von Valentin Caluori , Absolvent Minor Digitalisierung und Soziale Arbeit, Mai 2025
In diesem Blogbeitrag wird gezeigt, wie eine leicht verständliche Videoanleitung technisch unerfahrenen Menschen mit geringen Deutschkenntnissen dabei hilft, digitale Bewerbungen zu versenden und damit ihre Chancen auf dem Arbeitsmarkt zu verbessern.
Die digitale Transformation hat den Bewerbungsprozess grundlegend verändert. Bewerbungen per E-Mail sind heute Standard. Allerdings verfügen nicht alle Menschen über die nötigen digitalen Kompetenzen, um diesen Schritt erfolgreich zu meistern. Laut Digitalbarometer.ch (ohne Datum) fehlt es 31 % der Schweizer Bevölkerung an digitalen Kompetenzen. Besonders für Menschen mit geringen Deutschkenntnissen und wenig technischer Erfahrung stellt die digitale Bewerbung eine grosse Hürde dar (Sozialinfo.ch, 2022)
Neben grundlegendem IT-Wissen ist auch das Verständnis dafür notwendig, dass Bewerbungsunterlagen idealerweise im PDF Format versendet und mit korrekten Dateinamen versehen werden. Ebenso wichtig ist die korrekte Formulierung von Betreff und Nachrichtentext. Ziel des Projekts ist es, bestehende Barrieren abzubauen, indem exemplarisch eine Schritt-für-Schritt-Videoanleitung erstellt wurde, die das Versenden von Bewerbungen über den E-Mail-Dienst «Gmail» vereinfacht. Die Anleitung richtet sich speziell an Klient*innen sozialer Einrichtungen im Bereich der Arbeitsintegration und leistet einen Beitrag zur digitalen Inklusion und Förderung von Chancengleichheit.
Digitale Kompetenzen als Schlüssel zur gesellschaftlichen Teilhabe
Digitale Medien sind fester Bestandteil unseres Alltags. Kutscher (2019) betont, dass es jedoch nicht mehr ausreicht, einfach nur Zugang zu Technologien (Computer, Internet, Programme) zu haben. Die kompetente Nutzung solcher Technologien ist heute eine entscheidende Voraussetzung für gesellschaftliche Teilhabe und somit auch für das Berufsleben (S. 380). Digitale Kompetenzen ermöglichen es, das Internet zielgerichtet zu nutzen, um beispielsweise Stelleninserate auf Jobportalen zu suche oder Bewerbungen durch E-Mail Dienste zu versenden.
In der Sozialen Arbeit ist es daher wichtig, nicht nur Unterstützungsangebote bereitzustellen, sondern gezielt digitale Kompetenzen zu vermitteln.
Herausforderungen beim Online-Bewerben
Menschen mit wenig technischer Erfahrung und geringen Deutschkenntnissen sehen sich beim Online-Bewerben mit mehreren Herausforderungen konfrontiert. Oft fehlt es an Grundkenntnissen im Umgang mit E-Mail-Diensten. Bestehende Anleitungen sind häufig zu komplex oder nicht niederschwellig genug formuliert.
Ein weiteres Problem ist das fehlende Wissen darüber, wie Bewerbungsdokumente richtig benannt, als PDF gespeichert und korrekt per E-Mail versendet werden. Auch die Formulierung eines professionellen E-Mail-Textes stellt eine Herausforderung dar. Hinzu kommt, dass Angebote von sozialen Einrichtungen, die beim Schreiben von Bewerbungen unterstützen, oft zu ausgelastet sind oder zu wenig Zeit zur Verfügung steht, um beim Aufbau von digitalen Kompetenzen behilflich zu sein.

Quelle: Google (ohne Datum). E-Mails schreiben und senden.
Wichtige Aspekte bei der Umsetzung
Die Anleitung wurde auf Grundlage meiner Praxiserfahrungen während des Praktikums bei der Kirchlichen Fachstelle bei Arbeitslosigkeit (DFA) erstellt. Dabei zeigte sich, dass Klient*innen sehr unterschiedliche technische Vorkenntnisse mitbrachten. Die Anleitung wurde deshalb so gestaltet, dass sie auch für Personen mit minimalen IT-Kenntnissen verständlich ist. Alle Schritte werden langsam, deutlich und in einer klaren Reihenfolge gezeigt. Um die Orientierung zu erleichtern, wurde der Cursor der Maus vergrössert und farblich hervorgehoben, sodass jederzeit erkennbar ist, welche Elemente auf der Gmail-Oberfläche angeklickt werden. Langfristig wäre es sinnvoll, die Anleitung mit Untertiteln oder in mehreren Sprachen zu ergänzen, um sprachliche Barrieren weiter abzubauen und noch mehr Menschen zu erreichen.
Praktische Relevanz und gesellschaftlicher Nutzen
Die praktische Relevanz und der gesellschaftliche Nutzen der Anleitung zeigen sich auf mehreren Ebenen. Für Klient*innen bedeutet sie eine Verbesserung der digitalen Kompetenz und ihrer Selbstwirksamkeit, was wiederum zu besseren Chancen auf dem Arbeitsmarkt führt. Auch für Organisationen der Sozialen Arbeit bringt die Anleitung Vorteile mit sich. Sie spart Zeit, da eine standardisierte und leicht verständliche Hilfestellung zur Verfügung steht, die im Arbeitsalltag direkt eingesetzt werden kann. Darüber hinaus trägt das Projekt auf gesellschaftlicher Ebene zur Förderung der digitalen Inklusion bei und unterstützt den Abbau digitaler Ungleichheit, was ein wichtiger Schritt in Richtung mehr Chancengleichheit und sozialer Teilhabe ist.
Literaturverzeichnis
Digitalbarometer.ch. (o. D.). Digitalbarometer – Der digitale Wandel in der Schweiz. Abgerufen am 20. März 2025, von https://www.digitalbarometer.ch
Google. (o. D.). E-Mails schreiben und senden. Abgerufen am 20. März 2025, von https://support.google.com/mail/answer/9259768?hl=de&ref_topic=9259764&sjid=2398326292289502601-EU#write&zippy=%2Cso-funktionierts
Kutscher, N. (2019). Digitale Ungleichheit als Herausforderung für Medienbildung. Die Deutsche Schule, 111(4), 379–390. https://doi.org/10.31244/dds.2019.04.02
Sozialinfo.ch. (2022). Digitale Welt: Ohne Kompetenzen bleibt der Zugang verwehrt. Abgerufen am 20. März 2025, von https://www.sozialinfo.ch/wissen/digitale-welt-ohne-kompetenzen-bleibt-der-zugang-verwehrt/