Das Digital-Café – Wenn aus einer Idee ein Herzensprojekt entsteht

von Jennifer Thommen , Absolventin Minor Digitalisierung und Soziale Arbeit, Mai 2025

Abbildung 1: Das Digital-Café (eigene Aufnahme)

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Mit dem Digital-Café soll für Bewohnende aus unserem Zentrum für Langzeitpflege, wie auch Senior*innen aus dem Quartier und der Umgebung ein Raum entstehen, der Platz für Fragen rund um Handy, Tablet und Co. bietet. So wurde also zu Beginn im Quartier und in der Umgebung etwas «herumgeforscht» und erkundet, um einen Überblick über die bereits bestehenden Angebote im Bilde zu sein. Durch einige Telefonate, E-Mails und Besuche wurde schnell klar – genau das, was ich mir für die obig genannte Zielgruppe wünsche, fehlt – noch. Also wurde aus einer Idee Wirklichkeit und das mit Erfolg.

In einer zunehmend digitalisierten Welt sollte an Menschen aller Altersgruppen gedacht werden. Wie Stadelbacher und Schneider (2020) erwähnen, sind in der modernen Gesellschaft die zwei grössten Herausforderungen der demografische sowie der technologische Wandel. Während der Alterungsprozess oft mit einer Verlangsamung und einem Rückgang der physischen und kognitiven Fähigkeiten verbunden ist, nehmen die Auswirkungen der zunehmenden Digitalisierung rasant zu und vervielfältigen sich (S. 268) Im Zentrum für Langzeitpflege befinden sich Personen unterschiedlichen alters, vorwiegend aber Senior*innen. Die angeschlossenen Wohnungen (mit oder ohne Dienstleistungen) werden ausschliesslich von Senior*innen bewohnt. Trotz Fokus auf Senior*innen, sind in unserem Digital-Café alle willkommen.

Immer wieder erscheint das Wort Digital-Café, aber was ist das eigentlich genau?

Das nun entstandene Digital-Café trägt diesen Namen deshalb, weil es darauf abzielt, Menschen bei digitalen Themen zu unterstützen, ihre digitalen Kompetenzen, sowie deren Unabhängigkeit und Teilhabe zu fördern. Stadelbacher und Schneider (2020) erläutern, dass sich aufgrund der allgemeinen Heterogenität innerhalb der älteren Bevölkerungsgruppe, die sich in vielerlei Hinsicht als divers erweist – insbesondere in Bezug auf den Zugang zu wertvollen Ressourcen in ihrer Lebenswelt, welche durch soziale Ungleichheiten geprägt sind –, ebenfalls eine digitale Kluft beobachten lässt, die soziale Ungleichheiten im Kontext der Digitalisierung widerspiegelt (S. 269).

Die Besuchenden kommen mit ihren Geräten wie Handy, Tablet & Co. in unser öffentliches Restaurant und erhalten individuellen Support. On top gibt es Kaffee und Kuchen und weil wir auch viele französischsprechende Besuchende haben, finde ich «Café» sehr passend. Selbstverständlich sind auch Personen willkommen, die kein Gerät besitzen, sich lediglich austauschen möchten oder gar einfach nur einen Kaffee in Gesellschaft geniessen möchten.

Nun ist das Digital-Café aber keine eigens neu erfundene Idee. Pro Senectute beider Basel beispielsweise, startete im Jahre 2019 mit dem Projekt «Digital Café», was bis heute anhält (Pro Senectute beider Basel, 2021). Kultur Aktualität von Radio SRF 2 Kultur, hat das Digital Café besucht und mit Sozialarbeitenden, aber auch Senior*innen gesprochen und so wurde gesagt, dass grundsätzlich das Vorurteil sei, dass Pensionierte keine Ahnung von der Online-Welt hätten, denn viele, unter den Besuchenden gäbe es viele hochkompetente die stets auf dem neusten Stand der digitalen Entwicklung seien (Radio SRF 2 Kultur, 2024).

Du möchtest mehr über den Besuch im Digital Café in Arlensheim erfahren? Hier gerne der Link dazu: Besuch im Digital Café – Senioren im Digitaldschungel: Online, aber hilflos? – Kultur – SRF

Was sagen uns die Zahlen?

In der Schweiz sind fast 100 Prozent der Menschen im Internet aktiv – zumindest bis zum 59. Lebensjahr. Von den über 65-Jährigen sind noch 77 Prozent online unterwegs. Laut einer Studie von Pro Senectute Schweiz (2020) liege der digitale Graben bei 80 Jahren (Radio SRF 2 Kultur, 2024). «Der Trend setzt sich fort: Seniorinnen und Senioren entdecken zunehmend die Möglichkeiten digitaler Hilfsmittel und finden Gefallen an der virtuellen Welt. Die Neugier auf neue digitale Angebote und Apps wächst» (Pro Senectute, 2024).

