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Wie man KMU fit für die Digitalisierung macht

Die KMU in der Schweiz tun sich schwer mit der Digitalisierung. Dabei könnte man mit einfachen, kleine Schritten Grosses bewegen. Nur schon ein interner Workshop zum Thema „Digitales Geschäftsmodell“ oder ein automatisierter Beispielprozess könnten weiterhelfen.

 

Studie Digital Switzerland: Immer noch 85 Prozent «Digitale Dinosaurier»
Studie Digital Switzerland: Immer noch 85 Prozent «Digitale Dinosaurier» (von HWZ Hochschule für Wirtschaft Zürich)

Je nach Studie werden in der Schweiz bis zu 85% aller KMU zu den digitalen Dinosauriern gezählt. Dieser etwas plakative Begriff wird so umschrieben, dass diese Firmen weder ihre operativen Prozesse, noch das Erlebnis für die Kunden digitalisiert haben. Die Frage nach Ursachen für diesen Umstand ist nicht einfach zu beantworten. In Anbetracht der Tatsache, dass das Phänomen der Digitalisierung nun schon Jahrzehnte herumgeistert, wird dies nahezu unbegreiflich. Wird hier eine Chance verpasst? Und wie ka nn das Potenzial der Digitalisierung auch für KMU nutzbar gemacht werden?

Digitalisierung in Grosskonzernen

In grossen Konzernen ist die Digitalisierung allgegenwärtig. Als Beispiel kann der Einkauf beim grossen Detailhändler dienen. Aufgrund von Vergangenheitsdaten kann der Bedarf an Waren präzise eingeschätzt werden. Je nach Treuprogramm kann vorausgesagt werden, was einzelne Kunden effektiv kaufen werden. Somit kann Werbung personalisiert werden Kosten in de Logistikprozessen werden reduziert. Der Kunde steht im Mittelpunkt und wird teilweise aktiv in die operativen Prozesse, Stichwort Self-Scanning, mit eingebunden. Im Hintergrund laufen die Prozesse ebenfalls digital. Zuschriften von Kunden werden mittels Texterkennung kategorisiert und automatisch der richtigen Abteilung zugewiesen. Sämtliche Interaktionen werden aufgezeichnet und ausgewertet, um im kontinuierlichen Verbesserungsprozess Erfolg zu haben. Dies bildet wiederum die Basis für den mittel- bis langfristigen Geschäftsgang.

Digitalisierung in KMU

Bei KMU sieht diese Welt etwas anders aus, auch wenn aufgrund der ausgeprägten Heterogenität keine allgemein gültigen Aussagen getroffen werden können. Trotzdem ist der Handlungsbedarf sichtbar: Wie viele KMU verkaufen einfach noch ihr Produkt A, ohne dies zu digitalisieren oder an Services zu knüpfen? Wie viele kleine Läden verfügen nicht über einen Web-Auftritt und sind somit online unsichtbar? Wie viele Prozesse, egal ob Rechnungsstellung, Lagerbewirtschaftung oder Kundenmanagement, laufen noch weitgehend manuell, obwohl digitale Helfer schon lange vorhanden wären? Um vom Markt nicht abgehängt zu werden, müssen sich die KMU weiterentwickeln und anpassen. Oder wieso soll ich ein Produkt im Laden in der Stadt kaufen, wenn es online günstiger zu haben ist und erst noch geliefert wird?

Wie bringt man nun KMU dazu, auf den Zug der Digitalisierung aufzuspringen? Oft werden finanzielle Bedenken oder das fehlende Knowhow als Hinderungsgründe genannt. Und dass ein KMU zögerlich agiert ist nachvollziehbar, wenn es um die radikale Anpassung des eigenen Geschäftsmodell geht.

Mögliche Lösungsansätze

Die Lösung liegt bei kleinen Schritten. Man muss nicht die ganze Strategie digital ausrichten. Ein erster Schritt wäre schon, wenn man mit seinen Mitarbeitern ein Workshop zum Thema Digitalisierung durchführt und potenzielle Ideen abholt. Wo sehen die Mitarbeitenden Potenzial? Was möchten unsere Kunden? Welche Prozesse bieten sich für eine Automatisierung an? Gerade die Prozesse sind ein spannendes Thema. Es wird nicht möglich sein, alles zu digitalisieren. Man könnte aber mit einem externen Partner ein Assessment durchführen und prüfen, welche Prozesse digital unterstützt werden könnten. Als Stichwort dient hier Robotic Process Automation.

 

Hiermit könnte beispielsweise der Posteingangsprozess optimierte werden. Dies kann wiederum als Basis für weitere Schritte dienen. Der Vorteil hierbei: Bei einem Vorgehen in kleinen Schritten bleiben die nötigen finanziellen Aufwendungen und das Risiko eines Fehlschlages überschaubar. Mittelfristig lohnt es sich im Unternehmen eine digitale Kultur zu etablieren. Das themenspezifische Knowhow soll gefördert werden. Dies kann durch Schulungen, neue Mitarbeiter oder externe Wissensträger erfolgen.

Die Anpassung des Geschäftsmodells kann längerfristig verfolgt werden. Ziel ist es, dass der Kunde und nicht mehr das Produkt im Mittelpunkt steht. Die Schwierigkeit hierbei liegt oft bei der Geschäftsleitung selbst. Eine Studie von PWC kam zum Schluss, dass der Digitalisierungsgrad mit dem Alter der Geschäftsleitung negativ korreliert. Je älter die Geschäftsleitung ist, desto weniger hoch ist der Digitalisierungsgrad der Unternehmung. Wenn Digitalisierungsthemen vorab von jüngeren Generationen vorangetrieben werden, sollte ein KMU an dieser Stelle längerfristig Anpassungen ins Auge fassen. Oft wird nur so eine Anpassung überhaupt ermöglicht.

Korrelation Digitalisierungsgrad und Alter der Geschäftsleitung
Korrelation Digitalisierungsgrad und Alter der Geschäftsleitung (aus „Digitalsierung – wo stehen die Schweizer KMU?“, PwC Schweiz 2016)

Bei weitreichenden Entscheidungen, wie z.B. der Anpassung der Geschäftsstrategie, kann es sich lohnen, externe Beratungsdienstleistungen einzukaufen. Dies ist besonders dann der Fall, wenn intern zu wenig Wissen über neue Technologien wie Blockchain, IoT, Industrie 4.0, etc. vorhanden ist.

Grundsätzlich kann festgehalten werden, dass sich ein Unternehmen jederzeit weiterentwickeln muss, wenn es konkurrenzfähig bleiben will. In einem dynamischen Wettbewerbsumfeld sind Flexibilität und Anpassungsvermögen wichtige Werte um erfolgreich bestehen zu können. Die Digitalisierung birgt eine Vielzahl von Geschäftsmöglichkeiten. Diese müssen nur genutzt werden, auch von unseren Schweizer KMU. Die ersten Schritte hierzu wären nicht so schwer.

 

Weiterführende Links

Digitalisierung KMU aus Sicht des Bundes

Digitale Champions? Studie PwC

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