Hürden in der Umsetzung bei Web 2.0 Projekten (stART10)

Endlich eine Veranstaltung die auf die Herausforderungen in der Umsetzung eingeht. – Best Practice Beispiele hatten wir ja in den letzten 2 Tagen zu genüge präsentiert bekommen. Die im Podium diskutierten Schwierigkeiten können in drei Bereiche eingeteilt werden:  Community-Aufbau, technische Umsetzung und Partizipation.

In der zur Verfügung stehenden Zeit eine Community aufzubauen und Beziehungen aufzubauen ist nicht nur für die Berliner Festspiele unrealistisch. Auch Repräsentanten des Talia Theater bestätigen die Schwierigkeit in kurzer Zeit eine eigene Community aufzubauen. Besser funktioniert die Strategie sich an bestehende Communities anzuschliessen. Sei es indem die Facebook-Gruppe des Museums genutzt wird, oder sei es indem mit thematisch nahen Gruppen kooperiert wird – auch wenn dies dem Wunsch widerspricht alles unter einem Dach in selben CI vereint dargestellt zu haben. Auch in anderen Bereichen zeigt die Erfahrung, dass der Aufbau eigener Services zu aufwendig und wenig sinnvolll ist. Hierzu erwähnt das Thalia Theater den Versuch eine Kalenderfunktion für die eigene Community zu bauen, mit dem Ziel, dass sich interessiert treffen und austauschen können. Facebook u.ä. Anwendungen bieten diesen Service aber bereits an. Bei der Popularität dieser Plattformen macht es wenig Sinn das Rad neu zu erfinden. Im Fall des Thalia Theaters hatte man sich nachträglich ebenfalls für eine Facebookgruppe entschieden.

Die grösste Hürde für die Musikplattform Niedersachsen (Klaus Georg Koch) war und ist es, für die technischer Realisierung den passenden Partner zu finden. Fachleute, die in der Logik des Social Web gedanklich zu hause sind und die fähig sind die verschiedenen Social Web Komponenten zu zu vernetzten. Neben persönlichen Empfehlungen sollten hier auch erfolgreich umgesetzte Projekte (bzw. Personen dahinter) berücksichtigt werden.

Schliesslich war Partizipation ein Thema, beziehungsweise die Faktoren, die es für eine gelungene Partizipation bracht. Oft sind es nicht nur die Rahmenbedingungen die über Erfolg einer Online-Aktion mit partizipativen Elementen entscheiden. Die Podiumsdiskussion ergab, dass sich im Web immer auch die ganz normale Welt abbildet. Sprich, es geht auch hier um Annerkennung. Neben der inhaltlichen Komponenten spielt deshalb auch die Bedeutungen von Netzwerken, Communities oder Institutionen eine Bedeutung. Während es also cool ist eine Ballonfahrt über den Atlantik in einer Social Web-Wettbewerb-Aktion von Snickers zu gewinnen (wobei mir hier der genaue Rahmen nicht bekannt ist), ist es wenig interessant an einem wenig bekannten Museum an einem ersten Versuch eines Web 2.0-Wettbewerb teilzunehmen. Es ist eben wenig attraktiv, sich in einem noch wenig bekannten Netzwerk eines Museums zu tummeln. Gelungene Partizipation, das beschreibt auch Salgado in ihrem Buch „Designing for an open museum“ (pdf) ist deshalb abhängig von verschiedenen Faktoren. Die Autorin unterscheidet insbesondere vier Ebenen: community, practices, interactive piece sowie die onsite exhibition. Neben dem eigentlichen Rahmen (hier das interaktiven Ausstellungsobjektes sowie die Ausstellung selbst) sind für Salgado auch die Art der Aktivität (besuchen, treffen, shoppen, kommentieren, publizieren, organisieren/designen, ausstellen oder kuratieren) sowie die beteiligte Gemeinschaft (Kooperationspartner, Besucher, Mitarbeiter) wichtige Faktoren. (Mariana Salgado, 2009).

Als möglicher Weg die Partizipation zu unterstützen wird in der Diskussion erwähnt, dass der Einbezug einer Schulklasse erwogen werden kann oder z.B. ein Workshop Angebot zum Thema Videos (wenn es um Partizipation mit Filmen geht) Sinn machen kann.

Richtig spannend wird es dann als Frank Tentler (Moderation) die Spiesse der Podiumsdiksussion umdreht und das Publikum Antworten auf die Fragen des Podiums geben lässt. Auf die Frage, was macht eine Angebot im Internet aus? Oder wie wird ein Angebot für den Nutzer unverzichtbar, lautet die prägnante Antwort eines leider mir unbekannten Herrn (weiss jemand, wer das war?): Unverzichtbar wird ein Angebot, wenn ich werteschätzt werde und hochwertiger, exklusiven Content (in der angemessenen Länge) geboten wird. Das bedeutet aber jetzt nicht dass eine Internetseite nur Hochglanz-Charakter haben soll. Es wird angemerkt, dass ein zu elitärer Internet-Auftritt eher einschüchternd hemmend wirkt für eine Beteiligung der Nutzer.

Frank Giesker (Berliner Festspiele), Klaus Georg Koch (Musikland Niedersachsen)  und Axel Kopp (Junge Tonhalle Düsseldorf) sprachen in einer Podiumsdkiskussion über die Probleme in der Realisierung von Social Media Konzepten.


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