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«Und was ist mit den alten Systemen?» Migration mittels RPA

Der schrittweise Einstieg in die Vernetzung. Vor und Nachteile von Robotic Process Automation, inklusive möglicher Ausblick.

In tiefen Kellern von Banken und Versicherungen versauern sie. Die Systeme die bereits seit Jahrzehnten Ihren Dienst verrichten. Funktional erprobt erledigen Sie ihren Dienst einwandfrei, worauf viele von uns vertrauen. Zum Beispiel bei den Banken mit unserem Geld. Die Wartung oder sogar der Austausch dieser Systeme stellt jedoch oft Herausforderungen bereit. Denn die Ablösung dieser Systeme ist ein schwieriges Unterfangen. Die Kosten, um es komplett zu ersetzen zu hoch, das Wissen über die Systeme im Detail oftmals zu gering.

Um Probleme dieser Art zu lösen wurde RPA entwickelt. RPA, ausgeschrieben Robotic Process Automation, ist ein Ansatz zur Prozessautomatisierung und geht diese Herausforderung kostengünstig an. Die Idee ist die schrittweise Automatisierung von wiederkehrenden Arbeiten. Die Aufgabe kann beispielsweise das Übertragen von Werten aus einer Quelle in ein Zielsystem sein. Eine simple Aufgabe für die es jedoch aufgrund fehlender Integration in die bestehende Lösung den Menschen benötigt.

Die industrielle Revolution als Grund?

Die 3. Industrielle Revolution beschreibt universelle Systeme die mittels Software ganz gezielt bestimmten Aufgaben zugeteilt werden konnten. Häufig sind solche Systeme in der industriellen Produktion zu finden. Diese Systeme gelten jedoch vielerorts als veraltet, nicht smart genug. Gefüttert werden Sie von Menschen oder Produktionsstrassen. Eine Vernetzung fehlt.

Genau dieser Umstand wird durch die Industrie 4.0 genauer umschrieben. Die Initiative hat sich zum Ziel gesetzt die industrielle Produktion zu modernisieren. Mittels intelligenter und digital vernetzter Systeme soll eine selbstorganisierte und automatisierte Produktion möglich werden. Die gesamte Wertschöpfungskette soll von vernetzten Systemen automatisiert realisiert werden können.

Ein vielversprechendes Konzept hierzu stellt RPA dar. Mit Hilfe von Softwareroboter (Bots) sollen repetitive, manuelle, zeitintensive oder fehleranfällige Tätigkeiten automatisiert werden. Im Gegensatz zu Lösungen, die eine Vernetzung zulassen und somit eine API (Application Programming Interface) anbieten, funktionieren die Roboter auf der für Menschen gewohnten Benutzeroberfläche. Softwareroboter können also die menschliche Interaktion mit dem System eins-zu-eins nachahmen. Eine komplexe technische Anpassung entfällt dadurch meist komplett. Der Vorteil einer solchen Lösung ist die einheitliche Abarbeitung, stete Qualität, kalkulierbare Geschwindigkeit und hohe Skalierbarkeit.

Wo ist RPA sinnvoll?

Ideal ist die Lösung für Systeme die tagtäglich von Menschen gefüttert werden. Beispielsweise die übermässige Anzahl abzuarbeitende Kreditanträge, aufgrund der Corona-Krise. Diese können durch die Robots parallel empfangen und technisch soweit möglich überprüft werden, sodass schlussendlich nur noch wenig Arbeit der zuständigen Person zu Lasten kommt. Oftmals bieten solche Systeme aufgrund der geringeren Auftragslast nicht die neuste Schnittstelle, und somit keine Vernetzung.

Auch sind die Software Roboter ideal, um die anfallenden Lastspitzen durch die Anträge abfedern zu können. Innert Kürze kann der Roboter hochskaliert werden, solange es ihn braucht. Sobald die Auftragslast wieder abnimmt, kann der Roboter herunterskaliert oder gestoppt werden.

