Audience+ im Schaulager (Workshop V)

Wissensmanagement stand als Thema für den fünften und letzten Audience+ Workshop auf dem Programm. Doch bevor hier die Workshop-Resultate resumiert werden, gilt der erste Vermerk dem Schaulager als Veranstaltungsort. Wir möchten uns an dieser Stelle noch einmal ganz herzlich für die großzügige Gastfreundschaft, die generöse Bewirtung sowie die faszinierende Führung durch das Gebäude und das Konzept Schaulager sowie durch einen Teil der aktuellen Matthew Barney Ausstellung bedanken.

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Wir haben uns im Vorfeld des Workshops die Frage gestellt, was Wissensmanagement für die Museen heute bedeutet. Die Diskussion dazu eröffnete den Tag in Münchenstein. „Bewahren ist Teil des öffentlich-rechtlichen Auftrags der Museen“, hiess es. Das bedeute auch, dass die Bewahrung des geistigen Eigentums ganz klar geregelt und gesichert sein müsse. Diese Regelungen im Alltag umzusetzen ist aber oftmals nicht unproblematisch. Und letztendlich, so wurde vermerkt, bedeutet Archivierung in der Realität der Museumsarbeit oft immer noch, Dinge in Kisten zu packen und wegzuschieben.

Nicht einfach ist  zudem die Entscheidung darüber, was gespeichert oder erhalten werden soll und was gelöscht wird. Denn was in der Zukunft relevant ist, kann heute oft nicht vorausgesehen werden. Die Realität sieht jedoch oft so aus, das man eher zuviel als zu wenig speichert und vieles mehrfach analog und digital abgelegt wird. Die zunehmende Informationsüberflutung in allen Bereichen stellt jedoch auch eine Chance für Museen dar. Museen können so etwas wie ein Filter-Funktion einnehmen: Sie ordnen vermehrt Informationen als relevant oder unwichtig ein und stellen Bezüge zwischen einzelnen Teilinformationen her. Natürlich geschieht dies per se schon immer durch die Vermittlung und in der Auswahl der Werke und Ausstellungen. Jedoch kann die Vermittler-, Filter- und Vernetzerfunktion des Museums nun auch auf die digital ausgestellten Objekte ausgedehnt werden.

Christian Henner-Fehr unterscheidet in seinem Input Wissensmultiplikation und Wissensinnovation und verweist dabei auf die Diplomarbeit von Dada Lin „Wissensmanagement reloaded.“ Interessant ist die Unterscheidung deshalb, weil neben dem eher traditionellen Bewahren, Stabilisieren sowie Weitergeben von Wissen der Weiterentwicklung und Erweiterung von Wissen eine grössere Rolle zukommt. Unsere vorangegangene Diskussion mit den Partnern zeigte allerdings, dass im Bewusstsein Vieler, Wissensmangement noch ausschliesslich auf die Verwaltung von Wissen abzielt. (Ein entsprechender Beitrag findet sich auch auf dem Kulturmanagement-Blog von Christian Henner-Fehr)

In Gruppen wurden anschliessend Themen aus dem Bereich Wissensmanagement in Museen diskutiert und mögliche Konzepte zur Verbesserung der Ist-Situation präsentiert. Die Gruppe „Brain Drain“ ging der Frage nach der (internen) Wissensweitergabe nach. Kollaborative Online-Tools wurden als Lösung aber verworfen, weil dazu in den Betrieben die entsprechende Unternehmenskultur fehle.

Die Gruppe „Bewältigung von Besucher-Rückfragen“ diskutierte den Einsatz von internen Wikis für die Beantwortung von Besucherfragen. Auch hier wurde der Einsatz von Online-Tools eher kritisch diskutiert, weil gerade ältere Mitarbeiter dadurch ausgeschlossen würden. Ein Online-Fragen-und-Antworten Katalog sah man andererseits als sehr hilfreich an. Das Thema Besucheranfragen scheint überhaupt Freud- und Leid der Museen zu sein. Zum einen nimmt es viel Zeit in Anspruch, was von politischen Entscheidern oft nicht entsprechend gewürdigt wird. Andererseits freut man sich darüber, dass die Öffentlichkeit Museen noch immer als eine Wissenquelle sieht.

Das abschliessende Resümee unserer Workshops, zeigte, dass wir unserem Ziel, das Potential von Web 2.0 aufzuzeigen, doch recht nahe gekommen waren. Der Grundtenor war, dass man einiges an Know How aufgebaut und Ängste abgebaut habe. Und so haben mittlerweile haben fast alle Museumspartner eine Facebook Seite und wenn nicht, wie im Falle des Schaulagers, dann basierend auf strategischen Erwägungen. Im Sinne der Förderung der Mündigkeit von Museen in Bezug auf Soziale Medien ist auch dies durchaus positiv zu werten.

Damit war fürs Erste genug gearbeitet und wir durften Stephan Graus auf einen spannenden Rundgang durch das Haus sowie die Ausstellung begleiten. Herzlichen Dank. Das hat richtig Spass gemacht. Und auf ein ander Mal bei Kaffee, Kuchen und ertragreichen Diskussionen!

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