Wie der Baum den Asphalt durchbricht, bricht auch der Turm der Sinne mit der aktuellen Atmosphäre vom Kreisel Schlund und verwandelt den Ort in eine Oase der Sinne.

Raumanalyse

Der Kreisel Schlund in Horw dient als Autobahnanschluss zur A2. Der Betonkreisel liegt auf zylinderförmigen Stützen circa fünf Meter über dem Terrain. Das bei der Projektierung des Verkehrsknoten das Hauptaugenmerk auf die Funktionalität gelegt wurde, ist an den durch ihre Dicke etwas klobig wirkenden Stützen, den monoton gestalteten Betonoberflächen und dem kahlen Kiesplatz unter dem Kreisel zu erahnen. Es ist ein Ort, welcher nicht zum Verweilen einlädt, sondern eher durchquert wird, um von A nach B zu kommen, ohne dass dem Kreisel an sich dabei eine grosse Beachtung zukommt. Wie kann sich also ein solcher Ort, inmitten einer Betonwüste in eine Oase der Sinne verwandeln, in der sich die Menschen vor dem vielfach hitzigen Alltag erholen können?

Abb. 1: Lichthof Kreisel Schlund von Matthias Bächler, 2020

Konzept/Idee

„Ausblenden ist die Grundlage aller Wahrnehmung.“
von Elmar Schenkel (*1953), Anglist, Autor, Übersetzer, Maler

Die selektive Wahrnehmung des Menschen gründet auf der Fähigkeit unseres Unterbewusstseins unsere Sinneswahrnehmungen nach ihrer Relevanz zu ordnen. Beim Autofahren verkommt der Strassenlärm zu einem rauschen im Hintergrund, das Ruckeln des Fahrzeugs ist kaum noch spürbar und dem Bergpanorama kommt wenig Aufmerksamkeit zuteil. Nur durch diese, vom Unterbewusstsein ausgehenden Einordnungen und Ausblendungen der verschiedenen Eindrücke, kann sich der von Reizen überflutete Mensch ein Bild der Situation schaffen und sich aufs Wesentliche, in diesem Fall den Strassenverkehr, fokussieren. Daraus lässt sich schliessen, dass durchs Ausblenden gewisser Sinne die übrigen geschärft wahrgenommen werden.

Abb. 2: Durchbruch der Natur

Umsetzung

Ein fünfeckiger Holzturm erhebt sich in der Kreiselmitte aus dem Lichthof und bricht als natürlicher Kontrast mit dem grauen und künstlichen Landschaftsbild. Beim Betreten des Turmes kommt man aus dem stressigen und lauten Umfeld in den gemütlich gestalteten Eingangsbereich. Ein abgedunkelter und schallisolierter Treppentunnel führt vom Erd- ins erste Obergeschoss. Da die hör- und sichtbaren Eindrücke abgeschwächt sind, kommt das Riechen stärker zur Geltung. Es liegt der Duft von Asphalt und Abgasemissionen in der Luft. Das Obergeschoss liegt auf der gleichen Höhe wie die Fahrbahn und durch die Glasfassade hat man einen freien Blick auf die den Kreisel umfahrenden Autos. Als Kontrast zum stressigen Verkehrsstrudel, befindet sich im Kern des Obergeschosses ein dunkler Raum, in welchem wohlige Klänge der Natur zu hören sind. Mit diesen intensivierten Sinneswahrnehmungen verwandelt der Turm, den an sich pragmatisch konzipierten Kreisel in einen Ort der Sinne.

https://youtu.be/jAbXIH0cZx0

Video 1: Aussenansicht von Oliver Bachmann, 2020

Aussenraum – Vorplatz – Stress

https://youtu.be/BPfkAavy3y0

Video 2: Erdgeschoss von Oliver Bachmann, 2020

EG – Restaurant – Wohlfühlen

Skizze 1: Treppentunnel – EG/OG  von Matthias Bächler, 2020

EG-1.OG – Treppentunnel – Riechen

https://youtu.be/sxLSiEmFlg4

Video 3: Obergeschoss von Oliver Bachmann, 2020

1.OG – Rundgang – Sehen

https://youtu.be/cxbBeCuxv8E

Video 4: Innenraum Obergeschoss von Oliver Bachmann, 2020

1.OG – Zentrum – Hören

Abbildungsverzeichnis:

Abb2:  t-online (17.09.2019). Baumbesitzer haften für Schäden durch Wurzeln. Aufgerufen von https://www.t-online.de/heim-garten/garten/id_59664124/wurzelschaeden-beim-nachbarn-durch-baeume-haftung-und-vorbeugung.html (10.12.2020)

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