Ein simples Beispiel mittels UiPath

Eine etablierte Lösung im Bereich RPA bietet hierbei die Firma UiPath. Das gleichnamige Produkt ermöglicht manuelle Abläufe zu automatisieren, bestenfalls sogar ohne zu programmieren. Mittels Recording-Funktion können Abläufe einfach aufgenommen werden. Dabei wird der Prozess einmal von einer Person vorgezeigt und gleichzeitig vom System aufgenommen. Was der Mensch also vom Bildschirm lesen kann, kann auch von der Software mittels Screen Scraping verarbeitet werden. Zusätzlich besteht die Möglichkeit von Ankern, um auf kleine visuelle Veränderungen der Benutzeroberfläche eingehen zu können. Dies ist beispielsweise nötig, wenn sich die benutzte Schaltfläche plötzlich aufgrund der Datenmenge ausserhalb des sichtbaren Bereichs befindet. Diese aufgenommenen Prozesse lassen sich danach unzählige Male applizieren, in Rekordgeschwindigkeit.

Durch ein benutzerfreundliches Interface lässt sich der Ablauf einer solchen Aufnahme schön Schritt für Schritt nachvollziehen.

RPA Tools
Quelle: https://static.javatpoint.com/tutorial/rpa/images/rpa-tools.png

Obschon der Markt für RPA noch jung ist, hat sich UiPath bereits als feste Grösse etabliert. Seitens des Marktanalysten Gartner wird das Produkt derzeit als marktführend eingestuft. Andere etablierte Unternehmen versuchen teils durch den Zukauf bestehender Lösungen ebenfalls auf den Zug der Prozessautomatisierung aufzuspringen.

Gartner Magic Quadrant
Quelle: https://www.uipath.com/hubfs/Gartner-MQ-2020/robotic-process-automation-gartner-2020-leaders.jpg

Abgrenzung: Wo ist RPA nicht sinnvoll?

Obwohl sich UiPath und andere RPA Lösungen gerne als Lösung aller Art präsentieren, sollte eine Differenzierung stattfinden.

Ursprünglich kommt die Idee dieser Lösungen aus der Welt der Software Entwicklung. Genauer, im Testen von Benutzeroberflächen. Diese Art von Tests sollen Fehler aufzeigen falls sich die Benutzeroberfläche nicht entsprechend der Spezifikation verhält. Daraus erschliesst sich, dass die Software nur solange einwandfrei funktionieren kann als auch eine annähernd bekannte Benutzeroberfläche vorgefunden wird. Ein Update oder eine komplette Umstellung einer Benutzeroberfläche kann eine Neuaufnahme des entsprechenden Teilprozesses erfordern. Der Mensch könnte sich hierbei viel eher anpassen als die Software. Für einen reibungslosen Ablauf sollten daher alle dem Prozess abhängigen Systeme unter eigener Kontrolle sein. Andernfalls muss eine Spezialbehandlung ebenfalls angedacht und einprogrammiert werden.

Ebenfalls zu Bedenken ist die Datenfreigabe für die Systeme. Passwörter und dergleichen müssen dem Menschen wie auch dem RPA-Robot bekannt sein. Zu diesem Zweck arbeitet die Person häufig mit dem Erinnerungsvermögen oder einem Passwortmanager. Der Robot muss diese Information allerdings im Klartext zugreifbar haben, um diese auch verwenden zu können. Dies kann je nach eingesetztem Umfeld eine schwerwiegende Sicherheitslücke darstellen.

Weiterführendes Beispiel

Etwas ausserhalb der Produktionsstrassen, versuchen uns die grossen Technologie-Firmen grundsätzlich das Leben einfacher und automatisierter zu gestalten. Die Schnittstelle zeigt sich dabei meist durch den smarten Assistenten. Vorerst nur in den USA verfügbar, zeigt Google in der folgenden Aufnahme ein eindrückliches Beispiel einer Automation durch Software Roboter.

Das Szenario stellt das Bedürfnis nach einem Besuch im Friseur Salon dar. Das Reservationssystem wird dabei möglicherweise noch von Hand geführt, weswegen es keine technische Schnittstelle dafür gibt. Die Reservierung scheint lediglich über einen Telefonanruf möglich zu sein, weswegen der Roboter kurzum ein Telefongespräch simuliert. Der Benutzer des Assistenten sowie der Anbieter des Dienstes sollten davon jedoch nichts mitkriegen.

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