Auswahlhilfe für digitale Tools – Orientierung für Studierende der Sozialen Arbeit im digitalen Studienalltag

von Jennifer Kettner , Absolventin Minor Digitalisierung und Soziale Arbeit, Mai 2025

In der Sozialen Arbeit ist der bewusste Umgang mit digitalen Tools längst mehr als eine technische Frage – er berührt auch ethische Werte, soziale Teilhabe und einen verantwortungsvollen Umgang mit Daten. Doch wie können sich Studierende fundiert für oder gegen die Nutzung eines digitalen Tools in ihrem Studienalltag entscheiden? Dieser Beitrag bietet eine Übersicht an möglichen Auswahlkriterien und ein konkretes Praxisbeispiel.

Die steigende Anzahl von digitalen Tools, bedingt durch den digitalen Wandel, kann besonders zum Studienbeginn die Frage aufwerfen, welche Tools für den Studienalltag geeignet sind und wie eine sinnvolle Auswahl getroffen werden kann. Auch die Profession der Sozialen Arbeit kann bei den Kriterien zur Auswahl eines Tools miteinbezogen werden. Gemäss Kutcher et al. (2019) ist es für Soziarbeitende wichtig, sich Medienkompetenz anzueignen, da durch die Nutzung von digitalen Tools auch immer die Medienlandschaft mitgestaltet wird (S. 321). Mit einer begründeten Auswahl können Studierende der Sozialen Arbeit somit nicht nur Übersicht in ihren Studienalltag bringen und ihre digitale Kompetenz steigern, sondern leisten auch noch einen Beitrag zu verantwortungsvollem, professionellem Handeln – ein Kompetenzerwerb, der auch über das Studium hinaus von Nutzen sein kann.

Nach welchen Kriterien können Studierende digitale Tools nun bewerten? Hierfür habe ich mittels Umfragen, Interviews und Unterrichtsmaterialien eine exemplarische Übersicht erstellt, die als PDF heruntergeladen werden kann:

👉Hier geht’s zur Auswahlhilfe (PDF) -> Kettner_Jennifer_Auswahlhilfe fuer Digitale Tools

Die Auswahlhilfe orientiert sich an vier zentralen Dimensionen: Datenschutz, Ethik, Usability, dem Nutzen aus sozialarbeiterischer Sicht sowie einer Auswahl an Punkten, die mit Studierenden fortgeschrittenen Semesters entwickelt wurden. An dieser Stelle sei bemerkt, dass die Übersicht nicht abschliessend ist und noch viele weitere Punkte hinzugefügt werden können. Weiterführend sind diese Kriterien durch spezifische Auswahlaspekte ergänzt. Dazu zählen unter anderem die Barrierefreiheit, der Serverstandort, die Verfügbarkeit von Open-Source-Alternativen oder Aspekte der Nachhaltigkeit. Damit wird deutlich, dass die Verwendung von digitalen Tools nicht nur eine persönliche Entscheidung darstellen, sondern immer auch im Kontext ihrer gesellschaftlichen Wirkung verstanden werden sollten. Der Fokus ist bewusst auf Kriterien gelegt, die allgemein anwendbar sind, da sich konkrete Tools und Plattformen rasch verändern. Studierende können so befähigt werden, ihre eigene digitale Praxis kritisch zu hinterfragen und im Sinne der Sozialen Arbeit gemäss dem Berufskodex, insbesondere dem Artikel 10.1 (2010, S. 10), zu gestalten.

Neben all diesen Aspekten bietet die Auswahlhilfe die Möglichkeit, digitale Tools durch die standardisierten Kriterien zu vergleichen. So lässt sich schneller eine Auswahl zwischen mehreren Alternativen treffen, je nach individueller Studien- oder Praxissituation.

Abbildung 1: Verfolgte Ziele für die Praxis (eigene Darstellung)

 

Wie funktioniert die Auswahl nach den beschriebenen Kriterien? Das folgende Video zeigt eine Anwendung der Auswahlhilfe auf das digitale Whiteboard miro. Das Tool wird an der HSLU zunehmend für kollaborative Arbeitsprozesse eingesetzt, wird jedoch von den Studierenden noch wenig genutzt, was sich in den Ergebnissen der durchgeführten Umfrage widerspiegelte.

In der folgenden Abbildung eine kurze Zusammenfassung des im Video beschriebenen Vorgehens:

Abbildung 2: Kurzzusammenfassung Anwendung Auswahlhilfe (eigene Darstellung)

 

Auch wenn die Entscheidung für oder gegen die Verwendung eines Programmes, einer App, einer Plattform oder Ähnliches gefallen ist, zeigt sich der Aspekt der Usability oft erst in der konkreten Anwendung. In einem Interview gibt Dozent Johannes Küng hierzu folgenden Rat:

“Mein Tipp ist, zunächst zu überlegen, was ich den eigentlich tun möchte, und erst dann ein entsprechendes Tool zu suchen. Zudem braucht auch das benutzendenfreundlichste Tool etwas Anlaufzeit, bis es im Arbeitsalltag integriert ist. Mein zweiter Tipp ist deshalb, ein paar Frustmomente mit einem neuen Tool auszuhalten :)” — Johannes Küng, Dozent und Projektleiter HSLU

Digitale Tools sind Teil unseres Studien- und Berufsalltags und werden im Zuge der fortschreitenden Digitalisierung immer präsenter. Wer sie bewusst auswählt, gestaltet auch die digitale Kultur der Sozialen Arbeit mit. Die Auswahlhilfe soll ein ergänzender Schritt in diese Richtung sein – und darf gerne weiterentwickelt werden!

              

Quellenverzeichnis

AvenirSocial (Hrsg.). (2010). Berufskodex Soziale Arbeit Schweiz: Ein Argumentarium für die Praxis [Broschüre].

Kutscher, N., Ley, T., Seelmeyer, U., Siller, F. Tillmann, A. & Zorn, I. (2019). Handbuch Soziale Arbeit und Digitalisierung: Medien- und Medienpädagogische Kompetenz. Beltz Juventa.

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