In den letzten Monaten des 2021 wurde an der HSLU zusammen mit anderen Angeboten zu Forschungskompetenzen ein Mentoratsprogramm vom ZLLF lanciert. Ziel dabei war, die HSLU-Mitarbeitenden, die in der Forschung unterwegs sind oder sein wollen, mit einem individuellen Personalentwicklungsinstrument zu unterstützen. Ende 2023 schlossen zwei Teilnehmende ihre Mentorate ab, sechs Personen sind noch dran – es bietet sich nun die Gelegenheit, kurz und punktuell auf das Programm zurückzublicken.
Ein Instrument für wen? (I)
Mit dem Mentoratsprogramm wollte das ZLLF der Tatsache Rechnung tragen, dass Fachhochschulpersonal über vielen Wege zu einer Tätigkeit in der Forschung kommt – die Promotion, die i.d.R. in den Universitäten der allererste Schritt dazu ist, ist an Fachhochschulen nur eine der Möglichkeiten und kann auch in einem fortgeschrittenen Laufbahnstadium erfolgen. Unabhängig vom Hochschultyp sind allerdings berufliche Beziehungen, die oft auf der informellen Ebene bleiben, in der Weiterentwicklung der eigenen Kompetenzen in der Forschung und in der Erweiterung des eigenen Netzwerks wesentlich. Mit dem Mentorat können diese Beziehungen offizialisiert werden bzw. können neuen Kontakte verknüpft werden. In den ersten zwei Jahren wurde das Programm unterschiedlich von den HSLU-Departementen in Anspruch genommen: es wird v.a. von Mitarbeitenden der SA und DFK (insgesamt sechs Teilnehmende aus diesen Departementen) genutzt, vermutlich auch deshalb, weil dort das Mentorat als Format weitetabliert ist und eine weniger starke Forschungstradition vorliegt.
Ein Instrument für wen? (II)
Mentoring ist traditionsmässig eine Männersache – wer sich dazu einliest, stösst früher oder später auf die Etymologie des Begriffs, welcher zum ersten Mal im Epos Odyssee gebraucht wurde: Als Odysseus in den Trojanischen Krieg aufbricht, überlässt er die Erziehung und Ausbildung seines Sohnes Telemachos seinem Freund Mentor. Inzwischen findet man Mentoring allerdings vermehrt in der Frauenförderung – auch im akademischen Umfeld. Das Mentoratsprogramm des ZLLF richtet sich bewusst an alle Mitarbeitenden – nimmt also das Frauenförderungsthema nicht spezifisch auf den Blick – ist aber faktisch stark weiblich geprägt. Von den acht Teilnehmenden sind sieben Frauen, die durch fünf Mentorinnen und drei Mentoren begleitet werden.
Programmelemente
Im Zentrum des Mentoratsprogramms des ZLLF steht die one-to-one Beziehung zwischen Personen, die in der Forschung mit einem unterschiedlichen Erfahrungsniveau tätig sind. Damit eine kräftige Nachwuchsförderung stattfindet, wurden einigen Rahmenelemente angedacht, die den Gestaltungsspielraum der Mentee vergrössern, für die Mentor:innen auch einen Mehrwert darstellen und Transparenz in der Mentoring-Beziehung schaffen.
- Grösser Gestaltungsspielraum der Mentee: Als Beispiel dafür kann man u.a. das Matchingverfahren nennen: bei der Mentor:innensuche werden die Mentee stark einbezogen und eingeladen, sich mit Vorschlägen einzubringen. Somit wird es gesichert, dass die Mentorin oder der Mentor fachlich gut passt, und die Mentees werden ermutigt, nicht nur ihre Netzwerke, sondern auch ihre Bedürfnisse und Erwartungen in Bezug auf das Mentorat zu analysieren – also sich gedanklich schon auf einen Reflexionsmodus einzustellen.
- Mehrwert für die Mentor:innen: Ein offizieller Auftrag als Mentor:in zu bekommen, ist eine Anerkennung der eigenen fachlichen und überfachlichen Expertise, bedeutet aber auch, eine anspruchsvolle Rolle einzunehmen. Als Vorbereitung wird eine Schulung organisiert und den Mentor:innen einmal pro Jahr ein Austauschgefäss angeboten. Das ist eine gute Gelegenheit, Expert:innen anderer Fachgebiete und Realitäten – von den acht Mentor:innen sind drei HSLU-extern – kennenzulernen und die eigene Erfahrung mit dem Mentorat im Gespräch zu reflektieren.
- Transparenz schaffen!: Für die Gestaltung der Mentoring-Beziehung werden Vorlagen für Rahmendokumente – wie z.B. eine Zielvereinbarung – zur Verfügung gestellt, die der Klärung der Zusammenarbeit und der gegenseitigen Erwartungen dienen. Somit wird Verbindlichkeit und Klarheit geschafft. Die Zielvereinbarung kann als Basis für den Abschlussbericht dienen, wenn der oder die Mentee auf das Mentorat zurückblickt und eine reflektierte Bilanz zwischen Erwartungen und erreichten Zielen zieht.
Das Mentoratsprogramm des ZLLF ist noch jung und hat in seiner Konzeption viel von den vergangenen und laufenden Erfahrungen in Schweizer Hochschulen (z.B. vom mefista-Programm und Mentoring Deutschschweiz) profitieren können. In diesem Sinn sind die oben skizzierten Elemente nicht besonders neu, zeigen aber immer noch ihrer Kraft in Bezug auf die Nachwuchsförderung. Wer sich näher über das Mentoratsprogramm informieren oder auch dafür anmelden möchte, findet weiteren Auskünfte auf diese Webseite.