogik, Einleitung, Hauptteil, Schluss und so. Ich habe es aber trotzdem super gefunden, zum auszuprobieren, ein E-Tutorat vorzubereiten und mit dem E-Tutor:innen durchzuspielen, damit man mal Feedback bekommt von anderen, wie wirke ich, wie ist das gewesen. Das habe ich cool gefunden, vor allem habe ich das vorbereitet und es dann auch grad nutzen können. Ich habe auch Sachen von den anderen nutzen können, die sie vorbereitet haben.
Zusammenarbeit im Team
Hilde: Ihr habt also untereinander Material ausgetauscht, so dass ihr voneinander profitieren konntet?
Ilona: Ja, wir hatten eine Ablage und dort habe ich meine Präsentationen oder meine Sachen, Vorlagen, die ich erstellt habe, abgelegt. Ich war viel mit PowerPoint-Präsentationen unterwegs, Loic, mehr digital auf Miro. Aber er hat uns den Link zur Verfügung gestellt, um uns dort umzuschauen. Die anderen haben, glaube ich, auch mit Präsentationen gearbeitet.
Loïc: Es ist genauso, wie du es beschrieben hast, ich habe meine Präsentationen auf Miro gemacht, weil ich damals einen ziemlichen Fokus drauf hatte, dass Präsentationen und gemeinsames Schaffen wie verwoben sind. Mittlerweile bin ich davon wieder abgekommen. Es war cool, wie wir zusammengearbeitet haben. Man hat sich jederzeit im Gruppenchat melden können, andere haben eine Einschätzung gegeben oder ihre Materialien zur Verfügung gestellt für Inspiration. Also war einfach immer eine Unterstützung da, wenn man es gebraucht hat, es war sehr lässig.
Learnings
Hilde: Was waren Learnings für euch als Person?
Ilona: Ich glaube, am Anfang habe ich noch mehr strukturiert und durch mehr Routine und Sicherheit und die Leute besser kennen, habe ich mehr Flexibilität bekommen. Ich habe schon etwas geplant und vorbereitet, sie dann aber gefragt. Einmal waren wir nicht so viele, zu dritt vielleicht. Dann habe ich gesagt, ich habe das geplant, aber da wir jetzt nur zu dritt sind, kann ich die Präsentation auch ablegen und wir können schauen, was euch interessiert. Weil es kurz vor dem Leistungsnachweis war, habe ich gefragt, was wichtiger ist. Und dann habe ich einen wissenschaftlichen Text angeschaut, den die Person schreiben musste und Rückmeldung gegeben. Es ist gut, wenn man plant und etwas dabei hat, aber auch flexibel bleibt und auf die Situation eingeht, das ist ein Learning gewesen.
Loïc: Mir kommt Führungskompetenz in den Sinn, in einem kleinen Rahmen. Wir waren verantwortlich, dass die Gruppe etwas Sinnvolles lernt, dass die Gruppe zufrieden ist. Es gab manchmal unerwartete Situationen, mit Absenzen oder die Leute sind gestresster, weil sie gerade vieles zu tun haben, noch unerfahrener im Studium sind und da geht es darum, eine sinnvolle Balance für alle zu finden zwischen den Vorgaben, was muss man machen, was ist der Sinn und Zweck, dass wir überhaupt da sind und den Befindlichkeiten von Einzelpersonen, der Gruppe und das war sehr lässig, auszuprobieren, dass man immer wieder anpassungsfähig sein muss, das ist sicher ein cooles Learning gewesen. Und als Zweites sehe ich auch noch die Entwicklung der Kompetenz Bildungsformate zu bauen, zu basteln. Das war sehr lässig. Neun Lerneinheiten haben wir gemacht, was ist die Vorgabe, was haben wir an Materialien und dann draus einen coolen Rhythmus für eineinhalb Stunden mit Methoden, mit Input, mit Frontal, in Gruppen, im Plenum arbeiten usw. Das war etwas, das ich mir vorher schon zugetraut habe, aber im E-Tutorat einfach agogo repetieren und das war auch sehr lässig.
