Intersektionalität entstand am Rande der feministischen und antirassistischen Bewegungen, in der Politik und im Denken Schwarzer Frauen und Frauen of Colour. Der Begriff der Intersektionalität stammt von der US-amerikanischen Schwarzen Rechtstheoretikerin Kimberlé Crenshaw (1989). Sie formulierte Ende der 1980ger Jahre eine tiefgreifende Kritik der Antidiskriminierungsrechtsprechung. Dabei untersuchte sie drei Fälle bei denen Schwarze Frauen mit ihren Klagen scheiterten, weil die Gerichte weisse Frauen und Schwarze Männer als Vergleichsgruppen im gleichen Unternehmen heranzogen. Es wurde argumentiert, dass es sich in den entsprechenden Fällen weder um eine Diskriminierung aufgrund des Geschlechts noch aufgrund von Race handeln würde, da die weissen Frauen und Schwarzen Männer nicht betroffen seien.
Crenshaw nutzte die Metapher eines Unfalls an einer Strassenkreuzung (intersection), um multiple Marginalisierungen zu visualisieren. Menschen, die an diesen Intersektionen verortet sind, sind zwar besonders vulnerabel für einen Unfall (Diskriminierung), weil Autos aus unterschiedlichen Richtungen kommen können. Die jeweilige Diskriminierung ist aber oft unsichtbar, weil sie in einer spezifischen Form auftritt, die von Diskriminierungsdiskursen nicht anerkannt wird, wie die Gerichtsfälle zeigten.
Crenshaw reihte sich damit in eine Tradition von feministischen Denker*innen ein, die feministische Kämpfe dafür kritisierten, sich an privilegierten Frauen zu orientieren und antirassistische und antikoloniale Kämpfe als androzentrisch identifizierten.
Seit Crenshaw’s Essay, benennt Intersektionalität die Verwobenheit von Macht- und Ungleichheitsdimensionen und verweist auf die Unmöglichkeit solche Kategorien in emanzipatorischen Projekten zu trennen, ohne dabei besonders vulnerable Gruppen auszuschliessen (Meyer & Purtschert, 2010). Intersektionalität dient damit auch der Infragestellung von Identitätspolitik, da es Gruppenidentitäten als inhärent heterogen und als Produkte von Machtverhältnissen offenbart.
Intersektionalität hilft Soziokulturellen Animator*innen dabei Klient*innengruppen in ihrer sozio-politischen Heterogenität wahrzunehmen und Machtverhältnisse unter Angebotsnutzenden zu erkennen und zu adressieren.
Stefanie C. Boulila
- Meyer, K. & Patricia P. (2010) Die Macht der Kategorien: kritische Überlegungen zur Intersektionalität. Feministische Studien, 28 (1), 130–142.
- Crenshaw, K. (1989) Demarginalizing the Intersection of Race and Sex: A Black Feminist Critique of Antidiscrimination Doctrine, Feminist Theory and Antiracist Politics. University of Chicago Legal Forum, 14, 139–54.