Zum Inhalt springen

Kann Forschung und Lehre überhaupt verbunden werden?

Theorie und Praxis sind verschieden. In der Theorie schreibt der Schweizerische Wissenschafts und
Innovationsrates SWIR in der SWIR Schrift 3/2014 mit dem Titel «Die Tertiärstufe des Schweizer Bildungssystems» (Seite 10):

«Der Grundsatz der Einheit von Lehre und Forschung [ist] für jede Art von Hochschule konstitutiv, da diese den Studierenden die Möglichkeit bietet, ihre Kompetenzen in der Behandlung komplexer Fragen zu entwickeln und gleichzeitig die Entstehung neuen Wissens mitzuverfolgen.»

Für die Praxis stelle ich mir folgende Frage: Kenne ich Studierende – von Fachhochschulen, von Pädagogischen Hochschulen, von Unversitäten, von der ETH – die mir erzählen, was sie Spannendes aus Forschungen ihrer ProfessorInnen gelernt haben? Bin ich selbst im Verlaufe meines Studiums in Kontakt mit Forschungen der Lehrenden gekommen? Kaum.
Folgendes könnte ein einfacher logischer Grund dafür sein: Die Modulbeschreibungen müssen das zu erwerbende Wissen im Voraus benennen. Will man allerdings «die Entstehung neuen Wissens mitverfolgen», wie das der SWIR attraktiv benennt, so ist just nicht im Voraus benennbares Wissen Thema.
Je mehr wir auf die Idee kommen könnten, dass sogar noch Modulbeschriebe «rekurssicher» sein müssen, desto vernagelter werden die Ausbildungsgänge ausfallen – vernagelt nicht nur gegenüber neuem Wissen, sondern auch gegenüber Veränderungen in der Praxis.
Ein spannender Lösungsansatz wäre so:
Rekurssicherheit wird nicht über detaillierte, fixierende Inhalts- und Leistungsnachweisangaben erreicht, sondern durch eine faire Information, die deklariertermassen und sinnvoll vieles offen lässt. In allen Modulen darf – und soll – Inhalt vermittelt und gegebenenfalls geprüft werden, der nicht in den Modulbeschrieben steht. Zudem könnten Module geschaffen werden, die sich als eigener Fokus mit aktueller, ja besser noch: mit laufender Forschung befassen. Da kann man logischerweise im Modulbeschrieb nur noch das Thema angeben – die Inhalte sind ja eben im Werden.
Klingt eigentlich sogar spannender als Module, die ein «abgekartetes Spiel» bieten – oder wie sehen Sie es? Die Kommentarfunktion steht Ihnen zur Verfügung!

Beitrag teilen in