Herausforderungen
Hilde: Mögt ihr euch noch erinnern an eine Situation, wo ihr das Gefühl hattet, jetzt weiss ich gerade nicht mehr so recht, was ich machen soll, also etwas richtig schwierig war?
Ilona: Ja, es ging um das Thema Work-Life-Balance. Ich habe erklärt, dass in der Selbstlerneinheit drin war, dass, wenn man gestresst ist, das positive Denken stärken soll. Und dann habe ich… die Leute sind eben gestresst, sie sind neu im Studium, haben vielleicht das erste Mal eine wissenschaftliche Arbeit als Leistungsnachweis, dann haben sie noch Familie und dann kommt die schnippische Antwort, positiv denken hilft mir in der Situation nicht. Dann musste ich sagen, ja, stimmt. Ja, ich habe es dann interfragt, wie fest man mit Self-Care und Self-Well-Being kommen kann, obwohl sie mega gestresst sind. Irgendwie musste ich selbst darüber schmunzeln, was ich gesagt habe, so ein bisschen im Kontext, ja, ich weiss, ihr seid mega gestresst, aber lest doch mal wieder ein Buch oder geht mal wieder raus. Das sind zwar Sachen, die schon helfen, aber in dieser Situation, wenn man so im Strudel drin ist, was man alles machen muss, kann man das überhaupt nicht hören. Das war so eine Situation. Einige sind auch ausgestiegen, weil es zu viel wurde.
Loïc: Ich habe nichts sehr herausfordernd gefunden. Wenige Mal hat es mit der Gruppe Situationen gegeben, dass sie sehr still und bei offenen Fragen im Plenum nicht sehr reaktiv waren. Da merke ich einfach, persönlich finde ich das schade, persönlich funktioniere ich nicht so. Wenn es die Möglichkeit gibt, wenn man eingeladen wird, seine Meinung zu sagen oder etwas persönlich zu erzählen, hat man eine Chance zu lernen, vielleicht auch miteinander in Konflikt zu kommen und so lernen. Da habe ich eine gewisse Irritation bei mir bemerkt und dann entsprechend reagiert, das einfach auch mal ausgehalten und vielleicht nochmal eine Frage im Plenum, nochmal ein bissen abwarten. Oder dann auch mal fragen, ich habe den Eindruck, dass ihr nicht so Lust haben, die Fragen anzugehen, wir können auch eine andere Methode wählen. Einen Moment der Unsicherheit in Form von anderen Leuten zu haben, das ist voll okay.
Was hat gefehlt?
Hilde: Was hättet ihr euch gewünscht, während ihr das E-Tutorat gemacht habt? Was hätte anders sein sollen?
Loïc: Ich hätte gerne das ganze Studium oder die letzten zwei Jahre im Bachelorstudium ein permanentes E-Tutorat gemacht zu verschiedensten Themen, zu wie kann ich generative KI sinnvoll nutzen, was gibt es für Lernformate, wie kann ich gruppendynamische Prozesse oder Metakommunikation üben, gerade Kommunikation üben, um die absolut nötigen Soft Skills zu verfeinern und zu verstärken, die man in der sozialen Arbeit braucht. Ich hätte eigentlich immer gern Studierende begleitet, unterstützt, Tipps und Tricks gegeben, wäre einfach gerne Tutor gewesen, das ganze Studium lang.
