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Peer-Feedback

Peer-Feedback bezeichnet die Rückmeldung zwischen Lernenden gleichen Status zu Lern-, Erfahrungs- und Entwicklungsprozessen über einen gemeinsamen Feedbackgegenstand wie z.B. Referat, Projektarbeit, Aufgabe, Arbeitsprozess.

Durch den geringen Statusunterschied entsteht eine andere Art von Aufmerksamkeit, Aufnahmebereitschaft und Wirkung für die Rückmeldungen als bei Feedback durch Dozierende. Durch die Kombination unterschiedlicher Feedbackquellen und damit unterschiedlicher Blickwinkel steigen Quantität und Qualität von Feedback im Lernprozess. Die konkreten Rückmeldungen auf Augenhöhe unterstützen bei der Entwicklung der entsprechenden Kompetenzen. Peer-Feedback ermöglicht den Studierenden den eigenen Lernprozess aktiv mitzugestalten, muss aber von den Lehrenden angeleitet werden, um die damit verbundenen Lernchancen auszuschöpfen.

Peer-Feedback entwickelt und fördert auch überfachliche Kompetenzen. Um Peer-Feedback geben zu können, muss sich kritisch mit den Arbeiten der Kolleg:innen auseinandergesetzt, diese analysiert, entsprechend den definierten Kriterien bewertet und eine lernförderliche Rückmeldung formuliert werden. Mit dem Prozess des Feedback Gebens wird die kritische Auseinandersetzung mit der eigenen Arbeit angeregt. Peer-Feedback bzw. das kritische Beurteilen fremder Arbeiten ist daher wichtiger Bestandteil der akademischen Praxis (Peer Review). Peer-Feedback fördert eine aktive Studienhaltung und den Austausch unter den Studierenden/Teilnehmenden und beugt einer Vereinzelung oder gar Isolation vor. Gleichzeitig gibt Peer-Feedback Lehrenden Rückmeldung zum Wissens- und Verständnisstand der Lernenden.

Didaktische Überlegungen

Damit Peer-Feedback als lernförderlich und hilfreich erkannt wird und die formulierten Lernchancen ausschöpfen kann, muss es von  Lehrenden überlegt eingesetzt und angeleitet werden. Ergebnisse der Gans Studien zeigen, dass Coaching von Lernenden einen signifikanten Effekt auf die Qualität des Feedbacks hatte (vgl. Hattie, S. 151), was die Notwendigkeit der Einführung und Begleitung von Peer-Feedback verdeutlicht.

  • Ablauf Peer-Feedback: Prinzipiell geben Lernende den Kolleg:innen mithilfe vordefinierter Kriterien Feedback. In der klassischen Variante erarbeiten die Lernenden eine Aufgabe, geben diese ab (oder laden sie auf ILIAS), erhalten von Kolleg:innen Feedback und geben selbst mind. eines. Konkrete Aufgabenstellungen unterstützen den Peer-Feedback-Prozess und müssen ein Geben und Nehmen von Feedback ermöglichen. Bei der Umsetzung helfen konkrete Anleitungen, was, wann, worauf, in welcher Form… zu machen ist sowie klare mit dem Feedback verbundene Qualitätsmassstäbe wie Ziele, Kriterien, Standards. Eine gemeinsame Diskussion, was z.B. ein erfolgreiches Referat auszeichnet, hilft beobachtete Leistung zu bewerten und konstruktive Rückmeldungen zu geben. Gleichzeitig werden die Lernenden angeleitet, selbst Massstäbe für gelungene Leistung zu entwickeln und diese einzubringen.
  • Feedback-Regeln: Ebenso sollten gemeinsam Regeln für das Geben und Nehmen des Feedbacks definiert werden. Dieses sollte spezifisch, präzise, konkret, konstruktiv, positiv, respektvoll und zeitnah sein. Feedbacknehmende sollten aufmerksam zuhören, sich Notizen machen, sich weder rechtfertigen oder Erklärungen geben und auf ihre intellektuellen und emotionalen Reaktionen achten. Feedback ist immer eine Anregung, bei dem der Feedbacknehmende entscheidet, was er in welcher Form umsetzen möchte.
  • Hilfestellung für Feedback: Impulsfragen unterstützen unerfahrene Studierenden beim Erarbeiten und Formulieren eines lernförderlichen Feedbacks. Als leitende Fragen oder Satzanfänge geben sie Tipps, Hinweise oder Vorschläge, um schneller in den Feedbackprozess einzutauchen und diesen zu steuern (Hattie, 2014, S.149f.).
  • Feedback-Ebenen: Analog zu Feedback kann auch Peer-Feedback auf die drei Feedback-Ebenen Aufgabe, Prozess, Selbstregulation eingehen.
  • Organisation Peer-Feedback: Der Feedbackprozess kann sowohl anonym als auch innerhalb eines bekannten und über längere Zeit bestehenden Feedbackpaares erfolgen.  Feedback kann wechselseitig oder bunt gemischt innerhalb der Studiengruppe erfolgen und zwischen nur einem oder mehreren Feedbacks auch zu verschiedenen Phasen eines Arbeitsprozesses erfolgen. Nicht immer gelingt die Organisation und Begleitung des Peer-Feedback Prozesses auf Anhieb problemlos. Die Motivation der Lernenden muss erst geweckt und das Geben von wirklich konkreten und hilfreichen Feedbacks geübt werden.
  • Weitere Überlegungen: Die Dynamik der Gruppe und der Leistungsstand der einzelnen Gruppenmitglieder sollte bei der Gestaltung des Feedbackprozesses berücksichtigt werden.

Empfohlene Tools

  • ILIAS-Forum: Peer-Feedback kann auf unterschiedliche Weise durchgeführt werden. In der einfachsten Form kommentieren Studierende die Beiträge von Kolleg:innen in einem ILIAS-Forum.
  • Blog auf wordpress: Sollen die abgegebenen Beiträge umfangreicher, differenzierter oder mit multimedialen Beiträgen angereichert sein, kann auch mit einer Blog-Plattform wie wordpress (Blog-Plattform der HSLU) gearbeitet werden. Hier kann über die Kommentarfunktion Feedback gegeben werden. Bei Umsetzung mithilfe eines Blogs sind die Datenschutzeinstellungen ein wichtiger zu beachtender Aspekt!
  • ILIAS interaktives Video: Im interaktiven Video auf ILIAS kann mit der Kommentarfunktion eine Rückmeldung zu einem produzierten Video gegeben werden. Auf diese Weise können auch Musikstücke oder Probeaufnahmen für ein Peer-Feedback verwendet werden.
  • ILIAS Übung: Peer-Feedback kann auf ILIAS mit dem Objekt «Übung» durchgeführt werden. Dadurch werden die verschiedenen Schritte wie Aufgabenstellung, Evaluationskriterien und Abgabetermine gebündelt und elektronisch unterstützt. Die Zuteilung der Feedback-Gebenden zu den Arbeiten kann automatisch und sowohl anonymisiert als auch nicht anonym erfolgen. Auf der Internetseite der Uni Giessen finden sich Szenarien zu Peer Feedback und Tutorials zur technischen Umsetzung.

Quellen

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