Die Zusammenarbeit mit Offshore-Teams bietet Chancen für Wachstum, Flexibilität und Zugang zu globalen Talenten. Entscheidend ist, wie gut sie in die Unternehmenskultur eingebettet und mit internen Teams vernetzt sind. Ein Erfahrungsbericht über kulturelle Brückenarbeit zwischen der Schweiz und Vietnam.
2023 klopfte bei der Mobiliar ein neues Softwareprojekt an – wir benötigten mehr Entwickler:innen. Wie können wir das Vorhaben realisieren, ohne das Budget zu sprengen? Als Release Train Engineer war es meine Aufgabe, mich mit dieser Frage zu beschäftigen. Am Ende fiel die Entscheidung, die Kapazitäten mit unserem Partner in Vietnam zu erweitern.
Zwischen Neugier und Skepsis
Seit Januar 2024 arbeite ich als Release Train Engineer mit Offshore-Teams. Gemeinsam implementieren wir Softwareentwicklungsprojekte. Anfangs schwankten die Reaktionen zwischen Neugier und Skepsis. Typische Vorurteile waren etwa: „Die Kommunikation wird nie klappen“. Andere zweifelten an der Qualität und Effizienz. Teils stimmte es: kulturelle Unterschiede gab es tatsächlich und sie brauchten Zeit, um integriert zu werden. Doch andere Befürchtungen lösten sich auf: Die Qualität entsprach jener unserer internen Teams. Der Schlüssel lag in definierten Standards und Feedbackschleifen.
Vertrauen und gleichwertige Integration
So verlockend die wirtschaftlichen Vorteile auch waren, die Zusammenarbeit war kein Selbstläufer. Zeitverschiebungen, Sprachbarrieren und unterschiedliche Kommunikationskulturen bargen Konfliktpotenzial. In Vietnam wird Kritik kaum direkt geäussert, während dies in der Schweiz als üblich gilt. Auch Hierarchien und Entscheidungswege variieren. Ohne aktives Management können Missverständnisse entstehen und die Motivation sinken.
Erfolgsfaktoren waren Vertrauen und gleichwertige Integration. Bei der Mobiliar setzten wir daher auf:
- Einheitliches Onboarding aller Teammitglieder:innen
- Regelmässige Treffen in der Schweiz und in Vietnam, um persönliche Beziehungen zu festigen.
- Integration in alle Zusammenarbeitsrituale und Nutzung einheitlicher Tools für maximale Transparenz.
- Gemeinsame Arbeitssprache (Englisch)
- Kulturelle Sensibilisierung durch Trainings zu Feedback- oder Arbeitsgewohnheiten.
Ergänzend zu diesen Erfahrungen habe ich während dem EMBA-Studium Modelle wie Hofstedes Kulturdimensionen, das Ländervergleich Tool von The Culture Factor sowie die Culture Map von Erin Meyer kennengelernt. Sie bieten mir weitere Orientierung, um Unterschiede produktiv zu nutzen.
Kein Notbehelf, sondern ein strategisches Instrument
Offshore-Teams sind kein Notbehelf, sondern ein strategisches Instrument für Wachstum und Flexibilität. Wenn Sie kulturelle Unterschiede bewusst gestalten, Kommunikationsbrücken bauen und Zusammenarbeit auf Augenhöhe leben, machen Sie aus Distanz Nähe und schaffen Teams, die an einem Strang ziehen.

Ein schöner Beitrag und schönes Foto (mit mir bekannten Gesichtern), danke.
Die Zusammenarbeit mit dem Team Saigon habe ich in guter Erinnerung – so funktioniert die gemeinsame Projektarbeit und macht erst noch Spass.
Lieber Felix,
Vielen herzlichen Dank für deine Rückmeldung. Das Team Saigon wird sich darüber sehr freuen.
Auch mir bereitet die Zusammenarbeit mit dem Team täglich sehr viel Freude.