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Eindrücke aus der Zwischenevaluation des P11-Programms  

Fachhochschulen und Pädagogische Hochschulen müssen eine enge Verbindung zwischen Wissenschaft und Berufspraxis gewährleisten, um ihren Leistungsauftrag in der Bildung und Forschung bestens erfüllen zu können. Das «doppelte Kompetenzprofil» ihrer Mitarbeitenden – also, ihre Erfahrungen und Kompetenzen in beiden Referenzsystemen – kann deshalb als etwas wie das «zentrale Gen» dieser Hochschultypen verstanden werden, das sie von den Universitäten unterscheidet (Böckelmann et al., 2019, S. 6). In der Ausbildung des FH- und PH-Nachwuchses sowie im Gewinn von adäquat qualifizierten Mitarbeitenden stehen die beiden Hochschultypen deshalb vor einer Reihe gemeinsamer und fachbereichs- und berufsfeldspezifischer Herausforderungen. In diesem Zusammenhang bietet swissuniversities durch das Pilotprogramm P11 einen Rahmen, um neue Modelle und Strukturen der Nachwuchsförderung und Personalentwicklung zu testen. 2021 wurde die zweite Durchführung des Pilotprogramms gestartet und schweizweit werden 13 Kooperationsprojekte in diesem Rahmen gefördert. Die HSLU beteiligt sich in drei dieser Projekte.  

Nach gut zwei Jahren und in der Hälfte der Projektlaufzeit haben sich die Projektleitenden und die Vertreter:innen der P11-Programmgremien in Bern versammelt, um den Stand der einzelnen Projekte zu besprechen und insbesondere den Impact, die Herausforderungen und die Nachhaltigkeit der erarbeiteten Massnahmen gemeinsam zu thematisieren. Valeria Iaconis vertritt an diesem Anlass das Projekt der HSLU-Musik «Erweiterte Kompetenzprofile im Kunstbereich» (Leitung: Marc-Antoine Camp) und sammelt nun ohne Anspruch auf Vollständigkeit drei für sie besonders auffällige oder spannende Punkte: 

  • Wer macht mit? Auffällig an der Projektkonstellation war, dass P11-Projekte mehrheitlich im PH-Umfeld initiiert wurden: Nur fünf der aktuell laufenden Projekte werden von einer FH geleitet, wobei in mehreren Projekten FHs als Partnerhochschulen mitwirken. Dass das Thema so PH geprägt ist, war für die Anwesende eine interessante Feststellung. Zudem sind gewissen Fächer im aktuellen P11-Programm stärker als anderen vertreten, so z.B. der Kunstbereich und die Gesundheitswissenschaften.
  • Fifty Shades of doppeltem Kompetenzprofil. Spannend war, wie es in allen Projekten eine gesonderte Vorstellung gibt, nicht nur wie das doppelte Kompetenzprofil gefördert werden kann, sondern auch was darunter verstanden werden sollte. Die grosse Diversität wurde von den Anwesenden als eine Chance wahrgenommen. Zudem betonte swissuniversities als Erkenntnis aus der Förderperiode 2017-2021, dass eher individualisierte Massnahmen erfolgreich sind, wobei das Förderprogramm einen Versuch nach Standardisierung anstrebt. In diesem Spannungsfeld zwischen Individualisierung und Standardisierung entsteht ein Spielraum für die Generierung von neuen Strukturen und Fördermodellen – und die Anwesenden plädierten für eine mehr öffnende, nicht schliessende Definition. Die Idee, dass das doppelte Kompetenzprofil als eine Sensibilisierung für anderen Systemlogiken (Praxis, Wissenschaft usw.) verstanden werden kann und nicht als eine Anforderung an den einzelnen Mitarbeitenden, in allen Systemlogiken gleich erfahren zu sein, fand in der Runde Konsens – und gefällt der Beitragsverfasserin auch ganz gut. Unter diesem Begriffsverständnis konnten alle laufenden Projekte gut eingeordnet werden, weil sie – jedes in eigener Art – Austauschgefässe und Strukturen für die Begegnung der verschiedenen Systeme fördern, die dann jeweils auch als Abgrenzung der verschiedenen Logiken (Wissenschaft vs. Praxis) dienen.
  • Zusammen sind wir klüger! Ein klares Anliegen der Veranstaltung war, das gemeinsame Lernen der Projektleitende und der Programmgremienmitglieder zu fördern. Nachdem die Corona-Pandemie gezeigt hat, wie effizient die digitale Zusammenarbeit sein kann, erstaunt es immer noch, wie viel das physische Zusammensein in der Reflexion von Ideen und Konzepten ausmacht. Dass swissuniversities den Anlass organisiert hat und die Programm- und Projektbeteiligte sich zur Verfügung gestellt haben, ihre Erfahrungen und Eindrücken zu teilen und ins Gespräch zu bringen, war ein grosser Mehrwert und hat geholfen, eine gemeinsame Wissengrundlage zum doppelten Kompetenzprofil zu generieren.  

 

Quelle 

Böckelmann, Ch., Tettenborn, A., Baumann, S., & Elderton, M. (2019). Dozierende an Fachhochschulen und Pädagogischen Hochschulen der Schweiz: Qualifikationsprofile, Laufbahnwege und Herausforderungen

Wie stärkt die HSLU das doppelte Kompetenzprofil ihrer Mitarbeitenden?  
Die HSLU beteiligt sich in der Förderperiode 2021-2024 als Partnerhochschule in folgenden Projekten: 
Stärkung der Wissenschaftsorientierung: Reflexion von Forschung – Analyse von Berufspraxis (Leading Haus: PH Luzern, alle HSLU-Departemente) 
Teams als Lernort zur Entwicklung des doppelten Kompetenzprofils – Agile Zusammenarbeit und Personalentwicklung systematisch stärken im intermediären Raum zwischen Wissenschafts- und Berufspraxis (Leading Haus: PH Zürich, HSLU-W) 
Als Leading Haus führt das Department Musik der HSLU seit 2023 das Projekt «Erweiterte Kompetenzprofile im Kunstbereich» in Kooperation mit SUPSI, HES-SO, HEMU durch. 

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