Ineltec 2015 – Marktplatz am Mittag: Fokus Energie

Der Marktplatz am Mittag an der Ineltec 2015 wurde von Rainer Kyburz, Leiter Energieeffizienzforschung am iHomeLab der Hochschule Luzern – Technik & Architektur moderiert. Vor rund 50 Gästen präsentierten sechs Referenten ihre Produkte und Lösungen für energieeffiziente Gebäude.

«Es braucht innovative Entwicklungen», begann Roger Altenburger, Leiter der eco2friendly-Initiative, seinen Vortrag. Er stellte die technische Innovation eines modernen Autos der eines Gebäudes gegenüber und machte im Bausektor noch einiges an Verbesserungspotenzial aus. Zentraler Punkt seiner Ausführungen war, dass Energieeffizienz Qualität und Komfort mit einschliesst und nicht etwa, wie vieler Orts noch falsch verstanden, Verzicht bedeutet.

Sabine Sulzer Worlitschek stellte das Luzerner Kompetenzzentrum für Energieforschung, LUCCERNE, vor, dem sie vorsteht. Rund 35 Forschende arbeiten dort an zukunftsfähigen Lösungen, um die Energieziele des Bundes zu erreichen. Neben technischen Lösungen sieht Worlitschek vor allem im Geld und dem Menschen wichtige Faktoren, die unbedingt berücksichtigt werden müssen. So arbeiten die Forscher auch an Geschäftsmodellkonzepten für unterschiedliche Netztopologien und Kundensegmente.

Im Beitrag der HOOC AG zeigte Rico Steiner wie durch die Vernetzung von Energieanbieter und -verbraucher Prozesse optimiert werden können. Das junge Startup-Unternehmen bietet Hard- und Softwarelösungen für die Kommunikation in der Gebäudeautomation.

Daniel Meyer, CEO der Saphir Group, stellte eine Dokumentationslösung für intelligente Telekommunikation vor. Durch die so gewonnenen Informationen herrscht eine vollständige Transparenz wo welche Kabel mit welcher Technologie verbaut wurden und welche Kunden diese Leitungen benutzen. Das wiederum untertützt die Steuerung von komplexen Netzinfrastrukturen, wie sie in Zukunft vermehrt anzutreffen sein werden – auch zur Steuerung der Energienetze.

In Ihrem Vortrag machte Gesa Benndorf vom Fraunhofer Institut ISE in Freiburg darauf aufmerksam, dass in der Betriebsführung von Gebäuden grosses Einsparpotenzial liegt. Oft können damit mit kostengünstigen Massnahmen grössere Spareffekte erzielt werden als mit baulichen Veränderungen am Gebäude. Die Forscher arbeiten zur Zeit an einem Tool, das mit einer automatisierten Datenanalyse hilft, entsprechende Massnahmen zu entwickeln.

Abschliessend referierte Martin Vesper, CEO von digitalSTROM, über die Vernetzung von Gebäuden. Die digitale Lüsterklemme des Unternehmens löst die unmittelbare Verknüpfung des Lichtschalters mit der entsprechenden Lampe auf und erlaubt damit beliebige Kombinationen und Steuerungsmöglichkeiten. Das komplett vernetzte Haus sieht der Unternehmer als wesentliche Grundlage für die Zukunft der Automatisierung. Denn erst eine grosse Zahl vernetzter Gebäude generieren den Datenstamm, der zur Entwicklung und Optimierung neuer Steuerungsalgorithmen notwendig ist. Offene Schnittstellen sind dabei ein wichtiges Kriterium, denn: «Software-Algorithmen müssen von der Hardware getrennt sein, damit man langfristig von den gewonnenen Erkenntnissen profitieren kann», sagte Vesper.

Im anschliessenden Podiumsgespräch gelangten die Experten zu der Ansicht, dass bei der Gebäudeinfrastruktur nach wie vor grosse Herausforderungen bestehen. Noch heute werde zu viel klassisch gebaut, ohne Berücksichtigung moderner Kommunikationsinfrastruktur wie etwa WLAN. Diese Infrastruktur ist aber eine wesentliche Grundlage für die kommende Vernetzung mit Möglichkeiten zur Energieoptimierung.

In der digitalen Zukunft der Gebäude sieht Roger Altenburger vor allem auch Herausforderungen für Elektroinstallateure. Eco2friendly schliesst hier seiner Ansicht nach die Lücke zwischen der Planung und der Umsetzung.

Sabine Sulzer Worlitschek sieht die Herausforderung für die Forschung vor allem im Trend der Dezentralisierung. «Um die Energienachfrage mit dem Angebot zu synchronisieren, braucht es ganzheitliche Lösungen. Da gibt es noch viel Forschungsbedarf», so die Einschätzung der Expertin. Gesa Benndorf gab zu bedenken, dass im Zusammenhang mit der Energiewende ein Gebäude nicht mehr nur als Verbraucher gesehen werden darf, sondern auch als Energieerzeuger und -speicher.

Auf die Frage, ob der Markt für die digitale Vernetzung von Gebäuden bereit sei, antwortete Martin Vesper: «Viele Kunden sind heute schon bereit dazu, ihre Informationen zugänglich zu machen. Es gibt aber auch Leute, die das nicht möchten.» Laut Roger Altenburger ist es vor allem wichtig, dass der Endbenutzer überhaupt weiss, welche Lösungen es gibt und was damit möglich ist.

Quelle: Ineltec, 25.September 2015, Details und Präsentationen unter: Marktplatz am Mittag