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Hyperautomation – die Automatisierung der Zukunft

Die Hyperautomation wurde 2020 von Gartner Group zu den wichtigsten strategischen- technologischen Trends ernannt. Dennoch ist das weltweite Interesse an den drei einzelnen Technologien, die dabei involviert sind, höher als das Interesse an Hyperautomation. Handelt es sich dabei schlicht um einen Hyperautomationshype?

Die Hyperautomation ist keine neue Technologie, sondern eine Kombination aus bestehenden Technologien. Es handelt sich um einen ganzheitlichen Optimierungsansatz, der sich aus Prozessdigitalisierung und Prozessautomatisierung zusammensetzt. Dafür werden drei etablierte Technologien eingesetzt:

  • Process Mining oder Künstliche Intelligenz (KI)
  • Business Process Management (BPM)
  • Robotic Process Automation (RPA)

Bei der Hyperautomation geht es grundsätzlich darum, Prozessdaten und Ergebnisse zu sammeln, Schwachstellen aufzudecken, Prozesse zu optimieren sowie zu automatisieren und Erfolge zu überwachen. Das Ziel ist es, dadurch möglichst viele Business und IT-Prozesse zu automatisieren.

Hype um Hyperautomation

Vergleicht man mit Google Trends das weltweite Interesse an den einzelnen Technologien mit «Hyperautomation» im letzten halben Jahr, können deutliche Unterschiede festgestellt werden. Google Trends weist das Interesse auf einer Skala von 0 bis 100 auf einem Zeitstrahl aus. Dabei bedeutet 100 die höchste Beliebtheit des Suchbegriffes. RPA ist in der nachfolgenden Abbildung rot gekennzeichnet, mit einem durchschnittlichen Interesse von 65. BPM ist grün dargestellt und weist ein durchschnittliches Interesse von 7 aus. Dicht gefolgt von Process Mining (gelb), mit einem Interesse von 5. Hyperautomation hingegen bewegt sich zwischen null und zwei. Diese Grafik vermittelt den Eindruck, dass Hyperautomation überhaupt nicht von Interesse ist.

Quelle: https://trends.google.com/trends/explore?date=2020-08-01%202021-01-31&q=Hyperautomation,RPA,Process%20Mining,Business%20Process%20Management

Doch die Fachleute sind sich einig. Die Hyperautomation wird die reine RPA Technologie langfristig in den Schatten stellen, da RPA einige Schwachstellen und Limitationen aufweist. Diese könnten mit der Anwendung von Hyperautomation beseitigt werden. RPA ist eine mechanisch-technisch orientierte Technologie, die nun dazu genutzt wird, Geschäftsprozesse zu revolutionieren. Aufgrund dieses Ursprungs steht die Technologie im Vordergrund. Mit der Hyperautomation findet eine Verschiebung statt, und der Fokus liegt neu auf dem menschlich-geschäftlichen. Deshalb kommt bei RPA die systematische Analyse der Business Prozesse zu kurz. Oft ist das Hauptkriterium, um einen Prozess zu automatisieren, die Schaffung von Kapazitäten, indem Arbeitskräfte eingespart werden können. Dadurch ist der Return-of-Investment (ROI) relativ schnell erreicht. Doch dieser Ansatz ist schlussendlich nicht zielführend. Solche Prozesse sind nämlich meistens stark manuell geprägt und nicht geeignet für die Automatisierung. Stattdessen sollte das Augenmerk auf zuverlässigeren, schnelleren und besseren Geschäftsprozessen sein. Diese beeinflussen den ROI-Wert ebenfalls positiv und die Mitarbeitenden werden dadurch entlastet. Nebst der Identifizierung fehlt die Optimierung der Business Prozesse. RPA codiert die Business Prozesse eins zu eins, ohne die Logik und Sinnhaftigkeit zu überprüfen. Da Business Prozesse meist nur selten geprüft werden, bietet es sich an, im Rahmen des Automatisierungsvorhaben sie zu prüfen. Mit Process Mining findet genau diese Prüfung vor der Automatisierung statt.

quelle: https://anaskhattar.com/process-mining-data-driven-migration-microservices/
Quelle: https://anaskhattar.com/process-mining-data-driven-migration-microservices/

Die Hyperautomation hat das Potenzial, die Arbeitswelt zu revolutionieren. Es stellt sich die Frage, wie gut die effektive Umsetzung in den einzelnen Unternehmen gelingt. Falls eine Umsetzung gelingt, könnte die Hyperautomation nicht nur einer der interessantesten Trends des Jahres 2020, sondern für die nächsten zehn Jahren sein. Das Potential ist da.

Wie funktioniert Hyperautomation?

Wer die Prozesse im Unternehmen nicht beherrscht, beherrscht das ganze Unternehmen nicht.

William Edwards Deming amerikanischer Pionier im Qualitätsmanagement

Weil die Prozessbeherrschung so wichtig ist, werden mit der ersten Technologie Process Mining Prozesse analysiert, damit Automatisierungspotentiale überhaupt identifiziert und bewertet werden können. Dies geschieht mit Hilfe von vorliegenden Daten aus dem Backendsystem, in dem Prozessdaten wie z.B. Zeitstempel oder Aktivitätsbezeichnung ermittelt werden. Mit diesen Informationen können bereits erste Muster erkannt werden. Ergänzend wird das Frontend, mit der Methode Task Mining analysiert, was schliesslich zur vollständigen Transparenz führt. Für solche Analysetätigkeiten kann auch die Technologie KI und intelligente Algorithmen eingesetzt werden, die dann Optimierungen automatisch identifizieren. Doch bevor sie eingesetzt werden können, müssen sie zuerst mit passenden Trainingsdaten trainiert werden. Nachdem die Prozessdaten gesammelt wurden, werden sie mit BPM modelliert, dokumentiert und verwaltet. Die modellierten Prozesse können anschliessend in automatisierten Workflows überführt und in Echtzeit ausgewertet werden.

Quelle: https://dzone.com/storage/temp/8270260-simpleorderprocess.png
Quelle: https://dzone.com/storage/temp/8270260-simpleorderprocess.png

Die letzte Technologie ermöglicht eine Erweiterung der Automatisierung. Mit BPM lassen sich Workflows automatisieren und mit RPA können Daten systemübergreifend übertragen werden. Das nachfolgende Video (auf das Bild klicken) zeigt ein Beispiel von Hyperautomation, wie mit Hilfe von RPA, KI und BPM ein Darlehen-Prozess automatisiert werden kann.
Quelle: https://bpmo.de/bpm-wiki/process-mining/

Nach der Umsetzung der Automatisierung ist das Hyperautomation-Vorhaben noch nicht beendet, denn es folgen noch die Schritte Monitoring und Anpassung. Nur durch die konsequente Beobachtung des Automatisierungsfortschrittes, können Hindernisse und Flaschenhälse erkannt und gelöst werden.

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Dominique Metzler

Studentin MSc Wirtschaftsinformatik an der Berner Fachhochschule.

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