MuseumNext Konferenz in Amsterdam

Ja es gibt ihn noch, den Audience+ Blog. „Zu viel los“ ist nicht wirklich eine gute Entschuldigung zum Nichtbloggen, aber so ist es nun einmal. Der andere Grund ist, dass sich WordPress hin und wieder recht schwerfällig anfühlt. Deswegen und aus anderen Gründen, die ich noch erläutern werde, habe ich angefangen parallel auf Tumblr zu bloggen. Doch zurück zur MuseumNext; diese Konferenz, die sich mit Innovation und Technologie im Museum beschäftigt, fand dieses Jahr in Amsterdam statt und war auf jeden Fall einen Besuch wert.

2013-05-12 14.38.09

Eine Impression vom wiedereröffneten Rijksmuseum in Amsterdam

Was mich sehr erstaunt hat war, dass die deutschsprachige Community so gut wie überhaupt nicht anwesend war. Woran liegts? Die Entfernung kanns ja nicht sein und auch die englische Sprache ist den meisten geläufig. Ich habe den Eindruck, dass die deutschsprachige Community schlicht und einfach gross genug ist, um sich selbst genug zu sein. Kleinere Länder wir Dänemark, die Niederlande und andere müssen sich, wenn sie weiterkommen wollen, an der englischsprachigen Community orientieren und ich glaube, dass ist zu ihrem Vorteil. Besagte kleinere Länder und die skandinavischen Staaten scheinen, was den Einsatz von Social Media in Kulturinstitutionen angeht, den deutschsprachigen Ländern doch noch immer um einiges voraus zu sein, auch wenn sich  einiges tut in Mitteleuropa.

Wenn ich an solchen Veranstaltungen im Ausland bin, stellt sich für mich auch immer die Frage, ob ich auf Englisch oder auf Deutsch bloggen soll. Deutsch ist einfacher verdaulich für meine Community, aber die Wahrnehmung des Projekts Audience+ ausserhalb der deutschsprachigen Länder ist gleich Null. Deswegen habe ich mich für ein Experiment entschlossen und auf Englisch von der MuseumNext gebloggt. Hier gehts zum entsprechenden Tumblr Blog.

Ich will trotzdem kurz die wichtigsten Ergebnisse auf Deutsch zusammenfassen: Am erstaunlichsten fand ich, dass sich mittlerweile einige Konzepte im Museumsbereich durchsetzen, die in der Softwareentwicklung und auch im Design seit einigen Jahren Konjunktur haben. Rapid Prototyping, agile Prozesse und iterative Projektentwicklung waren immer wiederkehrende Schlagworte auf der MuseumNext. Das tradtionelle Museum scheint mir nicht der Ort wo solche Konzepte gedeihen können: Eingezwängt zwischen IT-Services, die Veränderungen scheuen wie der Teufel das Weihwasser und Kuratoren, für die nur die perfekte Ausstellung zählt, werden sich viele Digital Media Content Manager die Zähne ausbeissen, wenn es darum geht, eine entsprechende Kultur im Museum zu etablieren. Umso erstaunlicher ist es, dass es in der Web Lab Ausstellung des Science Museum in London noch in den ersten Wochen nach der Ausstellung ständige Software-Updates und konzeptionelle Anpassungen gab. Diese Anregungen waren ein weiterer Grund für mich, beim Bloggen etwas experimenteller vorzugehen und einen englischen Parallelblog zu starten.

Einen weiteren interessanten Aspekt fand ich, dass Museumsmacher sich vermehrt verpflichtet fühlen, Sammlungen dem Publikum online zur Verfügung zu stellen. Das geht soweit, dass Seb Chan vom Smithsonian Cooper Hewitt Museum in New York sogar Metadaten als ein öffentliches Gut bezeichnet und diese Daten entsprechend auch öffentlich zur Verfügung stellt.

Das wiedereröffnete Rijksmuseum hat auf seiner Website ganz und gar auf Bilder fokussiert. 125000 Werke der Sammlung wurden hochauflösend digitalisiert und werden dem Publikum zur Verfügung gestellt, zum Betrachten, zum Sammeln, zum Teilen und sogar zum Manipulieren. Um einen möglichst starken visuellen Eindruck zu erreichen, werden alle Bilder Bildschirm- bzw. Browser-füllend angezeigt, was dazu führt, dass einige Bilder automatisch eingezoomt werden und sich dem Betrachter erst beim Auszoomen ganz erschliessen. Peter Gorgels vom Rijksmuseum erklärte, dass dies zu Auseinandersetzungen mit den Kuratoren geführt habe. Es ist an sich ist eine weitere erstaunliche Erkenntnis, dass Erwägungen bezüglich der Wirksamkeit von Web- bzw. Social-Media-Anwendungen sich gegenüber kuratorischen Bedenken mittlerweile durchsetzen können.


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