In unserem zweiten Workshop (Bericht folgt) wurde gefragt, ob Besucher eigentlich nur diejenigen sind, die mein Museum physikalisch betreten, oder zähle ich den Online User, der meine Seite besucht aber noch nie in meinem Museum war, auch dazu? Anders herum gefragt, sind die Anwender, die ich mit meiner Webseite ansprechen will, deckungsgleich mit meinen Besuchern? Je nach Sichtweise hat das natürlich gewaltige Auswirkungen auf meine Kommunikation. Wenn ich Museumsbesucher und Online-Publikum als deckungsgleich betrachte, dann hat die Webseite hauptsächlich das Ziel, Informationen über das Museum und die jeweiligen Ausstellungen/Exponate zu transportieren. Wenn ich das Online-Publikum aber als eine eigene Klientel betrachte, kann ich mich Online relativ weit von der physikalischen Ausstellungssituation entfernen. Das heisst, ich werde die Inhalte sehr web-spezifisch aufbereiten bis hin — im Extremfall — zu einer Ausstellung, die es so Offline gar nicht gibt.
Geht man davon aus, dass ein Ausstellung immer auch ein gewisses erzählerisches Moment hat, dann könnte man von einer Storytelling-Perspektive aus den Online-Auftritt so beschreiben (siehe Graphik): Wenn mich der Online-User hauptsächlich als Besucher meiner Ausstellung interessiert, dann werde ich Online vorwiegend mit Fakten arbeiten (links). Der Online-Besuch ist nur Vorbereitung. Die eigentliche emotionale Ansprache erfolgt im physikalischen Raum. Je mehr ich jedoch den Online-Benutzer als eigenständiges Publikum betrachte (rechts), desto mehr muss ich meine Online-Inhalte erzählerisch mit Emotionen aufladen, um den Besucher zu fesseln (rechts).
Hochinteressant wird es da, wo ich mit den spezfischen Möglichkeiten des jeweiligen Raumes (virtuell bzw. real) spiele. Das Schlagwort in diesem Kontext wären ARGs, alternate reality games. Der Begriff kommt aus der Spielewelt und bezeichnet den Trend, Spiele zu schaffen, in denen sich reale und virtuelle Welt überschneiden. Das könnte zum Beispiel sein, dass das Publikum online ein Teil eines Rätsel lösen muss und dann an einen bestimmten Ort in der realen Welt geschickt wird, um dort einen weiteren Hinweis auf die Lösung zu finden. Eines der bekanntesten ARGs war „I love bees„, dass wie so viele ARGs zu Marketingzwecken benutzt wurde. Aber auch im Bereich Bildung/Vermittlung werden diese schon eingesetzt (Stichwort: Serious ARG)
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Eine Antwort zu „Gedanken zum Thema Storytelling im Museum“