Instagram als Tool für Communitybuilding in digitalen Sozialräumen

von Wanda Suter, Absolventin Minor Digitalisierung und Soziale Arbeit, Mai 2022

In diesem Beitrag wird behandelt, inwiefern Instagram für soziale Zwecke genutzt werden kann und muss, am Beispiel von Communitybuliding. In diesem Zusammenhang wurde Instagram-Content für den sozialen Verein «Body Respect Schweiz» hergestellt und der Instagram-Account betreut. An diesem Beispiel kann erkannt werden, welchen Nutzen Instagram für soziale Bewegungen wie auch Fachpersonen der sozialen Arbeit haben kann.

Die Schweizer Bevölkerung ist oft auf Sozialen Medien unterwegs. So befinden sich 72% der Schweizer Internetnutzenden täglich auf Sozialen Medien und 91% mindestens einmal in der Woche (Latzer et al., 2021, S.24). Nach Bernathet et al. (2020) benutzen Jugendliche die Sozialen Medien häufiger als die Durchschnittsnutzer*in: so nutzen 95% der 16-17 Jährigen diese mehrmals pro Woche (S. 35). Die JAMES Studie bietet weitere spannende Zahlen zum Thema Jugend und Medien.

Durch dieses Phänomen verlagert sich sozialer Raum auch ins Internet. Auf den ersten Blick scheint die Digitale Welt gerechter, sie scheint frei von diskriminierenden Bias. Diese Annahme ist falsch. Denn das Internet wird durch Algorithmen gesteuert, welche von einer künstlichen Intelligenz gelenkt wird. Diese künstliche Intelligenz wird aus Daten gespiesen, welche Nutzer*innen preisgeben. Dadurch muss der künstlichen Intelligenz nicht beigebracht werden, wie die Welt funktioniert, sondern sie erlernt es durch Nutzende. Durch diesen Prozess erlernt die künstliche Intelligenz auch diskriminierende Bias und reproduziert diese (Bajohr, 2021). Zu dem Thema Ethische Algorithmen kann hier mehr gefunden.

Somit kann festgehalten werden, dass das Internet kein neutraler Raum ist, in welchem es keine Diskriminierung gibt. Aufgrund dessen müssen sich Fachpersonen der Sozialen Arbeit bewusst sein das der digitale Raum vorbelastet ist und man aktiv für sichere Räume im Internet sorgen sollte. Dies kann durch Aufklärung, Moderation, Information und Communitybuilding geschaffen werden.
So ein sicherer Ort stellt Body Respect Schweiz dar. Sie setzen sich als Verein für Dick_Fette Körper ein, welche gerade auch im Internet sehr viel Hass und Hetze ausgesetzt sind. (Wieso die Bezeichnung Dick_Fett benutzt wird). Ihre Arbeit ist sowohl politisch wie auch als Community-buliding gedacht. Sie klären auf Instagram auf und verbreiten dort auch relevante Inhalte zum Thema Dick_Fett sein und Dick_Fettfeindlichkeit, aber auch über verwandte Themen, wie Psychische und Physische Gesundheit und auch die Intersektionalität dieser Themen. Zum Thema Dick_Fettfeindliche Bias kann diese Podcast folge empfohlen werden.

Für das Vorhaben durfte der Instagram Account @bodyrespectschweiz dieses Vereines zwei Wochen benutzt werden, um zu testen, wie welche Inhalte ankommen und wie auch Partizipation stattfinden kann. Während dieser Woche wurden drei Posts und drei Reels hergestellt. Weiter wurden verschiedene Story Features benutzt und ein Live-Stream gemacht. Weiter zu den Hard Facts: Der Instagram Account umfasst etwa 1800 Folower*innen und hat sehr unterschiedliche Resonanz bei den Beiträgen. Ein Grossteil des Contents stellt seine schriftliche Komponente dar (Caption). Ziel ist, dass sich Dick_Fette Menschen verstanden fühlen und das Dick_Fette Perspektiven und Schwierigkeiten beleuchtet werden. Weiter sollen Menschen, welche Dick_Fett sind, verbunden werden und als Community gestärkt werden.

In dem Vorhaben geht es primär um Reaktionen. Zur Herstellung von Content kann der Blog von Anna Bekoschwili weiterhelfen.

Abbildung 1 bis 3: Die drei Posts für Body Respect Schweiz

Während der Zeit des Vorhabens wurde darauf geachtet, womit Reaktionen erzeugt werden können. Es konnte festgestellt werden das es sehr wichtig ist in der richtigen Zeit ein Post
online zu stellen. Die Beiträge welche nicht im Zeitfenster von 8 bis 9 Uhr oder 18 bis 19 Uhr gepostet wurden weniger geliked (Differenz von ca. 50 Likes). Weiter war es auch wichtig,
diese in der Story zu posten, damit sie auch neben dem Feed sichtbar sind. Die weiteren Features, welche zur Partizipation animieren, sind hauptsächlich in der Story. Ein wichtiges
Tool war in diesem Vorhaben der Frage-Sticker. Dort konnte festgestellt werden, dass, wenn nach einer Wort- und Emoji-Antworten gefragt wurde, die beste Resonanz kam. Auf solche
Sticker kamen sicher um die 15 Antworten, während bei Fragen, welche diese Anmerkung nicht hat, eher so 1-2 Antworten eingegangen sind.

Zum Schluss kann gesagt werden das sich Fachpersonen der Sozialen Arbeit und soziale Bewegungen gerne in die digitalen Räume wie Instagram trauen dürfen. Instagram Betreuung
und Content herzustellen ist nicht einfach und benötigt Zeit. Es muss bei jeder Community individuell herausgefunden werden, was wirkt und was gewünscht wird. Diese Arbeit ist sehr
ähnlich wie diese, welche eine Fachperson der Soziokulturellen Animation verübt: Communitys verbinden, stärken und ihre Interessen vertreten. Wie am Anfang des Blogs
erwähnt, verschiebt sich der Sozialraum ins Internet und somit muss auch Sozialräumliche Arbeit dort gemacht werden. Als Learning für eine Fachperson ist, dass es sehr geschätzt
wird, wenn im Internet, in welchem normalerweise für vulnerable Gruppen eine eher feindliche Umgebung herrscht, platz gemacht wird. In diesem Fall ist es Partizipation zu
stärken. Es kann aber unterschiedliche Facetten haben, Informationen zugänglich machen oder auch Feindliche Inhalte Melden und löschen könnten andere sein. Wichtig ist wohl nur
das Fachpersonen der Sozialen Arbeit auch im Internet da sind, Platz einnehmen und mithelfen zu gestalten.

 

Literaturverzeichnis

Bajohr, Hannes (2021), Wer sind wir Warum künstliche Intelligenz immer ideologisch ist. Zürich: Republick
Bernath, Jael, Suter, Lilian, Waller, Georg, Külling, Céline, Wilemse, Isabel & Süss, Daniel (2020). JAMES – Jugend, Aktivitäten, Medien – Erhebung Schweiz. Zürich: Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften
Latzer, Michael, Büchi, Moritz, Festic, Noemi & Just, Natascha (2021), Internetanwendungen und deren Nutzung in der Schweiz 2021. Zürich: Universität Zürich

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