Es ist zwar schon eine Weile her, aber da ich meine Notizen noch entziffern kann, möchte ich doch noch kurz einen vierten und letzten Artikel zur Tagung „mit Dingen erzählen“ loswerden. Es geht dabei um Michael Parmentiers Vortrag zu den Möglichkeiten und Grenzen der Narration im Msueum.
Parmentier begann mit einer sehr schönen und griffigen Einführung in die Semiotik, um deutlich zu machen, dass Dinge zum einen immer mehrdeutig sind und zum anderen eine spezifische Bedeutung immer nur auf dem Hintergrund eines spezifischen Kontexts aufscheint. Das Museum folglich, „setzt Dinge in neuen Kontext und vereindeutigt sie!“ Insofern ist das Spannende für den Ausstellungsmacher, das Unsichtbare sichtbar zu machen, wie schon Paul Klee erwähnte.
Nach Jana Scholze, so Parmentier, gibt es vier fundamentale Verfahren, um Dinge neu zu kontextualiseiren:
1. Die Klassifikation in der nach Gemeinsamkeiten und Differenzen sortiert wird (z.B. Pilze, Vögel, etc…). Hierbei werden die Objekte aus ihren natürlichen Zusammenhängen gerissen und „entindividualisiert“.
2. Die Komposition: Ein Vorgang in dem Anordnungen durch „spielerische Erprobung“ entstehen und zuerst emotional gewertet werden. Später dann wird mit dem Verstand überprüft und die Ordnung weiter entwickelt. Zur Komposition zählt auch die Montage. Hierbei setzt man vordergründig beziehungslose Objekte gegeinander um verborgene Bedeutungen hervorzuholen. Als Beispiel nannte Parmentier die Bildwelten Ausstellung der Foundation Beyeler in der Bilder der klassischen Moderne Objekten ethnischer Kunst aus Afrika und Ozeanien gegenüber gestellt wurden. In der Montage werden oftmals auch willkürliche Ordnungsprinzipien (z.B. alphabetisch oder zufällig) benutzt
3. Szenische darstellung
In dieser Form der Objektdarstellung werden diese in eine „alltagliche natürliche umgebung eingebettet“. Das geht vom Nachbau historischer Räume über Attrappen, wie man sie aus Dioramen kennt, bis zur Plazierung von Objekten an Originalschauplätzen
4. Erzählung
Die Erzählung, so Parmentier ist das komplexeste Verfahren der Kontextualisierung. Sie setzt eine Szene in einen zeitlichen Ablauf um, temporalisiert sie, oder wie Parmentier so schön sagte, „faltet sie zeitlich auf“. Und hier wird es spannend, da Parmentier offensichtlich einen sehr konkreten Erzählbegriff benutzt. Für ihn ist Erzählen immer auch eine Kette von Kausalitäten, die mit Objekten allein nicht aufgebaut werden kann: „Dinge allein sind kein Erzählmedium“.
Doch Parmentier lässt uns zum Glück nicht einfach ratlos stehen. Wenn man Raum und Sprache verbindet, dann wird das Museum zur Erzählumgebung. Der Besucher erläuft sich quasi die Geschichte beim Gang durchs Museum und beim Wandern durch die Ausstellung entsteht automatisch wieder Chronologie. Die Sprache (in Wort und/oder Text) ist ein unabdingbares zusätzliches Element, welches gerade komplexe Erzählsturkturen unterstützt. Allerdings, so Parmentier weiter, besteht die Kunst darin, Sprache und Objekt so verbinden, dass das Objekt nicht zur Illustration verkommt oder zum Stichwortgeber von Erzählungen. Die Aura des Kunstwerks, so kann man das wohl deuten, muss erhalten bleiben.
Hier gehts zu:
Mit Dingen erzählen 1: Von Folterkammern und Mumien
Mit Dingen erzählen 2: zur Bilderzähltheorie im Sammlungskontext
Mit Dingen erzählen 3: Wie erzähle ich eine Ausstellung
Mit Dingen erzählen 4: Möglichkeiten und Grenzen der Narration
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