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Smart Home, Sweet Home – Wie gefragt und zukunftssicher sind aktuelle Smart Home Lösungen?

Smart Home Lösungen werden bereits in einer grossen Menge Angeboten, doch werden diese auch tatsächlich Nachgefragt? Nachfolgend wird gezeigt, wie weit Smart Home Produkte verbreitet sind und in welche Richtung sich die Zukunft des intelligenten Zuhauses entwickelt.

 

Was ist ein Smart Home?

Ein Smart Home, zu Deutsch „intelligentes Zuhause“, zeichnet sich durch automatisierte klassische Funktionen in einer Wohnung, wie zum Beispiel Licht, Sicherheit und Heizung, aus. Zusätzlich können mittels mobilen Endgeräten Multimedia-Geräte oder auch an das Internet angeschlossene Haushaltsobjekte, wie zum Beispiel smarte Kühlschränke, Betten oder Wecker, gesteuert werden (Vogt, 2017). So können heute bereits Betten erworben werden, welche anhand von Sensoren Schlaf-Charakteristiken aufnehmen und Massnahmen vorschlagen können, die zu einem gesünderen Schlaf verhelfen. Ein weiteres Beispiel zeigen intelligente Therapie-Wecker, welche erkennen, zu welchem Zeitpunkt die leichteste Schlafphase einer Person erreicht wurde, um dann sanft mit einem angenehmen Duft diese zu wecken (Fokus Online, 2019). Neben den Tablets oder Smartphones können auch intelligente Sprachassistenten, wie Google Home oder Amazon Alexa, bei der Bedienung aller smarten Geräte im Haushalt helfen. (Vogt, 2017). Das Smart Home der Zukunft möchte sich nicht nur auf sicheres und bequemes Wohnen und Leben fokussieren, sondern nimmt sich vor Haushalt und Freizeit zu kombinieren und zu vernetzen, um so Aufgaben des Alltags automatisiert zu erledigen ,was zu mehr Wohn- und Lebensqualität, Sicherheit und Freizeit führen soll (Arbeiterkammer, o. J.).

Smart Home Verbreitung in der Schweiz

Der Einsatz von intelligenten Geräten in Schweizer Haushalte nimmt zu. Insbesondere vernetzte Lichtquellen und Musikgeräte werden eingesetzt (IT Magazine, 2020). Eine Umfrage mit 339 Personen, die in der Schweiz Wohnhaft sind hat gezeigt, dass eine Anschaffung von smarten Geräten innerhalb der nächsten 12 Monate nur jede zehnte Schweizer plant (IT Magazine, 2020). Aktuell nutzen nur drei von zehn Schweizerinnen und Schweizer ein intelligentes Gerät in der eigenen Wohnung. Im Vergleich zum Jahr 2019 bedeutet dies eine Steigerung von einer Person (IT Magazine, 2020). Zudem hat sich der Bekanntheitsgrad von Smart Home verbessert. 69,3 Prozent der Befragten wissen, was Smart Home ist – eine Steigerung von 12,3 Prozent zum Vorjahr (IT Magazine, 2020). Aus der Befragung geht auch hervor, dass Eigenheim-Besitzer sich mehr mit dem Thema Smart Home befassen als Mieter. 77,6 Prozent der Eigenheim-Besitzer kennen Smart Home, wohingegen es bei den Mietern lediglich 60,8 Prozent sind (IT Magazine, 2020).

Wie die nachfolgende Grafik zeigt, sind die Hauptgründe, dass nur etwa 10,5 Prozent der Befragten in den kommenden 12 Monaten ein Smart Home Gerät beziehen möchten, ein Mietwohnverhältnis, hohe Umbaukosten und der fehlende Nutzen (IT Magazine, 2020). 16,2 Prozent empfinden das Thema Smart Home als technisch zu komplex. So wurde gemäss IT Magazine (2020) eine Aussage eines Befragten wie folgt zitiert: „Erst die Verknüpfung der Smart-Home-Geräte macht das System intelligent. Normale Anwender werden dies nie nutzen können. Als Informatiker ist das Potential weitestgehend nutzbar.“.

Studie zur Smart Home Nutzung in der Schweiz: Gründe um Smart Home Geräte nicht zu kaufen. (Quelle: IT Magazine, 2020)

Die untenstehende Grafik zeigt, welche intelligenten Geräte am meisten in Schweizer Haushalte genutzt werden. 32,5 Prozent der Befragten setzen bereits SmartHome Geräte ein. Zum Vorjahr bedeutet dies eine Steigerung von 10,5 Prozent (IT Magazine, 2020). Beleuchtungssysteme, dicht gefolgt von Musikanlagen und Fernsehern bilden dabei die beliebtesten Geräte.