Ilona: Ich glaube, ich hätte es auch geschätzt, wenn man irgendwo eine Anlaufstelle gewusst hätte, dort ist jemand und ich kann meine Frage stellen, egal zu welchem Leistungsnachweis, weil das hat schon die meisten interessiert, oder wenn man gerade ein Problem oder eine Frage hat, sich mit jemand, der mehr Erfahrung hat, darüber auszutauschen, oder wenn man bei der wissenschaftlichen Arbeit selber nicht weiterkommt, hat man zwar schon Mitstudierende, die man fragen kann, aber die sind meistens gleich weit, wie man selber ist. Ich hatte auch einmal eine Blockade beim Schreiben, weil es meine erste schriftliche Arbeit war, und dann hat sich zum Glück ein Dozent Zeit genommen, mit mir hinzusetzen und das kurz anzuschauen. Aber es könnte auch jemand sein, der an einer Bachelorarbeit dran ist, weil er ja voll drin ist. Und was ich auch mega cool fände, wenn es irgendein kreativeres Zimmer, einen kreativeren Raum gegeben hätte. Also wir hatten einfach unsere Räume mit Tischen, aber ich weiss an der PH gibt es einen Raum, der ist so cool, weil es hat Stehtische, mehrere Whiteboards, die man herumschieben kann, es hat auch einen Tisch und er ist mega gross gestaltbar, es hat auch einen Beamer. Manchmal bin ich einfach, weil er häufig leer ist, dort reingegangen. Die Möglichkeit den ganzen Raum zu gestalten und zu nutzen, weil die Tisch, die dort drinstehen, den Raum recht blockieren, und am Schluss muss es wieder so sein. Bei diesem kreativen Raum kann man wirklich umstellen, man kann es so lassen, weil die nächste Person kommt, stellt wieder um, so wie sie ihn halt braucht und es muss nicht so viele Reihe und so viele Stühle haben. Es wäre mega cool, hätte man auch eine Arena, wenn es mehrere Räume gäbe, dann hätte man mal Abwechslung.
Emotionen Raum geben
Hilde: Wenn ich euch zuhöre, dann habe ich gehört, Leistungsnachweise sind ein grosses Thema gewesen, Work Life Balance. Welche Themen hat es noch gegeben, mit denen ihr konfrontiert ward?
Loïc: Sicher die beiden genannten, aber auch der theoretische Teil des Studiums, die soziologischen, ökonomischen Elemente, die man vor allem im Grundstudium hat. Da ist ein grosses Gesprächsbedarf gewesen.
Hilde: Sich inhaltlich darüber austauschen, ob man es richtig verstanden hat, und was es bedeutet?
Loïc: Ja auch und affektiv regulieren in der Gruppe, von wegen, hast du es auch so schlimm gefunden? Ja, und alle finden es schlimm und so. Auch, es ist so viel und ich verstehe eigentlich gar nichts. Ja, lass dir Zeit, eine beruhigende Rolle für die Affekte, habe ich immer wieder erlebt.
Ilona: Sie haben viel nach eigener Erfahrung gefragt, auch nach Lernstrategien. Gewisse hatten schon eigene Lernstrategien und wussten wie sie lernen möchten und andere haben sich mehr Orientierung gewünscht, und es gut gefunden, dass wir auf das noch eingegangen sind. Ja, aber Leistungsnachweise waren ein sehr grosses Thema.
Chancen für Erfahrungen
Hilde: Was fehlt noch, über was haben wir noch nicht geredet, was ist euch noch wichtig im Zusammenhang mit dem E-Tutorat?
Ilona: Es ist mega schade, dass es eingestellt wurde. Ich habe viele gehört, die schon weiter waren und gesagt haben, das hätte ich auch gerne gehabt und gewisse, die nachgekommen sind, sie haben selber gefragt, gibt es das noch, sie würden es gerne nutzen, weil sie es wirklich sehr geschätzt haben.
Hilde: Im Moment wird in verschiedenen Departementen der Selbststudiumsanteil innerhalb des Studiums erhöht, und es gibt Studierende, die einfacher damit zurecht kommen als andere. Es passt zu dem, was ihr gesagt habt und dann wäre natürlich so eine Art von Begleitung, Unterstützung, Programm ein sehr attraktives Angebot. Daher ist es uns ein Anliegen, darüber zu reden, dass das Programm sehr gute Rückmeldungen bekommen hat, dass es auch bei euch als Tutor:innen gut angekommen ist und daher wert wäre, es weiterzuführen.
