Axino Food Safety

Vom Geistesblitz zum Schutzrecht: Mein Weg zur ersten Patentanmeldung

Was in der Genossenschaft Migros Zürich als Betriebsproblem rund um Temperaturmessung begann, entwickelte sich zur Grundlage einer patentfähigen Lösung. Ein Patent braucht die klare Erkenntnis, was an einer Lösung wirklich neu, schützenswert und vom Bestehenden unterscheidbar ist – und genau darin liegt oft die grösste Herausforderung.

Am Anfang stand kein grosser Geistesblitz, sondern ein nüchternes Alltagsproblem: In über 30’000 Kühlanlagen der Migros müssen die Kerntemperaturen gekühlter Lebensmittel, regelmässig kontrolliert werden – meist manuell mit einem Stechthermometer. Dieser Prozess ist mühsam und fehleranfällig. Die gestochene Ware muss entsorgt werden. Lebensmittelhändler stehen dabei unter strengen gesetzlichen Auflagen: Werden die vorgeschriebenen Kühltemperaturen nicht eingehalten, drohen zurecht behördliche Auflagen bis hin zu empfindlichen Verfahren.

Ein unscheinbares Problem mit grosser Wirkung

Die Idee, das besser zu machen, kam nicht über Nacht. Doch mit der Zeit wuchs der Wunsch nach einer Lösung, die effizient und verlässlich war. Die Informatik der Genossenschaft Zürich wurde vom migros-internen Qualitäts-Management beauftragt, nach einer Lösung zu suchen. Auf dem Markt fanden wir nichts, das den Anforderungen wirklich entsprach.

Was mit ersten Experimenten begann, wurde über Jahre hinweg zu einem fundierten Entwicklungsprojekt. Gemeinsam mit der ZHAW entstand ein Modell, das aus Lufttemperaturen zuverlässig die Kerntemperatur berechnet – kontaktlos, effizient und praxistauglich!

Vom Gefühl zur Gewissheit: Ist das wirklich patentwürdig?

Je konkreter unsere Lösung wurde, desto drängender stellte sich die Frage: Haben wir da etwas geschaffen, das wirklich neu ist – und wie lässt es sich schützen? Ein Patent durchzusetzen, ist mehr als ein formaler Akt – es bedeutet, eine Idee so zu formulieren, dass sie weltweit als neu gilt, für Fachleute nicht naheliegend erscheint, technisch umsetzbar und wirtschaftlich nutzbar ist.

 

Die patentierte Lösung: Das System Axino Food Saftey. Der Weg war alles andere als geradlinig, aber genau deshalb war er so lehrreich – und lohnend.
Die patentierte Lösung: Das System «Axino Food Safety«. Der Weg war alles andere als geradlinig, aber genau deshalb so lehrreich und lohnend.

 

Gemeinsam mit Fachexperten starteten wir eine umfassende Patentrecherche. Und tatsächlich: Die spezifische Kombination aus Sensorik, Datenmodell und praktischer Anwendbarkeit war in dieser Form weder bekannt noch beschrieben. Die grösste Herausforderung lag darin, die Schutzansprüche so zu formulieren, dass nicht einzelne Komponenten, sondern das Zusammenspiel – das Verfahren zur Simulation von Kerntemperaturen aus Luftwerten – eindeutig erfasst und gegen Nachahmung abgesichert ist.

Was bleibt: Schutz, Strategie und ein starkes Signal

Heute ist klar: Die grösste Hürde war nicht die Anmeldung selbst – sondern zu erkennen, dass wir überhaupt etwas Patentwürdiges in den Händen hielten. Im Kurs Strategisches Innovationsmanagement im Rahmen meines EMBA-Studiums an der Hochschule Luzern wurde mir bewusst, wie nachhaltig wirksame Innovationen entstehen – und wie wichtig deren gezielter Schutz ist. Der Schutz (Link zum Patent) war nicht nur notwendig, sondern auch klug. Genau hier liegt das grösste Potenzial – und oft auch das grösste Versäumnis.

Mein Rat? Lassen Sie frühzeitig durch eine/einen Patentanwältin:en prüfen, ob Ihre Idee schützenswert ist – eine erste Einschätzung ist meist kostengünstig, kann aber entscheidend sein!

Thierry Loew

Thiery Loew ist EMBA-Student an der Hochschule Luzern und leitet eine Abteilung mit Fokus IT Business Partnership, die Enterprise Architecture und das Demand- and IT Project (Portfolio) Management bei der Genossenschaft Migros Zürich.

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