Wie kann eine Organisation der Sozialen Arbeit für Fachpersonen im Bereich der Soziokulturellen Animation ihr Wissen zu fallbezogenen Handlungsoptionen erweitern durch Zugang zu einem digitalen Beziehungsnetzwerk?

von Leslie Wenner, Absolventin Minor Digitalisierung und Soziale Arbeit, Mai 2022

Wie kann eine Organisation der Sozialen Arbeit für Fachpersonen im Bereich der Soziokulturellen Animation ihr Wissen zu fallbezogenen Handlungsoptionen erweitern durch Zugang zu einem digitalen Beziehungsnetzwerk?

Jede Fachperson im Berufsfeld Sozialer Arbeit und jede Organisation Sozialer Arbeit hat, so sieht die Autorin dies jedenfalls, eine Notwendigkeit nach Verbesserung von Kompetenzen und nach weiterer Vertiefung des professionellen Wissens. Bei dieser Professionalisierung interessieren die Autorin hauptsächlich Fragen zu fallbezogenen Situationen, um entscheiden zu können, wie die Fachpersonen in einem spezifischen Fall optimal agieren sollen.

Das Wissen zu solchen fallbezogenen Handlungsoptionen wird nach der Autorin primär in den jeweiligen Organisationen Sozialer Arbeit zwischen den Fachpersonen ausgetauscht und kann damit zu einer Erweiterung des Wissens über fallbezogene Handlungsoptionen führen.

Die Autorin sieht einen Bedarf eines über die spezifische Organisation Sozialer Arbeit hinausgehenden Austausches über professionelles Wissen zu fallbezogenen Handlungsoptionen, damit das Wissen möglichst vieler Fachpersonen beigezogen werden kann.

Das Phänomen der digitalen Transformation, wie es die Autorin im Nugget «Digitalisierung in Organisationen der Sozialen Arbeit» kennengelernt hat, ermöglicht einen Diskurs unter Fachpersonen durch Zugang zu einer digitalen Plattform. Dies gelingt noch eher, wenn in Organisationen der Sozialen Arbeit die Leitung hinter einem digitalen Vorhaben steht und die nötigen Ressourcen (Arbeitszeit und Finanzierung) dazu aufbringt (Bestgen et. al., 2019, S. 273-293).

Da die Autorin in der Studienrichtung Soziokultur studiert, interessiert sie sich für die Möglichkeit zum Wissensaustausch zu fallbezogenen Themen im Bereich der Soziokultur.

Dass Diskurse über konkrete Fälle besser nicht über einem öffentlichen Chatroom oder nicht anonymisiert in Sozialen Medien, wie Facebook oder Twitter kommuniziert werden ist für die Autorin klar. Vielmehr müssen zahlreiche Bedingungen an eine spezialisierte Plattform erfüllt sein, wie z.B. Anforderungen an die Diskretion, den Datenschutz und korrektes Verhalten.

In der Recherche für das Vorhaben ist die Autorin auf die im Jahr 2016 aufgeschaltete Plattform „Netzwerk Schlüsselsituationen Soziale Arbeit“ (https://schluesselsituationen.net/) gestossen. Die Mitgründer Eva Tov, Regula Kunz und Adi Stämpfli haben dazu das Buch mit dem Titel «Schlüsselsituationen der Sozialen Arbeit» geschrieben, in welchen das Modell «Schlüsselsituationen» erklärt wird (https://www.hep-verlag.ch/schluesselsituationen).

Im Vorhaben untersuchte die Autorin die Plattform auf folgende Aspekte: Niederschwelliger Zugang, Benutzerfreundlichkeit, Qualität, / Datenschutz, Ethik und Netiquette und urheberrechtlicher Schutz und kommt zu folgendem Schluss: Die Plattform gewährt den Nutzenden den Datenschutz vollumfänglich und auferlegt ihnen eine Geheimhaltungspflicht. Die Qualität des Inhaltes der Plattform wird durch die Zuständigkeiten und Kompetenzen der Fachpersonen des Trägervereins gesichert. Die Schlüsselsituationen, auf welcher die Nutzenden der Plattform mit einer kostenlosen Registrierung Zugang haben, werden mit der Reflexionsmethode stark anonymisiert, so dass keine Rückschlüsse auf Personen und Institutionen oder Orte gemacht werden können. Weitere Erklärungen und Schritte zur Anleitung der Plattform findet sich auf dieser Webseite: (https://web0.fhnw.ch/schluesselsituationenerklaert/).

