Der Fachkräftemangel ist heute in aller Munde – doch in hochspezialisierten Bereichen wie dem Formenbau ist er seit jeher Realität. Ein Formenbauer für Kunststofftechnik muss mehrere komplexe Herstellungstechnologien beherrschen – eine Anforderung, die es schwer macht, geeignete Fachkräfte zu finden. Die Folge: eine hohe Abhängigkeit von einzelnen Experten. Doch was wäre, wenn eine Person künftig das machen könnte, wofür es früher drei brauchte?
Vielleicht sitzen Sie gerade an Ihrem Schreibtisch. Werfen Sie einen Blick auf die Gegenstände um Sie herum: Kugelschreiber, Headset, Tastatur, Maus – viele davon bestehen ganz oder teilweise aus Kunststoff. Doch wie entstehen diese Teile eigentlich? Die Antwort: durch Spritzgusswerkzeuge, gefertigt von hochspezialisierten Formenbauern.
Der „Uomo Universale“ im Formenbau
In meiner Rolle als Bereichsleiter der Kunststoffspritzerei und des Werkzeugbaus stand ich vor einer entscheidenden Herausforderung: Zwei Schlüsselpersonen kündigten und mit ihnen drohte uns der Verlust zentraler Kompetenzen. Selbst wenn wir Ersatz gefunden hätten, wären wir weiterhin stark abhängig geblieben. Es brauchte einen neuen Ansatz.
Die Vision: Ein System, das es ermöglicht, dass eine Person – ohne jahrzehntelange Erfahrung – den gesamten Prozess beherrschen kann.
Ein Mensch, ein Leitsystem – und viele Herausforderungen
Die Idee war, durch ein zentrales Leitsystem und gezielte Automatisierung die Komplexität zu reduzieren. So sollte ein Mitarbeiter nicht mehr jede einzelne Maschine im Detail verstehen müssen. Der Hersteller versprach eine Lösung – doch die Realität war ernüchternd.
Statt „Plug & Play“ erwartete uns ein steiniger Weg. Das Team musste selbst Hand anlegen, Systeme mit dem Hersteller weiterentwickeln, Rückschläge verkraften – und auch mal wieder neu ansetzen. Es war ein Härtetest für unsere Ausdauer und unseren Teamgeist.
Leadership in Aktion – Vertrauen statt Kontrolle
Was uns letztlich zum Erfolg führte, war mehr als Technik: Es war Leadership. Ich durfte erleben, wie viel entsteht, wenn man einem motivierten Team nicht nur Ressourcen, sondern auch Vertrauen schenkt. Statt Mikromanagement setzte ich auf Eigenverantwortung – und wurde belohnt.
Die Inhalte des EMBA-Studiums an der HSLU geben mir dabei im Alltag wertvolle Impulse. Begriffe wie „Agilität“ und „Leadership“ wurden für mich nicht nur Theorie, sondern gelebte Praxis.
Das Ergebnis: Dreifach unabhängig, doppelt effizient
Heute können alle drei Mitarbeitenden den gesamten Prozess eigenständig bedienen. Das Wissen ist dreifach redundant abgesichert und gleichzeitig haben wir Effizienz, Prozesssicherheit und Qualität deutlich gesteigert.
Mensch und Maschine arbeiten nun Hand in Hand – in einem Umfeld, das nicht nur technologisch führend ist, sondern auch junge Talente als unsere zukünftigen Fachkräfte begeistert.