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Hochschuldidaktik zwischen Kongress und TED-Talk

Die meisten der rund 300 Impulsvorträge, die das diesjährige University Future Festival ausmachten, fanden online statt (vgl. Unseren Blogbeitrag vom 29.05.2025). Wer wollte, konnte das Festival aber auch an einer der Präsenzbühnen verfolgen – neben Berlin, Braunschweig, Nürnberg und Graz erstmals auch in Zürich. Gastgeber der Zürcher «Stage» war die ETH Zürich, die den Teilnehmenden an einem der Konferenztage eine inspirierende Kongressatmosphäre ermöglichte.  

Strenggenommen war die Bühne allerdings nicht in Zürich selbst, sondern im Innovation Park auf dem Areal des ehemaligen Militärflughafens in Dübendorf. Die industrielle Atmosphäre im ehemaligen Hangar, der zum Eventlokal umfunktioniert wurde, der grosszügige Blick aufs leere Flugfeld und die Tüftler:innen der ETH und der HSLU, die gleich nebenan an Elektro-Rennautos herumbastelten, machten den Kongressort dabei tatsächlich zum idealen Ort für einen Blick in die Zukunft, wie ihn das Festivalmotto “Imagine” vorgab.   

Futuristisch wirkte denn auch die Technik, mit der die Präsenzbühne ins gesamte Festival eingebunden wurde. Die Redner:innen auf der Zürcher Bühne wurden von einem mehrköpfigen Kamerateam mit professionellem Equipment optisch eingefangen und so inszeniert, dass sie im Live-Stream auf der Festivalwebsite im besten Licht und Schnitt erschienen. In Pausengesprächen kam denn auch mehrfach der Eindruck zum Ausdruck, dass das Festival mit den Aufnahmen ein Pendant zu den etablierten TED-Talks für den Hochschulbereich schaffen wolle. Auch der Moderator, der durch den Tag führte, hätte durchaus ins Fernsehen gepasst. Obschon sich diese Rahmung deutlich von jener an wissenschaftlichen Kongressen abhob, kamen die Beiträge der Tagung den Referaten an bildungswissenschaftlichen Tagungen gleich. Zwei Vertreter:innen des ZLLF verfolgten das Festival vor Ort in Zürich. 

In ihrem Vortrag «Stell dir vor: eine andere künstliche Intelligenz ist möglich!» erinnerte Laddan Poyaan-Weihs von der HSLU an die Utopien der ersten Software-Entwickler. Bei den Visionen der «Hippie-Informatiker» wie Steward Brand, Jack Goldman oder Richard Stallmann standen die Menschen und deren Entwicklung im Zentrum: Zugang zu den Tools zur Selbstermächtigung; Erweiterung der menschlichen Intelligenz durch Computer; kreative Freiheit und Neugier statt Verwertung; freie Software im Sinne von offen und transparent.
Die gegenwärtige Realität von KI sieht anders aus. Algorithmen geben Empfehlungen, die nicht transparent sind und die eigene Filterblase füttern, ein paar Tech-Unternehmen haben die Hoheit über unsere Daten, Datenschutz- und Menschenrechtsverletzung finden statt. Laddan Poyaan-Weihs plädiert dafür, wieder an die Visionen der frühen Softwareentwickler anzuknüpfen, um eine menschenzentrierte KI zu entwickeln, welche auf Selbstermächtigung und stärkere Mitsprache und Beteiligung der Menschen beruht. Die globalen Referenzrahmen mit ihren 17 Zielen könnten dafür ein Kompass sein, wie z.B. hochwertige Bildung, verantwortungsbewusste Arbeit, Stärkung von Open Source sowie Optimierung von Umweltschutz und rechtlichen Verpflichtungen. 

Ein weiteres Referat auf der Bühne in Dübendorf steuerte eine Studentin der Hochschule Hildesheim bei. Sie berichtete von einer Initiative in Bayern, bei der Studierende zu KI-Tutor:innen ausgebildet werden, um danach ihrerseits andere Studierende beim Umgang mit KI zu unterstützen. Für den Erfolg der Initiative sei dabei entscheidend, dass sich nicht nur Studierende aus der Informatik, sondern aus möglichst unterschiedlichen Disziplinen als Tutor:innen zur Verfügung stellen und dass die Ausbildung der Tutor:innen neben technischen Aspekten auch juristische und gesellschaftliche Themen – etwa eine Diskriminierung durch KI – aufgreift. Das Modell sei so erfolgreich, dass sich inzwischen auch Dozierende mit Fragen zu KI an die Tutor:innen wenden würden – was leider so nicht vorgesehen sei.  

Alle Beiträge des Festivals sind auch auf YouTube zum nachträglichen Anschauen und Anhören verfügbar.

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