Loïc: Ich habe es lässig gefunden, weil ich schon Soziale Arbeit zu studieren angefangen habe, weil ich ein bisschen geliebäugelt habe mit Coachingrollen, Supervisionsrollen, Gruppen, Moderationsrollen das Berufsfeld ist, das recht nahe an solchen Tätigkeiten ist. Es kann eine mega Chance sein für Studierende, die während dem Studium schon mal Erfahrung sammeln wollen, wenn du weißt, dass du das gerne machst, und so wie du das Zukunftsszenario beschreibst, Hilde, dann könnte das eine mega Chance sein für einige Studierende.
Tipps für zukünftige Tutor:innen
Hilde: Wenn man sich für die Rolle einer/eines Tutor:in interessiert, was muss man wissen? Was würdet ihr jemanden, der sich für die Rolle interessiert mit auf dem Weg geben?
Ilona: Man muss sicher Freude haben, Wissen zu vermitteln, also das, was man erlebt hat oder was man gemacht hat, den anderen weiterzugeben, und, wenn man noch Leidenschaft hat oder leidenschaftlich ist, um auszuprobieren, um zu testen, um mehr zu geben oder die ganze Zeit zu brauchen oder mehr in die Vorbereitung und so zu stecken, ist das sicher von Vorteil und kommt auch der Studierende zu gut.
Loïc: Dem stimme ich zu. Vielleicht eine gewisse Ambition, einen gewissen Anspruch, dass es für die Gruppen passt, dass es vielleicht ein bisschen innovativ ist, dass es auch für die Gruppe matcht, was man erlebt, wenn man ein Studium anfängt. Ja, schon eine gewisse Ambition und auch eine gewisse Bereitschaft Verantwortung zu übernehmen, dass man zwar auf Augenhöhe ist, weil wir sind alles Studierende in diesem Raum. Während dem Tutorat ist man doch eben der Tutor oder Tutorin und hat eine gewisse Verantwortung, dass das auch einer Qualität entspricht, und eben auch manchmal ein bisschen affektiv sein kann und man den Raum halten kann.
Warum weiterführen
Hilde: Das Projekt ist inzwischen abgeschlossen, auch, weil die finanziellen Mittel beschränkt waren. Aus welchem Grund würdet ihr als Tutor:innen sagen, macht es Sinn, dass es im nächsten Semester wieder umgesetzt wird?
Ilona: Es geht einfach um Chancengerechtigkeit. Es haben nicht alle die Möglichkeit, in der Sozialen Arbeit ist der Altersdurchschnitt so viel höher als in anderen Studiengängen, wie ich das bei Kolleginnen und Kollegen mitbekomme, sind nicht alle mit digitalen Mitteln aufgewachsen auch bei gewissen Studierenden ist es schon länger her und sie entscheiden sich jetzt, Soziale Arbeit zu machen. Ich finde einfach, dass es gerecht ist, dass sie die gleichen Chancen bekommen und auch begleitet werden, und dadurch können wir die Professionalität der Sozialen Arbeit erhöhen, wenn man mitkommt, wenn man dabei ist, wenn man es besser vermittelt bekommt, dann kann man auch viel besser Inhalt und Theorie aufnehmen. Das finde ich einen mega wichtigen Punkt.
Loïc: Ich würde sagen, es kann die Standort-Attraktivität der HSLU erhöhen, weil es eine individualisierte Bildung ermöglicht, weil quasi Studierende, die schon weiter fortgeschritten sind im Bachelor oder allenfalls auch im Master wie eingewoben werden in die Bildungsbiografie, die sich so unterschiedlich ergeben in den Hochschulverläufen, und das könnte auch ein Verkaufsargument sein. Wir werben eben gerade Studierende an, die unterstützen, das sind auch relevante Stakeholder für Menschen, die einen Bachelor oder einen Master abschliessen. Ja es ist sicher so, es macht die HSLU attraktiver.
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Im letzten Beitrag unserer Reihe geben die Tutorand:innen Einblick in ihrer Erfahrungen und erzählen uns, was sie vom Tutorat mitgenommen haben.
Illustration: Mascha Löhrer mit Hilfe von ChatGPT.