Die komplette Studie «Digitale Senioren» kann über folgenden Link heruntergeladen werden: Studie «Digitale Senioren»

Wie sah denn nun der erste Versuch aus?

In meinem Bestreben, unsere Aktivitäten bekannt zu machen und mehr Menschen zu erreichen, entschied ich mich, im Haus, in den angeschlossenen Wohnungen und unseren nahegelegenen Quartiertreffs etwas Werbung zu machen. Dafür erstellte ich einen einfachen, aber ansprechenden Flyer, den ich in diesen Bereichen verteilte. Der Flyer war bewusst so gestaltet, dass er Neugierde weckt und einlädt, ohne dass eine vorherige Anmeldung erforderlich war. Das bedeutete allerdings auch, dass ich keinerlei Vorstellung davon hatte, wie viele Besuchende tatsächlich erscheinen würden – oder ob überhaupt jemand kommt. Und dann die schöne Überraschung – ich staunte nicht schlecht, denn zu meiner Freude erschienen fast 20 Personen, die sich für das Treffen interessierten. Von diesen hatten 14 Teilnehmer ihre eigenen Geräte dabei, hauptsächlich Handys, was mir zeigte, wie stark das Interesse an digitaler Teilhabe tatsächlich war. Für die Veranstaltung selbst hatte ich die Unterstützung eines freiwilligen Helfers, der mir hervorragend zur Hand ging. Er half beim Platzieren der Besuchenden und sorgte dafür, dass alle bestens mit Kaffee und Kuchen versorgt waren. Bei den digitalen Fragen und Anliegen hingegen, war ich einzig. Schon zu Beginn wurden mir wundervolle Worte geschenkt, was sich am Ende nicht änderte, denn die Fragen und Anliegen konnten alle geklärt werden.

Man wünscht sich mehr Digital-Café, und nun?

Es wurde mehrfach gefragt, wie es denn nun weitergehe, ob, wie und wann das nächste Treffen stattfindet. Und nun darf ich sagen, ja, es gibt ein nächstes Mal, vielleicht sogar ein über- und überübernächstes Mal. Der Zuspruch und das Interesse haben uns ermutigt, diese wertvollen Zusammenkünfte fortzusetzen.

Allerdings gibt es einige Veränderungen wie beispielsweise das individuelle Betreuen der Besuchenden, da brauche ich sicherlich mehr Unterstützung, denn ich möchte sicherstellen, dass jeder Teilnehmende genau die Unterstützung erhält, die er benötigt, um sich wohl und abgeholt zu fühlen. Dies bedeutet, dass ich das Team erweitern und mehr engagierte Helfende suchen werde, die als Unterstützende zur Verfügung stehen. Weiter sollten Besuchende auch über Themen wie Datenschutz und Sicherheitsklärung informiert werden. Gemäss Bundesamt für Gesundheit BAG (heisst es, dass es von großer Bedeutung ist, dass ältere Menschen die Wahl zwischen digitalen und analogen Angeboten haben und über die Chancen sowie die potenziellen Risiken und Begrenzungen der Digitalisierung aufgeklärt werden. Zudem ist es essenziell, dass auch bei digitalen Angeboten immer die Möglichkeit für persönlichen Kontakt besteht (2023).

Auch hierzu lasse ich euch noch einen Link da, denn das BAG hat einen spannenden Bericht über Gesund altern mit der Thematik Digitalisierung geschrieben: Gesundheitsförderung & Prävention für ältere Menschen

Literaturverzeichnis

Suden W. (2020) (Digitale Teilhabe im Alter: Aktivierung oder Diskriminierung?
In St. Stadelbacher, W. Schneider (Hrsg.), Lebenswirklichkeiten des Alter(n)s. Vielfalt, Heterogenität, Ungleichkeit. (S. 267-292). Springer VS

Radio SRF 2 Kultur (2024, 24. April). Besuch im Digital Café-Senioren im Digitaldschungel: Online, aber hilflos?
https://www.srf.ch/kultur/gesellschaft-religion/besuch-im-digital-cafe-senioren-im-digitaldschungel-online-aber-hilflos

Pro Senectute (2024). Studie «Digitale Senioren».
https://www.prosenectute.ch/de/fachwelt/publikationen/studien/digital-seniors-2020.html

Bundesamt für Gesundheit BAG (2023). Grundlagen und Praxisbeispiele. Gesund altern – Gesundheitsförderung älterer Menschen in der Schweiz. [Bericht].

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1: Das Digital-Café (eigene Aufnahme), S. 1

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