Führung im Homeoffice – die Sicht der Beschäftigten

Führung auf Distanz ist eine echte Herausforderung – sowohl für die Beschäftigten als auch für die Führungskräfte. Wir haben uns in den letzten Monaten intensiv mit der Sicht der Arbeitnehmenden auf dieses Thema auseinandergesetzt. Wie funktioniert Führung auf Distanz? Welche Erfahrungen wurden gemacht und was sind die Chancen und Herausforderungen?

Ein studentischer Beitrag von Silvan Bugmann, Yvonne Bürgler, Antonia Görtz, Bettina Nöthiger und Janine Zimmermann

Damit Führung auf Distanz dauerhaft funktionieren kann, müssen gewisse Grundvoraussetzungen erfüllt sein. Dies sind insbesondere Transparenz, Offenheit und eine Vertrauensbasis zwischen den Beschäftigten und den Führungskräften. Diese Erkenntnis wird nicht nur durch die vorhandene wissenschaftliche Literatur bestätigt, sondern auch durch die von uns durchgeführten Interviews. Ein wichtiger Punkt ist dabei das Thema Kommunikation. Durch das Fehlen des direkten persönlichen Kontaktes können Emotionen von der Führungskraft oftmals nur schwer wahrgenommen werden. Die genaue Beobachtung der Emotionen sowie eine offene und intensive Kommunikation sind daher im Homeoffice noch zentraler als im Büroalltag.

Für die Beschäftigten ist es auch essenziell, dass die Führungskraft bei Problemen oder Schwierigkeiten immer kontaktiert werden kann. So möchte unsere Interviewpartnerin Katarina ihren Vorgesetzten bei Problemen oder heiklen Entscheiden jederzeit anrufen können, um diese zu besprechen und eine gemeinsame Lösung zu finden. Auch Anna bemekrt im Interview, dass ein häufiger Austausch mit der vorgesetzten Person wichtig ist:

«… dass er vielleicht enger führen muss im Homeoffice und sich noch mehr Zeit nehmen muss für seine Mitarbeiter, damit sie nicht vereinsamen, ja dass halt trotzdem irgendwie eine Verbindung besteht. Sonst bist du halt schon abgeschottet irgendwie».

Anna beschreibt in dieser Aussage zudem ein weiteres Problem im Homeoffice, nämlich den fehlenden sozialen Kontakt. Durch die Arbeit in den eigenen vier Wänden können zwischenmenschliche Kontakte mit Teammitgliedern zu kurz kommen. Viele Personen haben mit dieser Situation Mühe. Führungskräfte sind daher gefordert, die sozialen Kontakte im Team nicht zu vernachlässigen und diese trotz Homeoffice zu fördern. Befragte Personen nennen als Lösungsansätze beispielsweise regelmässige Video-Chats oder virtuelle Kaffeepausen im Team. Durch diese Massnahmen kann sichergestellt werden, dass der soziale Kontakt bestehen bleibt und der Teamspirit gefördert wird. Auch kann so eine gegenseitige Vertrauensbasis geschaffen werden, welche zentral für das Arbeiten im Team ist.

Weitere Themen, welche bei der Arbeit im Homeoffice verstärkt aufkommen, sind Selbstdisziplin und Selbstführung. In der Auswertung der befragten Interviewteilnehmenden hat sich gezeigt, dass die Produktivität der meisten Arbeitnehmenden im Homeoffice gestiegen ist. Das zeigt, welches Potenzial dieser Arbeitsform steckt. Damit dieses Potenzial optimal ausgeschöpft werden kann, muss ein Umdenken bei den Führungskräften erfolgen. Es steht nicht mehr im Vordergrund, durch den Einsatz von gewissen Führungsinstrumenten ein gewünschtes Verhalten bei den Mitarbeitenden zu generieren. Vielmehr soll Wert darauf gelegt werden, dass die Rahmenbedingungen für ein selbstverantwortliches und selbstorganisierendes Arbeiten optimal gestaltet werden. Die Führungskräfte müssen lernen, auf die Selbstdisziplin ihrer Arbeitnehmenden zu vertrauen. In dieser Situation sind aber nicht nur Führungskräfte gefordert. Die Beschäftigten müssen Veränderungen gegenüber offen sein und ihren vorgesetzten Personen mitteilen, wie sie ihre Arbeit organisieren und wie sie sich dabei fühlen.

Als abschliessende Erkenntnis kann gesagt werden, dass die Arbeitnehmenden viele positive Erfahrungen mit dem Arbeiten im Homeoffice gemacht haben. Trotzdem hat sich bei unserer empirischen Forschung gezeigt, dass die Beschäftigten nach der Corona-Pandemie nicht ausschliesslich im Homeoffice tätig sein möchten. Mitarbeitende würden aber in Zukunft die Abwechslung von Homeoffice und der Arbeit vor Ort schätzen. Durch dieses flexible Arbeitssystem könnte der soziale Kontakt bestehen bleiben und die Motivation gesteigert werden. Zudem gäbe es eine gewisse Abwechslung, was sich sicherlich positiv auf die Produktivität auswirken würde. Wir sind gespannt, wie sich Homeoffice nach der Corona-Pandemie in Zukunft entwickeln wird.

1 thought on “Führung im Homeoffice – die Sicht der Beschäftigten”

Leave a Comment