Das ZLLF veranstaltet intern jeden Monat einen «Themenhalbtag», in welchem sich das ganze Team einer spezifischen Thematik widmet. Ganz offensichtlich bestand das Bedürfnis, sich einmal mit der Kameratechnik zu befassen, denn es wurde bestimmt, dass ich einen Themenhalbtag mit dem Namen «Einfach mal filmen mit Kim» leiten sollte. Auftrag angenommen. Und ich habe mich auch gefreut, diesen Kamerakurs anzubieten, jedoch war es für mich persönlich eine speziellere Herausforderung und das nicht nur, weil ich noch nie einen vierstündigen Kamerakurs gegeben habe.
Vielleicht doziert ihr selbst, oder ihr habt vielleicht an der PH studiert und vielleicht baut ihr ja bereits eure Unterrichtstätigkeit anhand von didaktischen Modellen auf. Doch habt ihr schon einmal einen Kurs an eine Gruppe von Spezialist:innen der Hochschullehre gegeben? Das forderte mich auf einer Metaebene und hat mich neben meiner ganz eigenen persönlichen Abneigung gegen theoretischen Frontalunterricht dazu verleitet, mir bei der Unterrichtsmethodik besonders viele Gedanken zu machen.
Doch warum beschäftigt sich das ZLLF überhaupt mit Ästhetik und Multimediatechnik? Einerseits war es ein Bedürfnis des Teams, meine Tätigkeiten an der Hochschule besser zu verstehen und andererseits sind Kompetenzen in der Multimediatechnik und im Erstellen von Fotografie- und Videoinhalten in Zeiten des Online- und Blended-Learnings gefragter denn je. Und auch ganz praktisch gesehen benutzen meine Kollge:innen oft Kameras, um Unterrichtssequenzen von Dozierenden aufzunehmen, um mit der Hilfe von diesen Videos ein klareres, nachvollziehbareres Feedback geben zu können.
Das für das Erstellen von Multimediainhalten eine gewisse Kompetenz in Multimediatechnik vorhanden sein sollte, ist einfach begründbar. Aber warum ist denn die Ästhetik wichtig? Ist ein Lernvideo im Goldenen Schnitt denn besser als ein Lernvideo, aus der Zentralperspektive?
Die empirischen Befunde dazu wirken auf den ersten Blick ernüchternd: Zwar hat die subjektiv wahrgenommene Ästhetik Einfluss auf das emotionale Empfinden und damit die intrinsische Motivation, und man kann davon ausgehen, dass das sowohl in positive wie auch negative Richtung wirken kann. Objektive Aspekte des visuellen Designs, also solche, die entsprechend Designlehren eingesetzt werden, beeinflussen jedoch weder die Motivation, noch die kognitive Belastung und auch nicht die Zufriedenheit und den Lernerfolg (Findeisen et al 2019, S. 29).
Ich persönlich habe ehrlich gesagt grosse Schwierigkeiten nachzuempfinden, dass unästhetische Lernvideos sich nicht auf meine Motivation auswirken sollten. Das liegt aber vielleicht einfach an der Tatsache, dass das zu sehr an den lange antrainierten Grundsätzen meiner Ausbildung und an meiner Leidenschaft zur Fotografie nagt. Aber wie dem auch sei, ich appelliere dennoch dafür, sich mit den gestalterischen Prinzipien der Ästhetik zum Erstellen von Lernvideos auseinanderzusetzen. Auch wenn sie nicht wichtig für den Lernerfolg zu sein scheinen, so sind sie doch sehr hilfreich bei der Produktion. Ein Grundwissen zur Bildgestaltung, zur Lichtführung und zu den Einstellgrössen kann das Filmen deutlich effizienter und professioneller gestalten. Anstatt sich ungewiss von einer Komposition zur anderen zu angeln und sich stets zu fragen, wie man jetzt eine Situation filmen könnte, bieten ästhetische Prinzipien einen Halt und eine Sicherheit, an denen man sich orientieren kann.
Und wenn du Beratung suchst – sei diese nun zu Anliegen der Multimediatechnik oder Ästhetik – ich helfe dir gerne im MediaLab beim Erstellen von multimedialen Lerninhalten (Lernvideos, Audioaufnahmen, Podcasts und beim Filmen von Unterrichtssequenzen etc). Ich freue mich auf jede Anfrage.
Literatur:
Findeisen, S., Horn, S., & Seifried, J. (2019). Lernen durch Videos – Empirische Befunde zur Gestaltung von Erklärvideos. MedienPädagogik: Zeitschrift für Theorie und Praxis der Medienbildung, 16–36. https://doi.org/10.21240/mpaed/00/2019.10.01.X
Die Bilder in diesem Beitrag wurden vom ZLLF-Team während dem Themenhalbtag erstellt.