Seminar 2:

Von «Taktgebern» und «Stadtteilen für alle» – ein Leseseminar zu Wohnprojekten rund um Luzern

Hannae Balissat und Ralf Keller

 

Ob Investorenarchitektur oder Genossenschaft, Wohnbauprojekte werden mit Slogans wie «Taktgeber zum neuen Stadtteil» oder «ein Stück Stadt für alle» angepriesen und vermarktet. Als Architekt:Innen tragen wir die Verantwortung für die Entwicklung und Nutzung unserer Städ-te mit. Gerade in grösseren Wohnbauprojekten, in denen ganze Stadtteile umgenutzt, weiter-gebaut und neugedacht werden, stellen sich Fragen zu Formen des Zusammenlebens und der Nachhaltigkeit. Diese Begriffe sind geläufig, aber was bedeuten sie konkret in geplanten oder bestehenden Bauprojekten?

Diesen Fragen möchten wir in unserem Leseseminar nachgehen. Wir setzen in jeder Seminarsit-zung einen Themenschwerpunkt: vom Grossprojekt «4Viertel» am Seetalplatz, das als neues, urbanes Quartier Akzente setzen soll; die vielseitigen Zwischennutzungen im «Bell-Areal», die das Quartier definieren und gleichzeitig um ihre Existenz fürchten; das baugenossenschaftliche Projekt «Teiggi», in dem Gemeinschaft gross geschrieben wird und der Flächenverbrauch pro Bewohner:In bei unter 35 Quadratmeter liegt; und das Recycylingcenter «Real», bei dem es um Wiederverwendbarkeit von Bauteilen im Wohnungsbau gehen soll. 

Um diese Themen aus verschiedenen Blickwinkeln zu beleuchten, lesen wir im ersten Teil des Seminars Texte aus einer historischen oder sozialwissenschaftlichen Perspektive, aber auch aus dem Blickwinkel der architektonischen Praxis. Spass beim Lesen und Diskussionsbereitschaft sind willkommene Voraussetzungen für die Teilnahme am Seminar. Die Leseerfahrung und die von Studierenden erarbeiteten Vorträge sollen die Kompetenz beim Umgang mit Texten und beim Erarbeiten einer eigenen kritischen und selbstbewussten Haltung stärken. Im zweiten, darauf aufbauenden Teil des Seminars suchen wir in Plenumsdiskussionen nach Antworten für das zeit-gemässe Arbeiten als Architekt:Innen. Die Seminarsitzungen finden an den genannten, architek-tonisch interessanten Orten ausserhalb der Hochschule statt, die den Texten eine zusätzliche, erlebbare Ebene hinzufügen. Im dritten Teil werden wir von externen Expert:Innen durch die Bauprojekte geführt. Diese Führungen bieten die Gelegenheit, kritische und projektspezifische Fragen zu stellen und weiterzudiskutieren.