Gerechtigkeit zählt zu den Grundwerten moderner Gesellschaften. Laut der einflussreichsten Gerechtigkeitstheorie, jener von John Rawls, besteht Gerechtigkeit zum einen aus der Gleichheit grundlegender Rechte und Pflichten sowie zum anderen aus der – durchaus ungleichen – Verteilung wichtiger Güter, besonders von Einkommen/Vermögen sowie Positionen und Ämtern derart, dass auch die schwächsten Gesellschaftsmitglieder letztlich mehr erhalten als ohne diese Ungleichverteilung. Der Capability Approach ergänzt diese Sicht um weitere gerecht zu verteilende Grundgüter, sog. Capabilities (Verwirklichungschancen). Menschen sollen bezüglich zehn Aspekten gleich frei sein, erläutert Martha Nussbaum. Sie hebt dabei die Bedeutung praktischer Vernunft hervor, d.h. die eigenständige wohlinformierte Bestimmung des guten Lebens. Insofern Gerechtigkeit auch einen Zeitbezug aufweist, lässt sie sich als gleich sichere gleiche Freiheit auffassen. Sozialer Zusammenhalt, für dessen Förderung Soziokulturelle Animation zuständig ist, ergibt, wenn nicht exklusiv angelegt, mehr Gerechtigkeit. Und umgekehrt macht mehr Gerechtigkeit Zusammenhalt wahrscheinlicher.

Gregor Husi

 

  • Rawls, John (1975). Eine Theorie der Gerechtigkeit. Frankfurt a. M.: Suhrkamp.
  • Nussbaum, Martha (2015). Fähigkeiten schaffen. Freiburg/München: Alber.
  • Husi, Gregor (2012). Auf dem Weg zur Beteiligungsgesellschaft. In Mathias Lindenau & Marcel Meier Kressig (Hg.), Zwischen Sicherheitserwartung und Risikoerfahrung (S. 75–119). Bielefeld: Transcript.