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Wandern oder Schreiben, das ist hier die Frage

Wer wandern gehen will, soll sich eine gute Ausrüstung schaffen – gutes Schuhwerk, bequeme Klamotten, Essen & Trinken –, die Route planen, nach Wunsch eine gute Gesellschaft mitbringen, und sich denn endlich mit Geduld auf den Weg machen. Für das Schreiben funktioniert das auch in etwa so: als Ausrüstung galten einmal Kugelschreiber und Papier, heutzutage braucht es einen Computer mit Internetverbindung. Wenn der fertige Text das Ziel ist, ist die Struktur im Vorfeld grob oder genau zu planen; mit Gesellschaft und Geduld fällt das Schreiben, wie auch das Wandern, leichter. 

Die Idee, dass man «zusammen weniger allein schreibt», hat sich auch an der Schreibklausur des Campus Luzern bestätigt. Sie fand von 16. bis 20. August 2023 im Gästehaus Kloster Bethanien statt und wurde im Rahmen des Projekts Campus Luzern organisiert. Sie war deshalb für alle Doktorierenden und Mitarbeitenden der drei Luzerner Hochschulen offen, die sich mit wissenschaftlichem Schreiben befassen. Das Beisammensein von Doktorierenden und Mitarbeitenden der Uni Luzern, HSLU und PH Luzern war trotz – oder vielleicht genau aufgrund – der unterschiedlichen disziplinären und fachlichen Hintergründen, Erfahrungsniveaus und Schreibprojekten ein grosser Mehrwert der Klausur. Begleitet und mit Inputs und Tipps angeregt wurden die Teilnehmenden durch die Bergführerinnen – pardon, die Schreibcoachinnen Christina Cavedon und Mirëlinda Shala, denen übrigens die Analogie Wandern-Schreiben zu verdanken ist.

An der Schreibklausur genossen die Teilnehmende ein ideelles room for their own, aus dem Tagesgeschäfte und weiteren Verpflichtungen rausgeschmissen werden, damit die konzentrierte und ruhige Arbeit am eigenen Schreibprojekt erfolgen konnte. Sich inspirieren lassen konnten die Teilnehmenden auch von der schönen Aussicht zum Sarnersee und nach den vielen Gedankenwanderungen konnten sie sich mit einem echten Spaziergang in der St. Niklaus Umgebung belohnen.  

Beim Schreiben gingen die Teilnehmenden mit verschiedenen Schritttempos – von derjenige, die meinte: «bis morgen soll der Text fertig sein», zu dem anderen, dem gereicht hat, ganz wenig zum Schreiben, dafür die Dissertationsstruktur zu überdenken. Das gehört zur Sache, da auch beim Schreiben der Weg das Ziel ist. Die vielen Wendungen, die Stolpersteine, die Sprints und die Mitlaufenden, die in spontanem oder strukturiertem Austausch die Gedanken gestützt haben, verschwinden im fertigen Schreibprodukt. Sie prägen aber doch die Schreibenden und ihre Schreibroutine, sodass man von jedem Text etwas zu sich selber und zur Technik lernt und auch die steilsten Wege leichter und leichter werden.

Image: Eigenes Foto © 2023 Zentrum für Lernen, Lehren und Forschen der Hochschule Luzern

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