Hallo liebe Forschungsfreunde, Interessierte und solche, die es gerne werden möchten!
Seit April bin ich als Doktorandin an der Hochschule Luzern mit dabei und habe das grosse Vergnügen euch mit dem diesem Beitrag eine Einführung in das Projekt «Music, Movement, Mood & Parkinson’s» zu geben.
Was ist das Ziel des Projekts?
Mithilfe eines internationalen Konsultationsprozesses möchten wir gemeinsam mit Parkinsonbetroffenen, Therapeuten, Ärzten und anderen Wissenschaftlern ein neues Programm entwickeln, das Musik verwendet, um die Lebensqualität von Parkinsonbetroffenen zu verbessern.
Parkinson ist eine neurodegenerative Erkrankung, für die es bisher leider noch keine Heilung gibt und da sich ihr Auftreten immer weiter häuft, ist es unbedingt notwendig alternative Therapiemöglichkeiten zu medikamentösen oder chirurgischen Verfahren zu finden, die nicht nur bei motorischen Symptomen helfen, sondern auch die Stimmung und das Wohlbefinden der Betroffenen verbessern. Hier kommt die Musik ins Spiel! Musik kann nachweislich einen positiven Einfluss auf unsere Stimmung haben, ganz besonders dann, wenn uns die Musik, die wir hören, sehr gut gefällt und wir schöne Erinnerungen mit ihr verbinden (ich als systematische Musikwissenschaftlerin kann das nur bestätigen ;-)). Darüber hinaus klingen diese musikinduzierten Effekte mit der Zeit nicht ab, nein, ganz im Gegenteil sogar, man kann ständig neue Musik hören und positive Erfahrungen mit ihr verbinden, wodurch ein immer grösserer musikalischer Schatz entsteht.
Wie ist das Projekt aufgebaut?
Der Zeitraum des Projekts beträgt vier Jahre (ja, genau, solange dürft ihr euch über neue Blogeinträge freuen ;-)) und momentan befinden wir uns in der Konsultationsphase. Seit April haben wir Workshops in England, im Tessin und in Luzern durchgeführt, bei dem wir verschiedene Parkinsonpatienten, Therapeuten, Ärzte und andere Wissenschaftler nach ihren Erfahrungen und Meinungen zum Thema Musik, Bewegung, Stimmung und Parkinson gefragt haben. Die Ergebnisse der Workshops werden erneut in Rücksprache mit allen Teilnehmern verwendet, um das neue musikbasierte Programm zu entwickeln. Uns ist wichtig herauszufinden, ob es kontextabhängige Unterschiede zwischen den drei Standorten gibt oder ob es möglich ist, tatsächlich ein allgemeingültiges Programm zu entwerfen, das mit nur minimalen Anpassungen überall durchgeführt werden kann.
Ab 2023 soll dieses Programm in einer randomisierten kontrollierten Studie (RCT) an den drei Standorten London, Luzern und Lugano getestet werden. Eine RCT stammt aus dem klinischen Bereich und beschreibt einen Evaluierungsprozess, bei dem die Teilnehmer zufällig auf eine Experimentalgruppe verteilt werden. In unserem Fall fungieren die Teilnehmer als ihre eigenen Kontrollpersonen, weshalb weniger Teilnehmer benötigt werden. Um nicht nur die qualitative Einschätzung von Seiten der Teilnehmer zu betrachten, werden wir mit Hilfe von Motion Capture Messungen und Ganganalysen etwaige physiologische Veränderungen auch quantitativ messbar machen. Zu diesem Zweck richten wir ein nigelnagelneues Labor an der Hochschule Luzern ein, doch dazu in einem anderen Blogeintrag mehr.
Darüber hinaus führen wir eine sogenannte Mixed-Method Online-Studie durch. Dabei handelt es sich um einen Internetfragebogen, mit dessen Hilfe wir erfahren möchten, wie Parkinsonbetroffene in der Schweiz Musik bereits jetzt schon in ihrem Alltag verwenden. Mit den Ergebnissen dieses Fragebogens wollen wir nicht nur ein Konzert im nächsten Jahr organisiere (weitere Informationen werden hier veröffentlicht), sondern auch eine neue Online-Ressource entwickeln, die Parkinsonbetroffenen, Therapeuten und Wissenschaftlern auf der ganzen Welt zur Verfügung steht, um Musik zu verwenden. Das Beste daran ist, dass jeder, auch ihr, diese Online-Datenbank erweitern kann. Verwendet ihr zum Beispiel immer das gleiche Lied zum Autofahren (bei mir ist es Country Roads von John Denver), könnt ihr dieses Lied dort hochladen und mit anderen teilen.
Wer gehört zum Team?
Der Hauptsitz des Projekts befindet sich an der Hochschule Luzern – Musik. Hier arbeite ich als Doktoranden gemeinsam mit der Projektleiterin Dr. Dawn Rose und dem Post-Doc Dr. Sabrina Köchli, aber natürlich gibt es an allen drei Standorten viele weitere und tolle Projektkollaboratoren, die mit ihrer Expertise zum Erfolg dieses Projekts beitragen.
Da wären zum einen Dr. Caroline Whyatt und Dr. Lucy Annett von der University of Hertfordshire zu nennen, die mich neben Dawn bei meiner Doktorarbeit betreuen und zum anderen natürlich Prof. Dr.-Ing. Stephan Bolhater und der PD Dr. phil. Tim Vanbellingen vom Kantonspital Luzern (LUKS), Dr. ssa. med. Daria Dinacci von der Clinica Hildebrand sowie Prof. Dr. med. Salvatore Galati an der Ente Ospedaliero Cantonale (EOC) und Paolo Paolantonio im Tessin.
Wie wird das Projekt finanziert?
Ein Grossteil des Projekts wird vom Schweizer Nationalfond und Parkinson Schweiz finanziert. Aber wir sind auch dem Arnold Bentley New Initiatives Fund sehr dankbar, da er es uns ermöglicht unsere Forschungsergebnisse durch zwei Live-Konzerte viel lebendiger zu verbreiten, als durch rein akademische Veröffentlichungen. Das Programm dieser beiden Konzerte basiert auf den Ergebnissen der Online-Fragebögen zur Verwendung von Musik im Alltag von Parkinsonbetroffenen sowohl in Grossbritannien als auch in der Schweiz. Die Konzerte werden in Zusammenarbeit mit dem Royal Northern College of Music (RNCM, UK) produziert.
Vielen Dank für das Lesen dieses Blogs und hinterlasst sehr gerne Kommentare. Ich kann es kaum erwarten, euch von all den weiteren spannenden Dingen und Erlebnissen zu berichten.
Liebe Grüsse und bis zum nächsten Lesen!
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