Voneinander lernen, gemeinsam weiterkommen – unter diesem Motto veranstaltete das ZLLF Zentrum für Lernen, Lehren und Forschen zum Semesterende die HSLU Gen-AI in Teaching and Learning Days. Vom 02. bis 06. Juni 2025 präsentierten Dozierende aus verschiedenen Departementen ihre Good-Practice-Beispiele zum Einsatz generativer KI in der Hochschullehre. Die elf Veranstaltungen gaben Einblick in unterschiedliche didaktische, technische und strategische Zugängen zur Frage, welche Rolle generative KI in der Lehre spielt bzw. spielen sollte.
Lernen unterstützen oder verhindern?
Generative KI verändert die Rahmenbedingungen von Hochschullehre und studentischem Lernen; sei es in der Informationsverarbeitung, beim Schreiben, beim Prüfen oder im gestalterischen Arbeiten. Vielen Dozierenden stellen sich deshalb ganz grundlegende und sehr konkrete Fragen bei der Planung ihrer Lehre: Wie lassen sich Potenziale von generativer KI sinnvoll nutzen? Wie können Studierende kompetent im Umgang mit KI begleitet werden? Welche Formen des Lehrens und Prüfens bleiben unter den neuen Voraussetzungen tragfähig?
Diese Fragen lassen sich stets auf die eine Kernfrage zurückführen: Wie kann generative KI Lernen sinnvoll unterstützen und vertiefen, statt abkürzen und vermeiden?
Mit den Gen-AI in Teaching and Learning Days hat das ZLLF ein Gefäss angeboten, um genau solche Fragen zu diskutieren, Antworten zu skizzieren und bestehende Lösungsansätze gemeinsam weiterzudenken. Mit einer departementsübergreifenden Perspektive trugen die Gen-AI Days zudem dazu bei, dass all die interessanten Ansätze, die in den Departementen erprobt werden, in der Hochschule insgesamt verbreitet werden.
Zwischen Vision und Realität
Im Auftaktreferat steckte Ladan Poyaan-Weihs vom Departement Informatik einen kritischen und zugleich visionären Rahmen ab. Sie blickte auf die Ideale aus den Anfängen der Informatik zurück: Viele „Hippie-Informatiker“, wie Poyaan-Weihs sie nannte, sahen in der aufkommenden Informationstechnologie das Potential für eine menschenzentrierte, unterstützende Technologie. Demgegenüber steht heute ein oligopolartiger Markt, geprägt von wenigen mächtigen Akteuren und kommerziellen Interessen. Umso wichtiger sei es, in Bildungskontexten über Alternativen nachzudenken – und die Entwicklung und Nutzung von KI aktiv mitzugestalten, so Poyaan-Weihs.
KI kann Lernen nicht abkürzen
In den darauffolgenden Tagen stellten rund ein Dutzend Dozierende konkrete Szenarien aus ihrer Lehre vor. Die Formate reichten von Inputs über Demonstrationen bis hin zu interaktiven Sessions – jeweils mit offener Diskussion im Anschluss, welche auch zu grundsätzlicheren Fragen führte.
Ein Motiv zog sich dabei durch viele der Beiträge und Diskussionen: Lernen kann gar nicht anders, als die aktive Auseinandersetzung mit dem Lerngegenstand sein. Und diese aktive Auseinandersetzung kann der Lernerin kein Werkzeug und keine Person abnehmen: Der Lernprozess muss stets selbst durchschritten (und teilweise durchlitten…) werden. Die Schlüsselfrage ist somit immer: Wo kann KI Lernprozesse unterstützen, indem „Umwege“, die dem Lernern nicht zuträglich sind, abgekürzt werden können, ohne das Lernen selbst zu unterminieren?
KI-Tutor: Lernbegleitung neu gedacht
Ein Beispiel dazu lieferte etwa Thomas Schwank, Dozent am Departement Technik und Architektur der HSLU. Er präsentierte einen KI-basierten Tutor, der Studierende im Selbststudium begleitet, Verständnisfragen klärt und individualisierte Lernpfade ermöglicht.
Besonders interessant an Schwanks Beispiel: Da er diesen KI-basierten Lernbegleiter in seinem Modul zu angewandter KI einsetzte, konnte die Anwendung gleich als Anschauungsbeispiel dienen. Die Studierenden konnten im Unterricht gewissermassen „unter die Motorhaube“ der Anwendung schauen und den zugrunde liegenden Code analysieren.
Mit wenigen Klicks zur Folie
Sascha Roth und Benjamin Emmenegger aus dem Departement Informatik hingegen nahmen die Dozierenden in den Fokus und zeigten ihren Ansatz zur KI-gestützten Erstellung von Präsentationen. Basierend auf wenigen Stichworten und Leitfragen erstellt ihre Anwendung, die sie entwickeln, in kurzer Zeit strukturierte Foliensätze, die sich direkt im Unterricht einsetzen lassen. Ihr Ziel: Dozierende von repetitiven Vorbereitungsaufgaben entlasten und dabei Zeit zu schaffen für die eigentliche Lernbegleitung.
Weitere Veranstaltungen thematisierten unter anderem Werkzeuge für die Recherche und Schreibbegleitung oder generative KI als Hilfsmittel für die Erstellung „synthetischer Daten“ für Übungsaufgaben.
Offenheit trifft auf Neugier
Mit insgesamt rund 330 Teilnehmenden stiess die Woche auf breite Resonanz – auch ausserhalb der HSLU. Dies verdeutlicht den grossen Bedarf an Diskussions- und Austauschgefässen rund um das Thema, sowie dessen Relevanz für die Lehre.
Das breite Interesse zeigt aber auch: Es braucht den kontinuierlichen Austausch und die entsprechenden Gefässe, um das Thema systematisch zu bearbeiten und gemeinsam weiterzuentwickeln.