Einstieg in die RPA Arbeitswelt nach Studienabschluss? 3 Chancen, 2 Gefahren

Ein Einstieg nach dem Studienabschluss in die RPA Branche birgt vielversprechenden Chancen, aber auch Gefahren. Folgende Punkte helfen Studienabgängern in der Entscheidungsfindung:

Soll ich mich für einen RPA-Job bewerben? Quelle: pixabay.com

Die RPA Arbeitswelt bringt diverse Vorteile mit sich. Mit einem Jobwechsel in diese Branche wird man zu einer stark nachgefragten Arbeitskraft. Die vielfältige Tätigkeit beinhaltet eine Mischung aus Entwicklungsarbeit und Prozessanalyse. Durch den geringen Initialaufwand sich die Technologie anzueignen, stellen Firmen gerne auch Studienabsolventen ohne grosse Vorkenntnisse ein. Dies ist eine tolle Chance für Studienabgänger, die – wer weiss – in einigen Jahren vielleicht nicht mehr so gross sein wird!

Bleiben wir realistisch, jeder Job hat nebst Vorteilen auch Nachteile. RPA wird oft bei Legacy-Systemen angewendet, welche in der Regel nach einige Jahren durch neue Systeme abgelöst werden. Für leidenschaftliche Softwareentwickler kann dies etwas frustrierend sein. In Realität geht es oft länger bis ein altes System abgelöst wird als zuerst geplant. RPA dient dabei als wichtige Übergangslösung. Dadurch sparen Firmen wertvolle Ressourcen ein und senken somit die Gesamtkosten. Ein weiterer Nachteil ist das oft nicht ausreichend vorhandene Prozessmanagement. Wenn keine oder zu komplizierte Prozesse beim Kunden vorhanden sind, wird es für den beauftragen RPA Berater kaum möglich sein einen klaren Mehrwert zu generieren.

Folgend werden drei Chancen und zwei Gefahren beschrieben, welche Studienabsolventen bei der Entscheidungsfindung helfen werden:

Chance 1: Hohe Nachfrage am Arbeitsmarkt

Aktuelle Beobachtungen zeigen eine sehr hohe Nachfrage im Arbeitsmarkt an Arbeitnehmenden mit erster RPA-Erfahrung. Das Thema RPA ist in der Schweiz ist in den letzten Jahren stark gewachsen und die Nachfrage übersteigt das Angebot an Fachkräften. Deshalb sind viele Unternehmen auch offen AbsolventInnen ohne grosse Vorkenntnisse in RPA-Tools direkt einzustellen. Das Know-how erwerben die Mitarbeitenden gleich on-the-job. Dies könnte sich durch die Veränderung von Angebot und Nachfrage vielleicht in einige Jahren ändern. Wenn nicht jetzt in die RPA Branche einsteigen, wann dann?!

Chance 2: Vielfältige Tätigkeit

Der Job beinhaltet eine technische sowie eine Business Komponente. Für Software-Nerds, die nur programmieren möchten, ist diese Mischung vielleicht nicht optimal. Anders ausgedrückt, Prozesse in Zusammenarbeit mit dem Kunden werden analysiert und Entwicklungsarbeit findet auf einer sogenannten Low-Code Plattform statt. Die Königsdisziplin ist dabei das grösste Potential am richtigen Ort festzustellen und RPA anzuwenden. Ein RPA Mitarbeiter hat im Grunde genommen gleich drei Rollen inne. Er ist Prozessdesigner, Lösungsarchitekt und Entwickler zugleich. Das macht den Job sehr vielseitig. Indessen erschwert es einem aber auch eine gewisse fachliche Tiefe in einem dieser Gebiete zu erlangen.

