Seminar 3:

HOME-LESS

STEFFEN HÄGELE UND MATTHIAS WINTER

 

«Accordingly I was brought to her house; but not to a home – for a home I never knew.»1 

Wie wohnen wir anders, wenn wir die Konventionen des Wohnens hinter uns lassen? Welche alternativen Wohnformen existieren ausserhalb der etablierten Auffassung? Welche Räume und Orte werden bewohnt, die dem zeitgenössischen Ideal von ‘Zuhause’ nicht entsprechen? Das Lektüreseminar HOME-LESS erkundet die Ränder einer globalisierten Wohnarchitektur.

‘Wohnen’ ist ein System aus unterschiedlichen Aktivitäten in der Verbindung von Wohnunterkunft, Zuhause und Wohnumfeld. Die systemische Definition der WHO verdeutlicht die räumliche Komponente, sie macht aber keine Aussage über die Realität eines global verbreiteten und vermeintlich gültigen Wohnideals der Kleinfamilie oder des Kleinhaushalts im Eigenheim oder in einer entsprechend dimensionierten Wohnung. Zwar ist das Wohnen überformt mit und verstellt von scheinbar individualisierten Zeichen und Konsumgütern. In Bezug auf die effektiven Wohnaktivitäten und dem zunehmenden Rückzug ins Private herrscht jedoch eine grosse Uninformiertheit. Dieser Megatrend hat die globale Urbanisierung des vergangenen Jahrhunderts massgeblich geprägt – mit allen Schattenseiten wie exzessivem Land- und Ressourcenverbrauch sowie Vereinzelung und Verlust von Gemeinschaft. ‘Mehr vom Gleichen’ kann und darf somit nicht die Antwort auf die Wohnungsnot sein; alternative Wohnformen sind auf einem globalen und lokalen Massstab systemrelevant.

Im Mittelpunkt der vier Seminartage steht je ein Fallbeispiel: Einerseits als Konfrontation mit einem Extremzustand, andererseits als Ausgangspunkt für die erweiterte textliche Auseinandersetzung mit Wohnarchitekturen und -räumen: Warhols Factory als Wohnen im leeren Feld, SANAA’s Moriyama house und die Atomisierung von Aktivitäten im Haus als Dorf, das Chelsea Hotel als Wohnen im Konvent mit geteilten Dienstleistungen, Buckminster Fullers Dymaxion House als nomadischer Wohnpunkt in Bewegung.

Jedes Seminar wird eingeleitet von einem dokumentarischen Filmausschnitt. In einer Gruppen- und Diskussionsphase werden aus den unterschiedlichen Texten Fragen erarbeitet, die wir als Questionnaire zusammenstellen und jeweils am Ende des Seminars mit einem Gast diskutieren. Essenziell ist sowohl das vorbereitende Lesen als auch eine aktive, engagierte Beteiligung im Seminar.