Studie zur Smart Home Nutzung in der Schweiz: Verwendete Smart Home Geräte in Haushalten. (Quelle: IT Magazine, 2020)

 

Die Zukunft von Smart Homes

Durch die zunehmende Intelligenz innerhalb der Haushalte, sind Häuser und Möbel nicht mehr nur einfache Objekte, sondern vereinfachen denn Alltag des Besitzers. In Zukunft werden sich Smart Homes insbesondere auf den Komfort des Bewohners und einen praktikablen und nachhaltigen Umgang mit der Energie konzentrieren (Fokus Online, 2019).

Integrierende Technologie

Die Integration aller möglichen Objekte im eigenen Zuhause, aber auch die der Anbieter ausserhalb des Heimes werden die zukünftige Entwicklung des Smart Homes prägen (Fokus Online, 2019). Viele Aktivitäten, die grossen Aufwand erfordern, wie zum Beispiel das Einkaufen oder die Reinigung der Wohnung sollen vereinfacht werden. Es gibt bereits Geräte, die diese Aufgaben teilweise abnehmen sollen, jedoch sind sie noch nicht für den Massenmarkt geeignet (Fokus Online, 2019). Durch künstliche Intelligenz sollen in Zukunft auch Emotionen und Präferenzen der Bewohner in der Haushalts-Aufgabenbewältigung berücksichtigt werden (Fokus Online, 2019). Anhand von intelligente Algorithmen können Muster im Verhalten der Bewohner erkannt, der zukünftige Bedarf vorhergesagt und vernetzte Geräte wie Heizungen selbständig so gesteuert werden, dass sie genau auf die spezifischen Bedürfnisse der Bewohner ausgerichtet sind (Strobel, 2020). Ein weiterer essentieller Punkt, der ein solches Zukunftsszenario möglich macht, ist die Art, wie mit Energie umgegangen wird.

Praktische Lösungen für umweltfreundliche Energien

Solarpanels können anstatt auf dem Dach auch direkt in Haushaltsgegenstände integriert werden. Zum Beispiel könnte man den Gartentisch als Energiefänger nutzen (Fokus Online, 2019). Mittels Kühlelemente kann trotz der Einstrahlungen der Sonne die Tischoberfläche kühl gehalten und gleichzeitig Sonnenenergie gespeichert werden (Fokus Online, 2019). Eine komplizierte Installation braucht es für den Tisch nicht, da dieser an einer nächstgelegenen Steckdose angeschlossen und somit die gespeicherte Energie ins Netz geflossen werden kann (Fokus Online, 2019). Anstatt teure Anlagen direkt auf dem Dach des Hauses zu errichten, kann man für den Preis eines traditionellen Gartentisches einen gleichwertigen Stromerzeuger erwerben, welcher 25 Jahre Strom erzeugen kann. Der Strom is somit gratis bezogen, da man ohnehin einen Gartentisch für den Garten beschaffen würde (Fokus Online, 2019). Diese Form von Energielösungen gibt es auch in grösserer Skalierung. So könnte man beispielsweise Solarpanels direkt in die Fassade integrieren (Fokus Online, 2019).

Speichermöglichkeiten der Zukunft

Das Problem mit Solaranlagen besteht insbesondere darin, dass es an sonnigen Tagen einen Überschuss gibt und an bewölkten Tagen die Produktion der Energie den Verbrauch im Haushalt nicht decken kann (Fokus Online, 2019). In Zukunft sollen genau diese Herausforderungen durch andere im Haus integrierte elektrische Objekte, wie zum Beispiel Elektroautos, gemeistert werden (Fokus Online, 2019). Die Batterie der Elektroautos kann ans Hausenergiesystem angeschlossen werden. Das Konzept dieser Lösung funktioniert so, dass ein Rechner laufend überprüft, wie viel Energie von der installierten Solaranlage produziert worden ist und wie viel Strom aktuell verbraucht wird (Fokus Online, 2019). Sollte es einen Überfluss geben, wird das Elektroauto geladen. Bei einem Defizit übertragt das Auto die eigenen Energiereserven in den Haushalt (Fokus Online, 2019). Diese Technologie ist bereits auf dem Markt vorhanden. Der Nissan Leaf dient als jüngstes Beispiel einer solchen funktionierenden Lösung. Da aber die Stückzahlen noch zu gering sind, ist entsprechend der Preis einer solchen Elektronik noch zu teuer (Fokus Online, 2019).