Chance 3: Geringer Initialaufwand

RPA-Tools haben einen vergleichsweise kleinen Aufwand sich die Technik anzueignen. Ein empfehlenswerter Anbieter ist UiPath, der einige Weiterbildungsvideos kostenlos anbietet. Weitere Beispiele sind Automation Anywhere oder BluePrism. Viele RPA-Tools sind sogenannte Low-Code-Entwicklungsplattformen. Keine Frage, zu Beginn ist ein gewisser Aufwand notwendig sich die Technik eines RPA-Tools anzueignen. Jedoch bereits nach einigen Wochen kann man produktiv und effizient mit der Technologie arbeiten. Ausserdem ist zu erwähnten, dass das angeeignete Know-how eines RPA-Tools für das Einarbeiten in ein anderes RPA-Tool sehr dienlich ist. Zu etablierten Entwicklungsplattformen (wie z.B. Eclipse für Java) ist das Know-how jedoch nur sehr bedingt transferierbar. Dies ist aber beim Einstieg in anderen technologischen Gebieten selten anders.

Gefahr 1: RPA als Brandlöscher für zum Tod geweihte Legacy-Systeme

RPA wird oft als Übergangslösung verwendet, um Legacy-Systeme am Laufen zu halten bis ein neues System einsatzbereit ist. Sozusagen, RPA als Brandlöscher. Dabei kann man sich ein grosses, altes Haus (bzw. ein Legacy-System) vorstellen, das im Dachstock entflammt ist. Die Feuerweht kommt und gibt Brandlöscher (bzw. eine RPA Lösung) über die Flammen. Dies um zu verhindern, dass ein neues Haus (bzw. ein neues IT-System) aufgebaut wird. Schaut man allerdings aus der Vogelperspektive auf die ganze Stadt herunter (bzw. auf die RPA Branche) sind Dachbrände voll im Trend!

Software-Roboter als Übergangslösung zu erstellen bis ein neues IT-System vorhanden ist, ist für leidenschaftliche Softwareentwickler teils frustrierend. RPA greift nicht in die bestehenden Systeme oder die IT-Infrastruktur eines Unternehmens ein. Weder nimmt RPA Veränderungen in den bestehenden Anwendungen vor. Vorteil daraus ist, dass kein kostspieliges Investment zur Anpassung der Software erfolgen muss.

Gefahr 2: Keine Prozessexistenz

Wenn keine Prozessmodelle vorhanden sind, ist RPA zum Scheitern verurteilt. Wenn die Firmen sich die Zeit nicht nehmen ihre Prozesse sauber zu analysieren, kann RPA keinen Mehrwert garantieren. Ein Softwareroboter kann einen Prozess nur vereinfachen, wenn dieser gewissermassen effizient und nicht allzu kompliziert ist. Viele Unternehmen nehmen oder haben nicht die Zeit, um bestehende Prozesse genau zu evaluieren und zu optimieren. Der Aufwand, der mit der Prozessauswahl einhergeht, wird schlichtweg unterschätzt.

Mit dem Studienabschluss in Wirtschaftsinformatik oder Informatik stellt sich die Frage in welchem technologischen Umfeld man nach einem potentiellen Arbeitgeber suchen möchte. RPA ist aktueller denn je und eine prüfenswerte Option für Absolventen der Wirtschaftsinformatik oder Informatik. Gemäss dem Gartner Hype Cycle wird die Technologie in weniger als zwei Jahren das Plateau der Produktivität erreichen.

RPA auf dem Gartner Hype Cycle 2019. Quelle: gartner.com

Klar, es gibt es noch diverse weitere Chancen und Gefahren, welche in diesem Blogbeitrag nicht thematisiert werden. Wie zum Beispiel das Thema IT-Sicherheit, der Kostendruck, Sauberkeit von Daten oder das teilweise schlechte Image von Robotern unter Arbeitnehmern. Diese weiteren Faktoren spielen beim Entscheid einen Job in der RPA Branche zu suchen, sicherlich auch eine gewisse Rolle.

Ist dir noch unklar was RPA genau ist und wo es überall Anwendung findet? Folgendes Video gibt dir eine einfache Erklärung und weiterführende Informationen dazu:

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ehrisrub

Ruben Ehrismann ist Student bei der Hochschule Luzern – Informatik und bloggt zum Modul Studienreise des Studiums Wirtschaftsinformatik.

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