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ESG und Industrie 4.0: Ein Zeichen für den Klimawandel?

Industrie 4.0 und ESG- Nachhaltigkeitskriterien sollen den Klimawandel und die Ausschüttung von Treibhausgasen verringern? Was auf den ersten Blick eher nicht in die gleiche Kategorie gehört, hat wohl doch einen grösseren Zusammenhang als gedacht.

Der Klimawandel ist eine der grössten Bedrohungen für das Überleben der Menschheit und wird spätestens seit Greta Thunberg und den internationalen Strike for future- Demonstrationen breit in der medialen Welt diskutiert und in der Gesellschaft wahrgenommen. Längst sind es nur noch Wenige die die katastrophalen Auswirkungen der Klimaerwärmung leugnen und bestreiten. Die globale Erwärmung der Meere, Naturkatastrophen und Hitzewellen sind nur der Anfang. Mit ein Grund ist der vom Menschen ausgestossene Anteil von Kohlendioxid (CO2) und weiteren Treibhausgasen, die nachweislich zu einer rasanten Erwärmung der Erde führen. Doch wie konnte es dazu kommen?

Drehen wir die Uhr um 200 Jahre zurück. Wir befinden uns im Jahr 1825 in den Anfängen der ersten industriellen Revolution, vor uns eine der ersten dampfbetriebenen Lokomotiven mit einem Schlepptender voller Brennstoff für den Antrieb. Meist gefüllt mit Kohle, Schweröl oder Torf. Wir sind in einer Zeit in der erste maschinelle Errungenschaften zu einen enormen Wohlstandsanstieg führten und gleichzeitig den Beginn der Treibhausgasemissionen einläuten. Durch die zweite Revolution, die Elektrifizierung, waren Fliessbandarbeiten und Massenproduktionen plötzlich möglich. Wir erinnern uns an den Pionier Henry Ford und dessen Autoproduktion. Auch bei der dritten, der digitalen Revolution die anfangs der 1970er Jahren ihre Anfänge hatte, wurde die Umwelt durch Massenproduktionen weiter belastet. Wir produzierten Elektro- und Computertechnik zur Automatisierung von Maschinen und Steuerungen. Nun 50 Jahre später stehen wir in der vierten industriellen Revolution, auch Industrie 4.0 genannt. Sie soll Menschen, Maschinen, Produkte und Unternehmen entlang der Wertschöpfungskette und des Produktlebenszyklus vernetzen. Damit sollen die Steigerung der Effizienz, der Produktivität und Servicequalität erhöht werden. Enabler dieser Fortschritte sind vor allem die weiteren Möglichkeiten der Informations- und Kommunikationstechnologie.

Der Wohlstand eines Landes und dessen Effizienzsteigerung der Produktion gehen einher mit dem Ausstoss von CO2. Trotz den Bemühungen und den Zusagen der westlichen Länder zur Netto-Null-Strategie bis 2050, konnte der Treibhausgausaustoss über die letzten Jahre nicht ausgebremst werden und bewegt sich weiterhin auf hohem Niveau. Klar ist, dass die Industrie nicht der einzige Treiber der Klimaerwärmung ist und doch braucht es auch hier griffige Kriterien für die Reduktion der schädlichen Auswirkungen auf die Umwelt.

CO2 Ausstoss in den letzten 300 Jahren
Die industriellen Revolutionen verlaufen paralell mit der Erhöhung des CO2 Ausstosses (Quelle: Our World in Data)

Was ist ESG und wer hats erfunden?

Eine Übersicht über die 3 ESG Kriterien (Quelle: Xavin)

Was steht also in Bezug auf die vierte Automatisierungswelle an? Meiner Meinung nach wird es die Reduzierung der Treibhausgase sein und um das zu überwinden, müssen stringente globale Richtlinien eingeführt werden. Eine breit gestützte und denkbare Lösung ist die Anwendung der ESG- Kriterien. ESG steht für Umwelt, Soziales und Governance. Sie dienen dazu die unternehmerische Sozialverantwortung zu evaluieren und bieten einen Übergang zur Nachhaltigkeit mittels Daten und Informationen über Kunden und Lieferanten. Standardisierte Fragebögen bieten Investoren, Kunden und Lieferanten eine globale Vergleichsmöglichkeit mit Nachhaltigkeit- Ratings an. Im Rahmen des Weltwirtschaftsforums in Davos im Jahr 2021 wurde von einer breiten Masse die Forderung bekräftigt, die einheitlichen ESG- Kriterien anzuwenden. Im gleichen Jahr hat Larry Fink, CEO von BlackRock der grössten Investment-Gesellschaft der Welt, verkündet, dass er Unternehmen dazu verpflichten will, bis 2050 Netto-Null-Emissionen zu erreichen. Er hat in Aussicht gestellt, dass Unternehmen die dieses Ziel nicht erreichen aus den aktiv verwalteten Fonds von BlackRock ausgeschlossen werden. Auch andere Vermögensverwalter analysieren zunehmend die ESG-Kriterien der von ihnen verwalteten Fonds. ESG ist aber nicht das Allerheilmittel, so können auch Unternehmen aus den Bereich Atomstrom, Öl- und Gas-Förderung sowie aus der Waffenproduktion ein positives ESG-Rating aufweisen, dies gilt wohl als grösster Kritikpunkt.

Übrigens wussten Sie, dass ein Schweizer, genauer der Finanzanalyst Dr. Ivo Knoepfel die ESG-Kriterien im Rahmen des UN-Umweltprogramms 2004 mitentwickelt hat?

E.S.G. Investing- What it Means and Its Pros/Cons (Quelle Youtube / The Plain Bagel)

ESG und Industrie 4.0- ein möglicher Ansatz

Die Industrie 4.0 ist der nächste Schritt der verarbeitenden Industrie auf dem Weg zu einer umweltfreundlichen Produktion bei gleichzeitiger Steigerung der Fertigungseffizienz, der wirtschaftlichen Stabilität und der sozialen Nachhaltigkeit. Durch die Digitalisierung der gesamten Wertschöpfungskette und den damit gewonnenen Daten können gezielt Prozesse und Lieferantenketten überprüft werden und auf mögliche klimaschädliche Ereignisse eingegangen werden. Die Anwendung der ESG-Kriterien unternehmensintern zeigen zudem im Branchenvergleich die Verbesserungsmöglichkeiten auf. Zusätzlich kann die Lieferkette überwacht  und Lieferanten mit negativem ESG-Rating unter Druck gesetzt werden, ihre Produktions- Standards anzupassen. Die Entwicklung ist noch lange nicht am Ende und wird sich mit weiteren Innovationen in den Bereichen Technologie und Nachhaltigkeit weiter verbessern. Ich denke, dass die Industrie 4.0 enorme Auswirkungen auf die industrielle Fertigung sowohl in den Industrie- als auch in den Entwicklungsländern haben wird, indem sie es ihnen ermöglicht von den Vorteilen der Nachhaltigkeit zu profitieren.

 

Quellen:

 

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