„Was ist Social Web?“ (stARTmuseum 2010)

Christian Henner-Fehr fragt in seinem Vortrag an der  stARTmuseum10 (stART 2010) zuerst „Was ist Social Web?“ Dabei geht es ihm nicht in erster Linie darum anhand von best Practice Beispielen den Erfolg von Social Web zu demonstrieren. Er fragt stattdessen einfach mal, wieso Social Media überhaupt eingesetzt wird. Aus der Erfahrung von Henner-Fehr als Kulturmanager ist der Hauptgrund für die Nutzung von Social Web „neue Zielgruppen“. Auf Platz zwei folgt auch schon gleich „Geld sparen“. Henner-Fehr weißt gleich selber darauf hin, dass obwohl die Anwendungen kostenlos sind, die Zeit für Beiträge und den Dialog ganz sicher kosten werden. Auch das Argument ‚Auslastung erhöhen’ – sieht er als problematisch an, weil ein gezielter Zusammenhang zwischen Social Media Aktivitäten und Auslastung (z.B. im Museum) nur schwierig nachweisbar ist. Ein weiteres Argument für eine Web 2.0-Aktivität ist ‚neues Image’. Inzwischen dürfte jedoch klar sein, so Henner-Fehr, dass Facebookseite allein, heute nicht mehr genügt, um aufzufallen. Schliesslich folgt das Argument ‚alle machen es’. Ein nachvollziehbares Argument.

Henner-Fehr fügt hier noch an, dass seine Erfahrung zeigt, dass der Zugang zum Social Web heute oft über die Hintertüre erfolgt. Das heisst, es wird nicht aktiv eine neue Kommunikationsstrategie entwickelt und es werden dafür auch keine Ressourcen zur Verfügung gestellt. Die Realität sieht heute vielmehr so aus, dass Kultureinrichtungen irgendwann feststellen, dass sie ohnehin schon im Web 2.0 mit Fotos und Besucherberichten präsent sind und dass man sich dann dem Thema annimmt.

Zurückkehrend zur eingänglichen Frage: Was ist Social Web, oder was ist Web 2.0 weisst Henner-Fehr jetzt noch darauf hin, dass insbesondere Web 2.0 irreführend bleibt, weil es suggeriert, dass es vor allem um technogische Neuerungen geht. Aber auch der Begriff Social Web ist für Henner-Fehr missverständlich. Denn er sagt treffend: „Wir werden jetzt nicht einfach alle sozial.“ Der Begriff „social“ bedeutet einfach, dass wir die Möglichkeit haben uns zu vernetzten. Weitere fasst Henner-Fehr die Charakteristiken von Social Web in vier Aktivitäten zusammen:

  • Inhalte beitragen
  • Inhalte weitergeben
  • Inhalte bewerten
  • Inhalte einbetten

Eine zentrale Frage aus der Praxis ist nach „was bedeutet Social Web?“ , „Wie überzeuge ich meinen Chef“. Denn oft sind es jüngere Mitarbeiter, die sich mit dem Thema Social Media auskennen und hier Chancen sehen. Und ohne die Unterstützung aus der Chefetage sind Social Web Aktivitäten wenig sinnvoll. Henner-Fehr hat für uns mal die meist-zitierten Contras gesammelt und reflektiert. Als wichtige Cons zählt Henner-Fehr auf technisches Verständnis, Angst, Kontrollverlust. Ist das relevant? ROI (macht sich das bezahlt) auf. Dem ROI-Argument hält  Henner-Fehr ganz richtig dagegen, dass gerade Kultureinrichungen im Normalfall nicht mit Return of Investment argumentieren und propagiert Social Media als das zu sehen was es ist, nämlich ein Kommunikationsinstrument.

Das Argument „Zeitfresser“ beziehungsweise Ressourcenmangel lässt Henner-Fehr per se nicht gelten, Er sagt vielmehr, dass Zeitfresser/Ressourcenmangel immer ein Problem sind. Er sagt ganz richtig, dass ein Museum nie in die Situation kommen wird, dass es mal so ganz nebenbei 10h für Social Media übrig hat. Weitere Punkte, die Henner-Fehr in der Argumentenliste anfügt sind fehlende Gesprächsbereitschaft, sowie das Argument „es läuft ja“.

Das Argument ‚es ist ja nur ein Hype’ wird von Henner-Fehr indem Sinne relativiert, dass er betont, dass die Normalisierung nach einem Medien-Hype die üblicherweise dazu führt, dass das Medium einen festen Platz in unserer Kommunikation erhält (Bsp.. Mail)

Besuchermeinung: Was halten den nun Besucher von Social Media Aktivitäten, wie sie z.B. von Coca Cola (link?) gemacht werden, wo konkrete Spielparks in der Realität über das eigene Facbook account mit like/don’t like bewertet werden können. Dazu erwähnt Henner-Fehr die NRW- Umfrage zu einem ähnlichen Projekt im Museum (wo einzelnen Bildern bewertet werden können sollen; NRW Facebook, August 28, 2010).

Henner-Fehr weist in diesem Zusammenhang darauf hin, dass hier über Facebook einfach und sehr niederschwellig Besucher-Informationen gesammelt werden konnten. Mit konventionellen Umfragen, würde dafür viel Geld bezahlt.

Wie bringe ich die Leute dazu in einen Dialog zu treten?

Henner-Fehr fragt nun richtig: Was braucht es damit Besucher oder andere Personen in einen Dialog treten in solchen Fragen. Er nennt dazu  die für ihn zentrale Punkte:

  • Es muss Vertrauen aufgebaut werden
  • Werbung allein genügt nicht. Das heisst Ankündigungen für Vernissagen und Ausstellungen. Alleine reichen nicht aus, damit Interesse geweckt wird. Es reicht also nicht interessante, relevante Fragen zu stellen.

Es braucht Inhalte, es braucht Geschichten. Und dabei geht es sehr stark um Emotionen.


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