Die Weiterentwicklung der Lehre ist ein kontinuierliches Thema nicht nur der Hochschullehre. Die Frage, was gute Lehre ausmacht, hat durch die Erfahrungen der coronabedingt angestossenen Online-Lehre neuen Schub erhalten. Nachdem die Umstellung auf reine Online-Lehre als «Emergency Remote Lehre» im Frühjahr 2020 an der Hochschule Luzern, wie wohl in vielen anderen Bildungsinstitutionen auch, mit grossem Engagement der Dozierenden gelang, geht es nun darum, die gemachten Erfahrungen in die Weiterentwicklung einer Lehre in unterschiedlichen Lehrformaten zu integrieren; als Lehre der Zukunft weiterzuentwickeln.
Auf Anregung der Hochschulleitung wurden Ende 2020 die Erfahrungen, Vor- und Nachteile der Lehrformate Präsenzunterricht, asynchrones und synchrones Distance-Learning sowie Blended Learning und Hybride Lehre in einem Working-Paper zusammengetragen und mit ihrer Bedeutung für die Weiterentwicklung der Lehre an der Hochschule Luzern in verschiedenen Gremien mehrfachen diskutiert, ergänzt, weiterentwickelt.
Aus diesen Iterationsrunden entstand ein Dokument, welches neben einer Klärung des terminologischen und konzeptionellen Rahmens nicht nur die Vielfalt an Gestaltungsmöglichkeiten von Hochschulunterricht aufzeigt, sondern auch die Rahmenbedingungen für deren Implementierung benennt. Das entstandene Kontextmodell macht bewusst, dass die nötige und sinnvolle Weiterentwicklung der Lehre in verschiedenen Lehrformaten komplex und hochgradig interdependent ist. Veränderungen auf der Mikroebene der Lehre bedingen eine Anpassung der entsprechenden Rahmenbedingungen wie z.B. zeitlicher Strukturen der Unterrichtsplangestaltung auf der Mesoebene. Gleichzeitig müssen die gewählten Lehrformate die strategischen und didaktischen Grundannahmen der Makroebene weitertragen und konkretisieren. Eine Weiterentwicklung der Lehre kann nur gelingen, wenn stets alle Ebenen berücksichtigt, Inkongruenzen und Spannungen vermieden werden. Dies verweist auch darauf, wie wichtig es ist, die Akteure der verschiedenen Ebenen in den Prozess zu integrieren.
Eine Diskussion mit den Teilnehmenden des Zertifikatskurses Hochschuldidaktik vergangenen Woche fokussierte genau diese Komplexität der Interessenslagen. Herausgehoben wurde, dass weitere Umsetzungsschritte über die Departemente hinweg unterschiedlich unter didaktischen Überlegungen bewusst entschieden werden müssen, da nicht alle Ausbildungsinhalte oder zu erwerbenden Kompetenzen gleichermassen für jedes Lehrformat geeignet sind. Angesprochen wurde neben der digitalen Inhaltskompetenz als Überlegung, welche Inhalte wie gut gelernt und gelehrt werden können, die nötigen didaktischen Kompetenzen für die zukünftige Berufsausübung der Absolvent:innen. Diese würden sich über die verschiedenen Studiengänge und damit verbundenen Berufsziele hinweg unterscheiden und müssten sich in der Gestaltung der Studiengänge abbilden, was unter dem Stichwort Future Skills ein Aspekt zur Umsetzung der genannten strategischen didaktischen Grundannahmen wäre. Gleichzeitig wurde von den Dozierenden die wahrgenommene Konkurrenz zu anderen Hochschulen angesprochen, die unter einem ganz anderen Fokus ebenso Einfluss auf die Gestaltung von Studiengängen nimmt.
Das Dokument Lernen in Lehrformaten kann auf viele Fragen keine Antwort geben, regt aber sicherlich die Diskussion über eine Lehre der Zukunft an. Es bietet Anstösse für Antworten, Entwicklung und Lösungen, die in den Departementen, Instituten, Weiterbildungsprogrammen und Studiengängen entstehen müssen. Angeregt wird dadurch auch die Diskussion über die Policy der Lehre an der HSLU, welche in Kürze diskutiert und überarbeitet werden wird. Der Prozess zur Weiterentwicklung der Lehre geht weiter.
Das Dokument Lernen in Lehrformaten kann von Angehörigen der Hochschule Luzern auf der Inside Seite des ZLLF eingesehen werden.
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