Gender benennt Geschlecht als gesellschaftliche Machtdimension. Ursprünglich wurde der Begriff in die deutschsprachige Debatte gebracht, um das «biologische Geschlecht» mit dem Begriff des sozialen Geschlechts zu ergänzen, analog zu den englischsprachigen Begriffen sex/gender (Blickhäuser & von Bargen, 2015). Im Zuge des Einflusses der poststrukturalistischen und postmodernen feministischen Theorien wurde jedoch auch die Konstruiertheit des biologischen Geschlechts vermehrt hervorgehoben (Bublitz, 2010). In den Gender Studies wird deswegen heute, basierend auf den Arbeiten von Judith Butler (1990), Geschlecht als performativ verstanden. Damit ist gemeint, dass Geschlechternormen, durch wiederholte Handlungen (Performanzen) immer wieder produziert werden müssen. Gleichzeitig wirken die Normen regulierend für vergeschlechtlichte Praktiken.
Soziokulturelle Animator*innen werden in ihrem Alltag mit Geschlechternormen konfrontiert. Sie sind also massgeblich an deren Reproduktion oder Subversion beteiligt. Gender-sensibles arbeiten bedeutet vergeschlechtlichte Rollenbilder und daraus hervorgehende Gesellschaftsvorstellungen zu erkennen, kritisch zu reflektieren und alternative Handlungsmöglichkeiten aufzuzeigen.
Stefanie C. Boulila
- Blickhäuser, A.; von Bargen, H. (2015) Gender-Mainstreaming-Praxis Arbeitshilfen zur Anwendung der Analysekategorie «Gender-Diversity » in Gender-Mainstreaming-Prozessen. 4. Überarbeitete Auflage. Heinrich-Böll-Stiftung.
- Bublitz, H. (2010) Judith Butler zur Einführung. Vollst. Überarbeitete Auflage. Junius Verlag.
- Butler, J. (1990) Gender Trouble: Feminism and the Subversion of Identity. Routledge.