Foto vom Spiel im Schweizer Cup FC Gunzwil vs. FC Lugano. Es zeigt die Situation nach einem getretenen Freistoss.

Mitarbeitendenbindung losgelöst von finanziellen Anreizen

In ehrenamtlichen Strukturen müssen Funktionäre und Trainerinnen ohne finanzielle Ressourcen für die Vereinsarbeit in ihrer Freizeit begeistert werden. Authentizität, gemeinsame Werte, Förderung und Partizipation sorgen für Motivation und Engagement. Im beruflichen Umfeld stehen Führungskräfte vor ähnlichen Herausforderungen. Was ist das Erfolgsrezept von ehrenamtlichen Vereinen?

Ein Blick zum Fussballclub Gunzwil. 430 Mitglieder, 120 ehrenamtliche Funktionäre und rund 700’000 Franken Umsatz sind beachtliche Zahlen für einen Amateurverein aus der Prärie. Nebst meiner beruflichen Tätigkeit als Geschäftsführer der Estermann Immobilien AG engagiere ich mich ehrenamtlich als Präsident des Vereins und bin Teil des in fünf Ämter aufgeteilten Vorstands. Pro Amt rechnen wir mit einem Jahresaufwand von 100-150 Stunden, bei Trainerinnen und Trainern kann der Wert auch mal doppelt so hoch sein, notabene ohne dafür einen Lohn zu erhalten.

In Zeiten des Arbeitskräftemangels und von wirtschaftlichen Unsicherheiten sind auch Führungskräfte mit der Aufgabe konfrontiert, das Commitment der Mitarbeitenden hoch zu halten ohne dabei unbegrenzt finanzielle Ressourcen zur Verfügung zu haben. Was also bringt hauptberufliche Treuhänder, Abteilungsleiterinnen oder Geschäftsführer dazu, quasi als Hobby eine weitere Führungsaufgabe zu übernehmen und wie schaffen sie es, Funktionäre und Mitgliederinnen ohne finanzielle Anreize für die Vereinsarbeit zu begeistern?

  1. Authentisch vorleben. Das Commitment der Mitglieder lässt sich nicht in den Jahresbeitrag einpreisen oder aufgrund von Floskeln herbeireden. Wenn sich die Vereinsführung und auf nächster Stufe die Funktionäre an die Regeln halten, authentisch Auftreten und mit anpacken, strahlt dies sofort auf die Mitglieder ab. Das vorgelebte Commitment der Vereinsführung bewirkt wahre Wunder bei der Suche nach Helfern und engagierten Funktionärinnen.
  2. Werte hervorheben. Warum tut der Verein, was er tut? Welchen Beitrag leisten wir für die Gesellschaft? Wir engagieren uns nebst der offensichtlichen Jugendarbeit auch bei Events in der Region oder sammeln Geld für Bedürftige. Dass wir so auch ausserhalb unseres Umfelds wahrgenommen werden, sorgt wiederum für Stolz und Zugehörigkeitsgefühl bei unseren Mitgliedern.
  3. Partizipation fördern. Wir versuchen, junge Erwachsene schon früh mit kleineren Führungsaufgaben vertraut zu machen. Sie lernen mit Verantwortung umzugehen und sehen hinter die sportliche Fassade des Vereins. Dabei pflegen wir eine offene Feedbackkultur. Es ist uns wichtig, die Inputs verschiedener Generationen zu Berücksichtigen.

Ich bin überzeugt, dass vieles davon auch auf ein Unternehmen adaptiert werden kann. In meiner Ausbildung zum Executive MBA an der Hochschule Luzern befasse ich mich intensiv mit Unternehmenswerten und Unternehmenskulturen; diese bilden die Grundlage für die langfristige Mitarbeitendenbindung.

Wenn eine gelebte Kultur von Werten und Engagement geschaffen werden kann, wird auch im beruflichen Alltag ein Spirit entstehen, wie er bei vielen ehrenamtlichen Organisationen zu finden ist.

Foto vom Spiel im Schweizer Cup FC Gunzwil vs. FC Lugano. Es zeigt die Situation nach einem getretenen Freistoss.
Auf dem Feld mit dem FC Gunzwil: Lässt sich aus der Führung von Ehrenamtlichen etwas für Unternehmen abgewinnen?

 

Samuel Stocker

Samuel Stocker ist Geschäftsführer bei der Estermann Immobilien AG und absolviert zum Zeitpunkt der Publikation den Executive MBA an der Hochschule Luzern.

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