Fragmentierung des Marktes als Herausforderung für das Smart Home der Zukunft

Damit die Vision vom proaktiven Smart Home Wirklichkeit werden kann, muss vor allem etwas gegen die Fragmentierung des Marktes unternommen werden (Strobel, 2020). Zurzeit werden eine Grosszahl an Insellösungen angeboten, welche nicht immer miteinander kompatibel sind. Fehlende gemeinsame Standards, die Unübersichtlichkeit des Marktes sowie die Unklarheit in welchem Gewerk Smart Home angesiedelt werden soll, bilden die grössten Herausforderungen bezüglich einer durchgängigen integration smarter Lösungen (Strobel, 2020). Es gibt zurzeit nur Kommunikationsempfehlungen und keine weltweit bindenden Richtlinien, wie sie Beispielsweise in der Mobilfunkbranche vorhanden sind (Ohana, 2020). Gemäss Strobel (2020) sollten insbesondere Installateure und Sanitär- und Heizungsbetriebe die Rolle as Smart Home Berater einnehmen, welche sich darum kümmern, verschiedene Systeme, seien es funk- oder kabelgebundene, miteinander zu verknüpfen. Strobel (2020) zufolge ist der Weg vom heutigen Stand des technisch Möglichen zum Smart Home der Zukunft nicht weit. Es brauche insbesondere Mut und Entschlossenheit, um diesen Weg bewältigen zu können (Strobel, 2020).

Smart Home oder Smart Building?

Intelligente Lösungen sollen nicht nur für Wohnungen zum Einsatz kommen, sondern auch ganze Gebäude abdecken. Eine klare Grenze zwischen Smart Home und Smart Building zu zeichnen, wird immer schwieriger (Vogt, 2017). Smart Home beschreibt das Vernetzen des Eigenheims, wohingegen Smart Building sich mit der Automation innerhalb von Zweckgebäuden, wie zum Beispiel Büroimmobilien, Einkaufszentren oder Flughäfen befasst (Vogt, 2017). Bei Smart Buildings liegt der Fokus primär auf den Punkten Sicherheit und Optimierung des Energiehaushalts. Das oberste Ziel bildet die Senkung der Betriebskosten (Vogt, 2017). Ein weiteres Unterscheidungskriterium bildet der Datenschutz. Smart Homes sehen sich kaum mit rechtlichen Vorgaben konfrontiert, da freiwillig Daten erhoben und gespeichert werden. Bei Smart Buildings ist die Datenerhebung in beispielsweise Bürogebäuden rechtfertigungsbedürftig (Vogt, 2017).

Um einen besseren Eindruck zu erhalten, wie intelligente Gebäudeautomation realisiert werden kann, wird im nachfolgenden Video eines der weltweit nachhaltigsten und intelligentesten Gebäude, das „The Edge“ Gebäude in Amsterdam, gezeigt. 2015 wurde das von OVG Real Estate für Deloitte entwickelte Gebäude eröffnet und dient seither als Vorbild für zukünftige Smart Building Projekte (Vogt, 2017).

The Edge – Inside the world’s greenest, smartest office space (Quelle: Youtube)

Weiterführende Links

Bloomberg – Artikel: The Smartest Building in the World
Statista – Statistiken: Smart Home (Schweiz)
Statista – Statistiken: Smart Home (Europa)
Tado – Artikel: 4 Geschichten die zeigen, wie unglaublich nützlich ein Smart Home ist

Quellen

Arbeiterkammer. (o. J.). SMART HOME – SWEET HOME? Arbeiterkammer Salzburg. Zugriff am 15.11.2020. Verfügbar unter: https://sbg.arbeiterkammer.at/beratung/konsumentenschutz/wohnen/SMART_HOME_-_SWEET_HOME_.html
Fokus Online. (2019, Februar 28). Smart Home ist die Zukunft des Wohnens. Fokus Online. Verfügbar unter: https://fokus.swiss/2019/02/smart-home-der-weg-in-die-zukunft-des-wohnens/
IT Magazine. (2020, August 23). Die Smart-Home-Nutzung in der Schweiz. IT Magazine. Verfügbar unter: https://www.itmagazine.ch/artikel/72802/Die_Smart-Home-Nutzung_in_der_Schweiz.html
Ohana, V. (2020, Oktober 1). Warten auf die Smart-Home-Revolution. Zukunftsinstitut. Verfügbar unter: https://www.zukunftsinstitut.de/artikel/warten-auf-die-smart-home-revolution/
Strobel, C. (2020, Januar 27). Vision vom Smart Home der Zukunft. Christopher Strobel. Verfügbar unter: https://christopherstrobel.de/2020/01/27/intelligentes-wohnen-vision-vom-smart-home-der-zukunft/
Vogt, M. (2017, November 21). Ist Ihr Gebäude ein Smart Home oder gar schon ein Smart Building? Management Circle. Verfügbar unter: https://www.management-circle.de/blog/smart-building/
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Bekim Kadrija

Bekim Kadrija ist Student bei der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW) und bloggt zum Modul Studienreise des Studiengangs MSc Wirtschaftsinformatik.

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