Im Nugget «Ethik und Recht in der digitalisierten Welt» hat die Autorin die Risiken bei der Nutzung von digitalen Technologien kennengelernt, bei welcher auch immer wieder rechtliche Schwachstellen auftauchen (Ghielmini et al., 2021, S. 13). Die Organisationen sind herausgefordert keine Bedrohung der Privatsphäre der Nutzenden aufkommen zu lassen (Ghielmini et al., 2021, S. 40), was die Plattform gemäss der Autorin erreicht.

Welche persönlichen Erfahrungen aus institutioneller Sicht Fachpersonen aus Organisationen der Soziokulturellen Animation mit der Plattform gemacht haben, hat die Autorin interessiert und Organisationen im Bereich Soziokulturelle Animation angefragt, ob sie mit dieser Plattform vertraut sind, und wenn ja, wie sie diese nutzen würden. Dann hat die Autorin herausgefunden, dass die Plattform bei den Fachpersonen des Dachverbands Offene Kinder- und Jugendarbeit Schweiz (DOJ), der Offenen Jugend Arbeit Zürich (OJA) und bei dem Soziokultur Labor der HSLU eher unbekannt war. Aus der Sicht der Autorin hat die Plattform deshalb das Potenzial sich mehr mit dem Fachbereich der Soziokultur zu vernetzen. Das Vorhaben mündet für die Autorin in folgende Handlungsempfehlung: Um noch mehr Schlüsselsituationen im Bereich Soziokultur auf der Plattform zu generieren, benötigt es Fachpersonen aus der Soziokultur, die sich auf dieser Plattform beteiligen möchten. Das Potenzial dieser Plattform besteht darin, dass die Soziokultur ressourcenschonend eine Plattform nutzen kann. Eine Eigene Plattform für die Soziokultur aufzubauen, würde wiederum viele Ressourcen in Anspruch nehmen. Der folgende Podcast hat die Autorin mit der Co-Präsidentin des Vereins Schlüsselsituationen Soziale Arbeit, Frau Claudia Morselli, gemacht. Frau Morselli erzählt, wie für Fachpersonen in Organisationen der Soziokulturellen Animation der Diskurs zu Schlüsselsituationen auf der Plattform gelingt und wie Schlüsselsituationen erstellt werden können.

Quelle: Eigene Darstellung; Word: Piktogramm.

Quellen

Bestgen, Sarah, Kirchhofer, Roger, Adam, Stefan M., Tschopp, Dominik (2019). Digitalisierung im Sozialbereich – Managementdenken in der Zerreissprobe?!. In Arie Hans Verkuil, Knut Hinkelmann & Marc Aeschbacher (Hrsg.), Digitalisierung und andere Innovationsformen im Management (S. 273-293). edition gesowip.

Ghielmini, Sabrina, Kaufmann, Christine, Post, Charlotte, Büchler, Tina, Wehrli, Mara & Amacker, Michèle (2021). Grund- und Menschenrechte in einer digitalen Welt. In Schweizerisches Kompetenzzentrum für Menschenrechte (SKMR) (Hrsg.). Buch & Netz.

Avenir Social (2010). Berufskodex Soziale Arbeit Schweiz. Ein Argumentarium für die Praxis der Professionellen. Professionelle Soziale Arbeit Schweiz.

Schmid, Peter A. (2020). Ethik in der Sozialen Arbeit. Hochschule Luzern – Soziale Arbeit.

Verein Netzwerk Schlüsselsituationen Soziale Arbeit (2022). Schlüsselsituationen. Gefunden unter https://schluesselsituationen.net/schluesselsituationen/

Verein Netzwerk Schlüsselsituationen Soziale Arbeit (2022). Datenschutz und Nutzungsbestimmungen. Gefunden unter https://schluesselsituationen.net/datenschutz/

Verein Netzwerk Schlüsselsituationen Soziale Arbeit (2022). Ansatz. Gefunden unter https://schluesselsituationen.net/ansatz/

One thought on “Wie kann eine Organisation der Sozialen Arbeit für Fachpersonen im Bereich der Soziokulturellen Animation ihr Wissen zu fallbezogenen Handlungsoptionen erweitern durch Zugang zu einem digitalen Beziehungsnetzwerk?

  1. Ein sehr wertvoller Beitrag zur Digitalisierungsdebatte in der Sozialen Arbeit!
    Wir freuen uns auf ganz viele Schlüsselsituationen von Fachpersonen aus Organisationen der Soziokulturellen Animation! Wir wollen das professionelles Wissen zu konkreten Handlungsoptionen mit möglichst vielen Fachpersonen teilen und damit das Potential der Digitalisierung für die Soziale Arbeit nutzen! Claudia Morselli, Co-Präsidentin Verein Netzwerk Schlüsselsituationen, Dozentin Hochschule für Soziale Arbeit FHNW

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