Digitalisierung in der offenen Arbeit mit Kindern

von Mirjam Locherer, Absolventin Minor Digitalisierung und Soziale Arbeit, Mai 2022

Im Rahmen meines Vorhabens innerhalb des Minors in Digitalisierung und Sozialer Arbeit an der Hochschule Luzern, setzte ich mich mit diversen Aspekten der digitalisierten Arbeit mit Bezugspersonen in der offenen Arbeit mit Kindern auseinander.

Mein Vorhaben kann in fünf wesentliche Aspekte eingeteilt werden. In einem ersten Schritt recherchierte ich Grundlagenwissen über die Zielgruppen: Kinder im Alter zwischen sechs und zwölf Jahren und deren Bezugspersonen. In einem zweiten Schritt fand eine interne Recherche statt. Dabei wurden interne Dokumente gesichtet, es fanden Gespräche im Team und ein Austausch mit einem Mitglied der Arbeitsgruppe Elternarbeit statt. Als drittes wurden Anliegen und Wünsche der Zielgruppe abgeholt. Es fanden Gespräche mit Bezugspersonen statt um punktuelle Stimmungsbilder zu erhalten. Ausserdem wurde mit einer Fachperson aus dem Modi*hus (https://www.toj.ch/standorte/modi-hus-bienzguet) – ein Treffpunkt für Jugendliche Mädchen im Quartier – ein Interview durchgeführt. Das Modi*hus gehört zum Trägerverein für die offene Jugendarbeit der Stadt Bern (toj) ( https://www.toj.ch). Dabei standen die Vernetzung und der Austausch über Erfahrungen zu der Thematik im Vordergrund. Im vierten Schritt wurden alle bisher gesammelten Informationen zusammengetragen und daraus Erkenntnisse abgeleitet. Dabei kristallisierten sich Wünsche und Herausforderungen seitens Institution sowie Zielgruppe/ Klientel heraus. Im letzten Schritt wurden diese Erkenntnisse festgehalten, um eine Grundlage für das künftige Vorgehen im Kinderatelier Bienzgut zu schaffen.

Eine der wichtigsten Erkenntnisse aus der Theorierecherche war, dass Medienkompetenz bewusst geübt werden muss (Bostelmann, 2019, S. 17). Besonders wichtig ist, dass Kinder den Unterschied zwischen Information, Nachricht und Meinung lernen (Bostelmann, 2019,  S. 42). Da wir ein offenes Angebot für Kinder sind und bisher nur wenig Angebote zum Erlernen dieser Kompetenzen anbieten, wäre eine ausgeweitete digitale Kommunikation direkt mit den Kindern nicht adäquat. Anders sieht es mit der digitalen Informationsbelieferung zu den Bezugspersonen aus. Herauszufinden mit welchen digitalen Tools wir Bezugspersonen im Quartier erreichen, um Informationen wie zum Beispiel aktuelle Angebote und Öffnungszeiten möglichst sinnvoll übermitteln zu können, war ein zentrales Anliegen meines Vorhabens. Dabei stand die klare, einfache und barrierefreie Kommunikation, sowie Ethik und Recht in der digitalisierten Welt im Vordergrund. Themen, die aufgeworfen wurden, waren einerseits die Frage nach dem Datenschutz. Anderseits besteht ein Spannungsfeld zwischen Personen, welche nicht erreicht werden, wenn sie keinen Zugang zu den nötigen technischen Geräten haben gegenüber Personen, welche mit den bisherigen Angeboten nicht erreicht werden konnten (Pädagogische Hochschule PHBern, 2022). Grundsätzlich sind fast alle Angebote unserer Institution niederschwellig (das heisst; kostenlos, ohne Anmeldung, es sind keine Vorkenntnisse nötig, freiwillig und die Teilnehmenden können innerhalb des Angebotes kommen und wieder gehen, wie sie möchten). Ich habe mich damit befasst, was diese genannten Aspekte (die Eigenheiten unserer Institution / Angeboten und das neu gewonnene Fachwissen in unterschiedlichen Bereichen) konkret für die digitale Transformation unserer Institution bedeutet und ob dies Einfluss auf die zukünftigen Angebote des Kinderatelier Bienzgut haben könnte. Im Austausch mit dem Modi*hus konnte festgestellt werden, dass (wie auch bei uns im Kinderatelier Bienzgut) oft die Ressourcen knapp sind, um in die digitale Transformation voranzutreiben. Oft werden den digitalen Kommunikationsprojekte eine geringe Priorität zugeschrieben.

