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Lernen von Peers: E-Tutorate@hslu-sa

Mit dieser Blog-Reihe möchten wir die unterschiedlichen Aspekte des Projekts «E-Tutor*innen@hslu-sa» beleuchten. Im ersten Beitrag wird das Projekt von Seraina Caviezel Schmitz, Projektleiterin, evaluiert. Im zweiten Beitrag erzählt uns Aaron Rhyner mehr über das Tutorat aus Sicht der Projekt-Koordination. Im dritten und vierten Beitrag kommen die Tutor:innen und Tutorand:innen zu Wort und teilen ihre persönlichen Erfahrungen.

 

Evaluation eines Peer-to-peer-Ansatzes zur Förderung der Selbstmanagementkompetenzen rund ums Thema Lernen

Peer-to-peer-Ansätze liegen im Trend: Sie gelten als niederschwellig, bedarfsgerecht und effizient. Peers sind näher an der Lebenswelt der Studierenden und bieten möglicherweise andere Lösungsansätze und Tipps an als Dozierende. Peer-to-Peer-Ansätze stellen eine kostengünstige Variante der Lernprozessbegleitung dar, die es vermag, verschiedenste Bedürfnisse und Lebenslagen mit zu berücksichtigen und auf Bedürfnisse individuell einzugehen. Im Hochschulkontext werden sie häufig in Form von Tutoraten eingesetzt. Erfahrenere Studierende begleiten z. B. Neu-Studierende bei Fragen rund ums Studium, in Bezug auf spezifische Lerninhalte oder besondere Herausforderungen. Form und Rahmenbedingungen dieser Tutorate können variieren (siehe z. B. Tremp et al., 2023). Neuere Varianten integrieren häufig E-Anteile und unterstützen Studierende beispielsweise im Umgang mit Herausforderungen im Zusammenhang mit der Digitalisierung. Tutorate stellen dabei eigentliche Win-Win-Win-Situationen dar: Studierende profitieren von ihre erfahreneren Kommiliton:innen. Diese können eine neue Rolle erproben und erhalten einen Einblick in die Lehrtätigkeit und in die Hochschule. Gleichzeitig werden Dozierende und Mitarbeitende der Hochschule entlastet (ebd.).

Im Rahmen des Projektes «E-Tutor*innen@hslu-sa»[1] wurde ein Konzept für den Einsatz von Studierenden aus höheren Semestern als E-Tutor:innen für Neu-Studierende im Bachelorstudiengang der HSLU- Sozial Arbeit entwickelt, umgesetzt und evaluiert.

Die Idee

Ziel des Konzeptes war die Förderung der Studierfähigkeit bei den Neu-Studierenden sowie die Förderung guter Studierender (für mehr Informationen siehe Caviezel Schmitz, 2023, 2025). Das Konzept umfasste zwei Angebote: Die Orientierungseinheit[2] war auf die ersten Wochen des Semesters beschränkt. Ziel war eine niederschwellige und unkomplizierte Unterstützung von Neu-Studierenden insbesondere in organisatorischen Fragen. Beim zweiten Angebot, den E-Tutoraten, handelte es sich um ein freiwilliges Angebot, für das sich Neu-Studierende (verbindlich) anmelden konnten, um über einen längeren Zeitraum in Kleingruppen und unter Anleitung eines/r E-Tutor:in an bestimmten Kompetenzen zu arbeiten. Der Fokus lag dabei auf der Förderung von Selbstmanagementkompetenzen rund ums Thema Lernen.

Die Umsetzung

Das Tutoratsprogramm wurde im Studienjahr 2023/24 im Rahmen eines Pilots umgesetzt. Vier E-Tutor:innen konnten für die Pilotdurchführung gewonnen werden. Sie wurden für die Tätigkeit qualifiziert und entlöhnt und waren sowohl bei der Bewerbung der Angebote und bei der Evaluation involviert. Im Rahmen der Orientierungseinheit bearbeiteten sie in den ersten drei Semesterwochen 59 (An-)Fragen. Von den 168 Neu-Studierenden meldeten sich 72 für ein E-Tutorat an. Aufgeteilt auf sieben Tutoratsgruppen nahmen die Nutzer:innen zwischen Dezember 2023 und Mai 2024 an insgesamt 51 Tutoratssitzungen teil.

Die Evaluation

Diese Evaluation diente (1) zur Überprüfung der Zielerreichung  durch das Programm (-> Effectiveness), (2) zur Qualitätskontrolle (-> Durchführungsevaluation) und (3) Identifizierung allfälligen Anpassungsbedarfs und von Optimierungsmöglichkeiten im Hinblick auf eine zukünftige Implementierung des Programms. Dafür wurden verschieden Zugänge gewählt und Zielgruppen befragt, insbesondere die Nutzer:innen und die E-Tutor:innen (mehr Informationen zum Evaluationskonzept in Caviezel Schmitz, 2025).

