27. April 2024

LeCo auf dem 7. ESGLI-Treffen

Das 7. ESGLI-Treffen fand vom 23. bis 25. Oktober auf Kreta statt. Das Treffen brachte eine Gruppe von Legionellenexperten aus der ganzen Welt zusammen und behandelte eine Reihe interessanter und zum Nachdenken anregender Themen. Wie z. B.: Warum ist es so schwierig, die Quellen für Legionärskrankheitsfälle zu ermitteln? Sollten wir uns in der Gesetzgebung eher auf L. pneumophila als auf Legionella spp. konzentrieren? Wie wird sich der Klimawandel auf das Auftreten von Legionärskrankheitsfällen auswirken? Das LeCo-Projekt wurde auf der ESGLI-Tagung von sieben Mitarbeitern vorgestellt. Hier ein paar Eindrücke von unseren fünf Nachwuchsforschern.

Lizhan Tang (Doktorand): In meinem Poster ging es um die Modellierung der Exposition von Legionella spp. durch Aerosole. Ich habe, anhand unserer gemessenen Aerosol-Daten, präsentiert, dass eine Höchstkonzentration von Aerosolen innerhalb der ersten Minute einer heissen Dusche erreicht wird. Für die Modellsimulation haben wir das Aerosol-Konzentration mit verschiedenen Konzentrationen von Legionella spp. während der Dusche simuliert und gezeigt, dass diese erste Minute zum grössten Teil das Risiko der Exposition bestimmt. Daher sollte bei weiteren Kontrollmassnahmen und Interventionsstrategien vor allem die erste Minute einer Dusche berücksichtigt werden. Ein persönliches Highlight der Tagung war für mich, dass einige der Präsentationen aus der Epidemiologie-Sitzung eine zeitliche Verzögerung zwischen dem Ausbruch der Krankheit und dem Datum der Exposition zeigten. Wenn wir QMRA (Quantitative mikrobielle Risikobewertung) auf einen Ausbruch statt auf sporadische Fälle anwenden könnten, wäre es möglich eine zeitabhängige Dosis-Wirkung Beziehung in Betracht zu ziehen. Damit könnte die Inkubationszeit von Krankheitserregern im Wirt angemessen berücksichtigt werden.

Marco Gabrielli (Post-Doc): Mein Vortrag zeigte die Vielfalt der Genome von Legionellacea-Arten. Ich habe die Unterschiede zwischen den Genen für Mobilität, Zellhüllen und Stoffwechsel in dieser Bakterienfamilie identifiziert und gezeigt, dass ein Teil dieser Eigenschaften bei den pathogenen Arten konserviert zu sein scheinen. Von den anderen Vorträgen fand ich die Präsentation von Ermanno Federici (Universität Perugia) sehr interessant – er zeigte, dass mehrere Legionella-Arten häufig in verschiedener natürlicher Wasserquellen vorkommen, was auf ihre ubiquitäre Präsenz und ihre Fähigkeit hinweist, unter Bedingungen zu leben, die normalerweise nicht als optimal für ihr Wachstum gelten.

Emile Sylvestre (Post-Doc): Ich habe eine Meta-Analyse vorgestellt, in der die Ergebnisse der Überwachung von L. pneumophila mit quantitative PCR (qPCR) und Kultivierungsmethoden in Trinkwassersystemen verglichen wurden. Diese Analyse ergab, dass die qPCR und die Kultivierung zwar häufig ähnliche Ergebnisse liefern, dass aber unter bestimmten Bedingungen, wie z. B. bei schwankenden Warmwassertemperaturen, Unterschiede auftreten können. Daher ist die gezieltere Forschung zur Ermittlung dieser Bedingungen notwendig. Ein Höhepunkt der Konferenz war der Vortrag von Prof. Michèle Prévost über die Möglichkeiten und Herausforderungen der Überwachung von L. pneumophila in Kühltürmen und Kläranlagen.

Alessio Cavallaro (Doktorand): In meinem Vortrag ging es um unsere Arbeit über Legionellen und antagonistische Bakterien, die antimikrobiellen Substanzen produzieren. Ich zeigte, wie wir zehn Bakterien identifizieren konnten, die Legionellen hemmen, und wie wir Viscosin, eine der für diese Hemmung verantwortlichen Substanzen, identifizieren und isolieren konnten. Was ich wirklich interessant fand, waren die Vorträge über die Typisierung von Legionellen. Insbesondere die Vorträge, die sich mit der Bestimmung von L. pneumophila-Stämmen und dem Abgleich von klinischen und Umweltstämmen befassten (Sebastien Faucher, Maria Scaturro, Dimosthenis Chochlakis, Paulo Gonçalves). Ich wusste sehr wenig darüber, und es war eine gute Gelegenheit, etwas Interessantes zu lernen.

Melina Bigler (Doktorandin): Auf meinem Poster wurden die ersten vorläufigen Ergebnisse der laufenden nationalen Fallkontroll- und molekularen quellenattributions studie SwissLEGIO-LeCo vorgestellt. Wir haben die Sammlung von Umweltdaten abgeschlossen. Wir haben insgesamt 128 Haushaltsproben (aus Duschen und Küche) und 95 weitere Umweltproben gesammelt, darunter aus Altersheimen, einer Autowaschanlage, einer Sportanlage und einem Spa. Die Isolate wurden mittels Whole Genome Sequencing (WGS) charakterisiert. Das WGS ergab eine gewisse Clusterbildung von L. pneumophila-Isolaten in der Südschweiz. Eine detaillierte Analyse dieser Cluster ist im Gange. Der Vortrag von Jimmy Walker über den Klimawandel und die Folgen für die potenziell zunehmende Verbreitung von Legionellen in der Umwelt regte zum Nachdenken an, insbesondere im Hinblick auf das zunehmende Energiebewusstsein.