Abbildung 1: Wenn digitale Tools überwältigen (eigene Darstellung) ein Podcast mit Mirjam

Bei der Wahl der gewünschten digitalen Tools ist es besonders wichtig sich im Voraus Gedanken, um die Datensicherheit zu machen. Die Frage ist: welche spezifischen Ansprüche haben wir als Organisation und erfüllen mögliche digitale Tools diese Ansprüche? (https://www.skmr.ch/cms/upload/pdf/2021/210518_Grund_und_Menschenrechte_in_einer_digitalen_Welt.pdf) (Ghielmini et al., 2021, S. 48). Auch Ethische Aspekte dürfen dabei nicht ausser Acht gelassen werden (Manzeschke, 2020, S. 220). Aus diesen Gründen ist es elementar, dass Fachpersonen das nötige Knowhow haben. Zum einen, um ein adäquates und nachhaltiges Konzept für die Digitalisierung in der eigenen Institution zu entwickeln. Zum anderen, um dieses umzusetzen und laufend zu aktualisieren (https://www.klinkhardt.de/verlagsprogramm/2473.html)  (Hochschule Luzern – Soziale Arbeit, 2022, S. 12).

 

Zwei meiner grundlegenden Erkenntnisse zum Thema Digitalisierung sind einerseits wie entscheidend der Stellenwert ist, welcher die digitale Weiterentwicklung innerhalb einer Organisation erhält. Der ist entscheidend, da demensprechend zeitliche wie auch finanzielle Ressourcen gesprochen werden. Anderseits die Wichtigkeit des Fachwissens. Nur wenn Fachpersonen Fachwissen zum Thema Digitalisierung haben, kann eine nachhaltige digitale Transportation in einer Organisation stattfinden.

Beide Erkenntnisse zeigen auf, dass genügend Ressourcen eine Voraussetzung für die gelingende Digitalisierung in der Praxis, ist. Dies stellt eine grosse Herausforderung für Organisationen dar, welche schon ohnehin mit knappen Ressourcen zu kämpfen haben. Gleichzeitig birgt die Digitalisierung ein grosses Potential, da Ressourcen eingespart werden, die dann wiederum anders eingesetzt werden können.

Quellen

Bostelmann, Antje (2019) Medienpädagogik in Kindergarten und Grundschule. 21 Ideen für die Bildungsarbeit mit 4- bis 8- jährigen Kindern. Bananenblau – der Praxisverlag für Pädagogen.

Ghielmini, Sabrina, Kaufmann, Christine, Post, Charlotte, Büchler, Tina, Wehrli, Mara & Amacker, Michèle (2021). Grund- und Menschenrechte in einer digitalen Welt. In Schweizerisches Kompetenzzentrum für Menschenrechte (SKMR) (Hrsg.). Buch & Netz.

Hochschule Luzern – Soziale Arbeit (2022). Soziale Organisation an der digitalen schwelle – ein Modell zum Umgang mit digitalen Herausforderungen. Unterrichtsfolien. Bestgen, Sarah, Kirchhofer, Roger, Adam, Stefan M., Tschopp, Dominik.

Manzeschke, Arne (2020). Digitalisierung und Organisationsethik. Ethische und technikphilosophische Skizzen!. Ethik und Med (2021), 33: 219-232. Springer. doi.org/10.1007/s00481-021-00630-5

Pädagogische Hochschule PHBern (2022). Digitalisierung und Chancen(un)Gleichheit. https://www.phbern.ch/dienstleistungen/fernunterricht-waehrend-der-coronavirus-pandemie/digitalisierung-und-chancenungleichheit

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