Home, Not Sweet Home: Ein Plädoyer für das Büro

Das Homeoffice ist die grosse Gewinnerin der Covid-Pandemie. Was in vielen Branchen vor Corona als unmöglich galt, wurde über Nacht möglich gemacht. Die Vorteile und Flexibilität dieser Arbeitsform liegen auf der Hand – aber Achtung: «Work From Home» ersetzt das Büro nicht vollständig.

Als Leiter des Wertschriftenhandels von Raiffeisen Schweiz ist der «Trading Floor» mein Arbeitsplatz. Direkte Kommunikation und kurze Informationswege bestimmen meinen Arbeitsalltag. «Work From Home» stellt mich und andere Führungskräfte vor neue Herausforderungen. Im Rahmen meiner EMBA-Weiterbildung an der HSLU befassen wir uns mit dieser Problemstellung im Kontext von Kultur, Innovation sowie Leadership.

In einem Interview in der NZZ vom 7. Mai 2020 äusserte sich Severin Schwan, der CEO von Roche, über die Grenzen des Home-Office:

«Innovation geschieht oft zufällig, wenn sich Leute beispielsweise beim Mittagessen begegnen und sich im Gespräch Assoziationen ergeben, auf die man allein nicht gekommen wäre. Ein solcher Austausch ist zentral. Wir werden zusehen müssen, wie wir ihn möglichst bald wieder ermöglichen können».

Der CEO von Roche sieht die Innovation durch das Home-Office gefährdet? Hier müssen sämtliche Alarmglocken läuten! Bei einem globalen Konzern wie bei Roche sind zweifelsfrei digitale Meetings jederzeit und ortsunabhängig technisch problemlos möglich. Und doch erfüllen sie ihren Zweck nicht ganz. Die Gespräche im Lift und an der Kaffeemaschine lassen sich eben nicht durch digitale Meetings ersetzen.

Persönliche Kontakte sind der Sauerstoff eines Unternehmens

Dabei ist nicht nur die Innovation betroffen. Auch andere zentrale Bereiche eines Unternehmens leiden unter der immer grösseren Abwesenheit Ihrer Angestellten am Arbeitsplatz.

  • Wie heissen wir neue Mitarbeitende im Unternehmen willkommen, ohne dass sie die Möglichkeit haben ihre neuen Kolleginnen und Kollegen persönlich kennenzulernen?
  • Wie entwickeln wir als Führungskräfte die Kultur in unserer Firma weiter, wenn diese nicht mehr «live» stattfindet?
  • Und wie stellen wir Innovation und einen effizienten Informationsfluss sicher, wenn wir uns nur digital zur wöchentlichen Sitzung zusammenfinden?

Gemeinsam zurück ins Büro

Unbestritten, die durch das Home-Office erreichte Flexibilität in unserem Arbeitsalltag ist eine Errungenschaft mit vielen positiven Eigenschaften und muss auf jeden Fall weiter ermöglicht werden. Doch bei aller Euphorie: Gerade in unserer täglichen Arbeit sind wir auf direkte zwischenmenschliche Kontakte angewiesen.

Die Schweiz als Dienstleistungshochburg zeichnet sich durch Innovation und Qualität aus. Diesen Vorsprung dürfen wir auf keinen Fall aus der Hand geben. Lasst uns in Zukunft wieder vermehrt gemeinsam im Büro treffen und arbeiten, denn hier findet das richtige (Arbeits-) Leben statt.

Alex Seiler

Alex Seiler ist Leiter Wertschriftenhandel bei Raiffeisen Schweiz und absolviert zum Zeitpunkt der Publikation den Executive MBA an der Hochschule Luzern.

View all posts by Alex Seiler →

One thought on “Home, Not Sweet Home: Ein Plädoyer für das Büro

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert