Vorlesungen

 

Vorlesungsreihe 1

Vorlesungsreihe 2

Vorlesungsreihe 3

 

Menschen wohnen nicht nur in ihren «vier Wänden», sondern in einem vielschichtigen Gefüge von Räumen und Kontexten: Sie wohnen im Haus, ums Haus herum, im Quartier, in der Stadt und in der Landschaft. Die Art und Weise, wie Menschen ihre Wohnräume gestalten, ist Ausdruck individueller Bedürfnisse, sozialer Praktiken und kultureller Prägungen. Räume werden aktiv geschaffen, verändert und interpretiert.
Wohnen kann als ein Prozess beschrieben werden, der das Private stets in Beziehung zu seiner Umgebung setzt. Wenn wir also im Rahmen der Vorlesungsreihen des Moduls PROGRAMM das Wohnen in den Blick nehmen, betrachten wir die Wohnung nie isoliert, sondern immer im Kontext ihrer vielfältigen Bezüge. Die Philosophin Ute Guzzoni bringt es treffend auf den Punkt, wenn sie sagt: «Wir sind nicht isolierte Punkte in einem neutralen Raum, sondern nehmen Plätze und Orte ein, folgen Orientierungen und erfahren Situationen in einem (…) Beziehungsgefüge, dem wir eben dadurch angehören, dass wir es bewohnen. Sowohl das jeweilig Einzelne wie die Allheit solcher Beziehungsgefüge kann als ‘Welt’ bezeichnet werden.»1
Wohnen bedeutet also immer auch, Teil eines sozialen, kulturellen und räumlichen Gefüges zu sein, das unser Erleben und Handeln prägt. Damit sind Vorstellungen vom angemessenen Wohnen keineswegs statisch, sondern vielmehr Spiegel gesellschaftlicher Entwicklungen und Veränderungen. Davon ausgehend untersuchen wir in der Vorlesungsreihe WOHNRAUM – ergänzend zu wohntypologischen Aspekten – die Wechselwirkungen zwischen gebautem Raum und gelebtem Alltag im Wandel der Zeit. Wir fragen: In welcher Beziehung stehen kulturelle Modelle und soziale Organisationsformen zum Wohnen? Mit welchen räumlichen und gesellschaftlichen Konsequenzen? Und was kann angemessenes Wohnen heute und in Zukunft heissen? Die Vorlesungsreihe DREI RÄUME DER DOMESTIZITÄT richtet den Fokus auf ausgewählte Beispiele im Wohnungsbau des 20. Und 21 Jahrhunderts. Ziel ist es, einen Überblick zu vermitteln, wie der räumlich-konstruktive Umgang mit Räumen, deren Konzeption sich in den letzten hundert Jahren gewandelt hat (wie das Wohnzimmer, die Nasszelle oder der Gang), unterschiedliche architektonische Typologien produziert und daraus Impulse für die eigenständige Entwicklung zukunftsfähiger Wohnarchitekturen zu gewinnen. Die Reflexion historischer und zeitgenössischer Beispiele soll dazu beitragen, die Vielfalt und Komplexität des Wohnens als architektonische Aufgabe zu erfassen. In der Vorlesung WOHNSOZIOLOGIE werden die Wechselwirkungen zwischen menschlichen Bedürfnissen, Interessen und Nutzungen sowie der gebauten Umwelt aus einer soziologischen Perspektive beleuchtet. Dabei wird die Entwicklungsgeschichte städtischer Wohnformen diskutiert, aktuelle Herausforderungen werden analysiert und zukünftige Entwicklungen in den Blick genommen. Das übergeordnete Ziel aller Vorlesungsreihen besteht darin, ein fundiertes Verständnis für die Gestaltung von Wohn- und Lebensräumen zu vermitteln und dieses Wissen in der Entwurfspraxis auch jenseits eingeübter Wohn- und Lebensmodelle anwendbar zu machen.
1Ute Guzzoni: Wohnen und Wandern. Verlag Karl Alber. 2017. S.119