SEMINAR 3:
ROGUE OBJECTS & SOFT LIMITS

STEFFEN HÄGELE UND MATTHIAS WINTER

 

THEMA

Grosse, menschgemachte Strukturen prägen das Erscheinungsbild von Emmenbrücke: Infrastrukturen, Industriebauten, Hochwasserschutz und Sperrgebiete liegen wie Rogue Objects quer in Raum und Zeit.
Innerhalb nur eines Jahrhunderts entstanden, sind sie dauerhaft in die Erdkruste eingeschrieben und weisen im Sinne einer Longue Durée weit über unsere Lebenszeit hinaus. Die riesenhaften Organismen pulsieren in ihrem eigenen Takt: Der 24h-Betrieb des Stahlwerks. Das zyklische Anschwellen der Hochwasser. Das unregelmässige Starten der Kampfjets. Der Autobahnverkehr und dann Stau.

Im Heute wirken die Rogue Objects als Leitplanken der Stadtentwicklung mit wirkmächtigen Grenzen. Hier hat der territoriale Massstab feinkörnige und situative Implikationen: Die erfahrbare Präsenz der Grenzen im Lebensraum ist immer situativ und ungeordnet. In Realität sind diese Grenzen keine scharfen Linien sondern Zonen mit Tiefe, Schwellen, liminale Räume mit Beziehungen über die Grenze hinweg. Unvermittelt kollidieren die Rogue Objects mit ihrer Nachbarschaft. Hier ändern wir mittels filmischer Arbeiten das Präfix: vom uninszenierten zum inszenierten Raum, vom Unort zum Ort. Die quasi-topografische Existenz der Rogue Objects wird choreografisch in (filmische) Bewegung versetzt, die scheinbare Permanenz verschiebt sich zur Impermanenz, ihre Grenzen beginnen zu flimmern. Die Linie wird zur Arabeske, zum Geflecht.


METHODE

Wir produzieren Filmcollagen, die die gefundenen Grenzbedingungen der Rogue Objects zu erfundenen Realitäten umwerten.
Anstelle einer statischen Betrachtung in Bildern wagen wir eine Bewegung durch Raum und Zeit in filmischen Sequenzen. Mittels Cuts, Zeitsprüngen, Montagen, Analogien und Zuspitzungen schaffen wir fantastische und dennoch plausible Realitäten. Schrittweise bewegen wir uns von einer dokumentarischen Sammlung und einem Skript, über ein Storyboard zur Filmcollage. Selbstgefilmtes Material wird mit existierenden Bildern und Filmausschnitten verschränkt und zu einer cineastischen Augmented Reality verflochten.

Film mit seinen 24 Bildern pro Sekunde vermag nicht nur Dinge abzubilden, sondern auch Geschichten zu erzählen. Narrative erlauben es uns den empirischen Blick hinter uns zu lassen und die Möglichkeiten vom Ort zu erweitern. Wir bewegen uns zwischen Literalität und Poesie, zwischen Realität und Fiktion, zwischen Abbildung und Imagination, zwischen Dokumentation und Spekulation.