In Zeiten ständiger Veränderung und Unsicherheit nehmen psychische Belastungen, insbesondere am Arbeitsplatz, kontinuierlich zu. Als Führungskräfte haben wir die Möglichkeit, hier gegenzusteuern – und das sollten wir auch tun.
Für viele Führungskräfte Alltag: Mitarbeitende fallen wegen psychischer Probleme auf unbestimmte Zeit aus. Die Arbeitsbelastung für die betroffenen Teams steigt, während die kurzfristige Rekrutierung von Ersatzpersonal mit hohen Kosten verbunden ist.
Ein Blick auf die Zahlen zeigt, wie ernst die Lage ist: Laut der Schweizerischen Gesundheitsbefragung 2022 fühlen sich 23 % der erwerbstätigen Personen gestresst – zehn Jahre zuvor waren es 18 % (1). Eine Studie im Auftrag der AXA beziffert zudem die jährlichen Kosten arbeitsbedingter Gesundheitsprobleme für die Schweizer Wirtschaft auf rund 19,6 Mrd. USD (2).
Immer mehr Menschen suchen Hilfe bei psychischen Problemen
Als Leiterin Organisation und Prozesse in der ambulanten Erwachsenenpsychiatrie erlebe ich tagtäglich, wie der Bedarf an psychiatrisch-psychotherapeutischen Leistungen zunimmt. Immer mehr Menschen leiden an Angststörungen, Depressionen oder Abhängigkeitserkrankungen.
Häufig ist es der Arbeitsplatz, der krank macht. Rund 57 % aller psychisch bedingten Arbeitsausfälle beruhen auf Problemen am Arbeitsplatz – das belegt eine Studie von WorkMed und SWICA (3). Die Arbeit in der Psychiatrie offenbart: Zwischenmenschliche Konflikte, ein schlechtes Betriebsklima oder fehlende Gestaltungsmöglichkeiten sind nur einige der Gründe dafür.
Führungskräfte nehmen Schlüsselfunktion ein
Während des Executive MBA an der Hochschule Luzern habe ich mich intensiv mit dem Megatrend „Mental Health Awareness“ auseinandergesetzt – ein Thema, das mir persönlich sehr am Herzen liegt.
Damit Mitarbeitende langfristig leistungsfähig bleiben, müssen Unternehmen die psychische Gesundheit am Arbeitsplatz aktiv fördern. Dabei kommt Führungskräften eine zentrale Rolle zu: Sie sind verantwortlich dafür, ein offenes und unterstützendes Arbeitsumfeld zu schaffen und Mitarbeitende für mentale Belange zu sensibilisieren.
Die Schweizerische Stiftung Pro Mente Sana, die nationale Fachorganisation für psychische Gesundheit, plädiert für eine gesunde Führung. Chefinnen und Chefs sollen transparent handeln: Sagen, was sie tun – und tun, was sie sagen. Das heisst konkret:
- In der Vorbildfunktion über eigene Befindlichkeiten und Belastungen sprechen.
- Mitarbeitende durch Offenheit und Ehrlichkeit ermutigen, Schwierigkeiten anzusprechen.
- Vorgaben und Erwartungen kommunizieren, um Sicherheit zu schaffen.
- Durch Vertrauen und Entscheidungsspielräume eigenverantwortliches Handeln ermöglichen (4).
Psychische Gesundheit zu fördern, lohnt sich gleich doppelt
Mitarbeitende sind das wertvollste Kapital eines Unternehmens. Psychische Erkrankungen führen nicht nur zu Arbeitsausfällen und steigenden Gesundheitskosten, sondern verursachen auch grosses Leid bei den betroffenen Personen und ihren Angehörigen.
Deshalb sind wir als Führungskräfte gefordert: Mit einem gesunden Führungsstil stärken wir die mentale Gesundheit am Arbeitsplatz – für mehr Leistung und Wohlbefinden.

Weiterführende Lektüre:
- Ergebnisse Schweizerische Gesundheitsbefragung: Arbeit und Gesundheit 2012–2022
- Resultate Studie Centre for Economics and Business Research im Auftrag der AXA
- Ergebnisse Studie WorkMed und SWICA
- Empfehlungen Schweizerische Stiftung Pro Mente Sana für Führungskräfte