Die Ergebnisse

Es zeigte sich, dass das Konzept geeignet ist, um die Ziele zu erreichen. Die Angebote stiessen bei den Neu-Studierenden auf grossen Anklang und wurden insgesamt positiv beurteilt: Die Inhalte der E-Tutorate entsprachen den Wünschen und Bedürfnissen der Nutzer:innen. Sie fühlten sich durch die E-Tutorate unterstützt und schätzten die Qualität derselben positiv ein. Verbesserungspotential identifizierten sie vor allem in Bezug auf die Rahmenbedingungen des Angebots (z. B. Zeitpunkt bzw. -raum der E-Tutorate, Anzahl Sitzungen) und die (aktive) Mitarbeit der Nutzer:innen in den E-Tutoraten. Auch die Orientierungseinheit wurde insgesamt positiv beurteilt (für ein kurze Übersicht zur Evaluation der Orientierungseinheit siehe Plakat der Abschlussveranstaltung). Es konnten geeignete Studierende als E-Tutor:innen gewonnen werden, die von der Tätigkeit und der Qualifikation in verschiedenster Hinsicht profitieren konnten.

Die Orientierungseinheit und die E-Tutorate konnten insgesamt wie geplant umgesetzt werden. Anpassungsbedarf aus Sicht der Nutzer:innen, der E-Tutor:innen sowie der Koordinationsperson wurden identifiziert und Ideen und Empfehlungen für den zukünftigen Einsatz von E-Tutoraten an der HSLU – Soziale Arbeit wurden den Zuständigen unterbreitet.

Ausblick

Das E-Tutoratsprogramm bietet der Hochschule eine zielgerichtete und effiziente Möglichkeit, Studienanfänger:innen mit verschiedensten Ausgangslagen und Bedürfnissen im Studium zu unterstützen. Der Bedarf ist gegeben, das zeigt nicht zuletzt die hohe Anmeldezahl für die E-Tutorate. Vor dem Hintergrund, dass die Anforderungen an Studienanfänger:innen steigen (z. B. durch die Digitalisierung und mehr Selbststudiumsanteile) lohnt es sich, Peer-to-Peer-Ansätze und den Einsatz von E-Tutoraten zu fördern.

Illustration: Mascha Löhrer mit Hilfe von ChatGPT.

Quellen

Arbeitsgruppe Tutorat (2013). Konzept Tutorat (Peer-Tutoring). FHS St. Gallen.

Caviezel Schmitz, Seraina (2025). E-Tutorate@hslu. Von der Idee bis zur Evaluation. Hochschule Luzern – Soziale Arbeit. https://doi.org/10.5281/zenodo.10259178

Caviezel Schmitz, S. (2023). Selbstmanagementkompetenzen im Fokus – Das E-Tutoratskonzept der Hochschule Luzern Soziale Arbeit. In S. Caviezel Schmitz, F. Imboden & P. Tremp (Hrsg.), Förderliche Hochschulkultur – partizipative Lehre. Studentische Tutorate an Pädagogischen Hochschulen und Fachhochschulen (S. 32 – 34). Pädagogische Hochschule Luzern.  https://zenodo.org/records/7779359

Tremp, P., Caviezel Schmitz, S. & Imboden, F. (2023). Studentische Tutorate als Antwort auf Herausforderungen des Studiums und Beitrag zu einer partizipativen Lehrkultur. Zur Einleitung. In S. Caviezel Schmitz, F. Imboden & P. Tremp (Hrsg.), Förderliche Hochschulkultur – partizipative Lehre. Studentische Tutorate an Pädagogischen Hochschulen und Fachhochschulen (S. 9 – 18). Pädagogische Hochschule Luzern. https://doi.org/10.5281/zenodo.7779358

 

[1] Das Projekt wurde im Rahmen des P8-Programms «Stärkung von Digital Skills in der Lehre» durchgeführt und von swissuniversities unterstützt.

[2] angelehnt an ein «Orientierungstutorat»; Orientierungstutorate sind zu verstehen als Tutorate, welche «keinen unmittelbaren Bezug zu fachspezifischen Wissensbeständen haben» (Arbeitsgruppe Tutorat, 2013) und darauf ausgerichtet sind, den Studienanfänger:innen die Orientierung an den für sie neuen (Studien-)Ort zu erleichtern.

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