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QFT: Question Formulation Technique – kritisches Denken fördern

    Mit Eigenfragen zum Lernerfolg – die Question Formulation Technique (QFT) fördert als strukturierte Methode zum Erarbeiten von Fragen den Wechsel zwischen divergentem, konvergentem und metakognitivem Denken.

    Die QFT wurde vom Right Question Institut als Methode für die Erzeugung und Verbesserung von Lernfragen entwickelt. Sie übersetzt die anspruchsvollen Formen des divergenten, konvergenten und metakognitiven Denkens in eine einfach zugängliche Technik und ermöglicht es damit, kritisches Denken zu fördern und Selbstwirksamkeit zu erleben.

    Mit der QFT ändert sich das klassische Bild, dass Lehrende Fragen stellen, welche von den Lernenden beantwortet werden. Stattdessen setzen sich Studierende mit dem Lernthema, einem gegebenen Problem oder einer damit verbundenen Herausforderung auseinander und formulieren für sich relevante Fragen. Gesellschaftliche Veränderungen fordern von den Studierenden, immer wieder mit neuen, vielleicht auch ungewohnten Herausforderungen umzugehen. Durch die Formulierung eigener Fragen und der dafür passenden Herangehensweise zur Klärung, wird dies mehr gefördert, als mit der Beantwortung vorgegebener Fragen. Gleichzeitig steigt durch die Auseinandersetzung mit eigenen Fragen auch die Motivation der Studierenden; das Thema, der Lernstoff wird zu ihrem eigenen und steigert ihr Engagement.

    Die QFT wird in sechs Schritten umgesetzt:

    1. Fragenfokus und Ziele festlegen: In der Vorbereitung der Lernsequenz legen Sie den Fragenfokus und das damit verbundene Ziel fest.
    2. Regelbasierte Fragenentwicklung: Die Studierenden formulieren zum Fragenfokus unter Berücksichtigung folgender vier Regeln ihre Fragen:
      – So viele Fragen wie möglich.
      – Fragen werden nicht diskutiert, beurteilt oder beantwortet.
      – Jede Frage wird genau so notiert, wie genannt.
      – Aussagen werden in Fragen umformuliert.
    3. Fragen optimieren: Die Studierenden wandeln geschlossene Fragen in offene um. Im gleichen Prozess werden Fragen gestrichen, welche die Studierenden bereits beantworten können.
    4. Fragen priorisieren: Die Studierenden wählen die drei für sie wichtigsten Fragen aus, stellen Sie allen vor und begründen ihre Wahl.
    5. Nächste Schritte: Die Studierenden planen, wie sie ihre Fragen beantworten möchten.
    6. Reflexion: Die Studierenden reflektieren, was sie wie gelernt haben.

    Didaktische Überlegungen

    • Fragenfokus definieren: In der Vorbereitung der Lernsequenz legen Sie den Fragenfokus und auch das damit verbunden Ziel fest. Überlegen Sie sich, wie Sie den Fragenfokus kommunizieren und den Prozess des Formulierens anstossen möchten. Dazu kann neben dem Thema eine Aussage, eine Phrase, ein Bild, Video oder ähnliches als Stimulus helfen.
    • Frageentwicklung unterstützen: Ermutigen Sie die Studierenden ausdrücklich, so viele Fragen wie möglich zu formulieren – das hilft Hemmungen abzubauen. Fragen ohne Diskussion oder Bewertung in die Liste aufzunehmen, schafft einen Safe Space und ermuntert auch schüchternere Studierende. Dass alle Fragen wortgetreu aufgenommen werden, trägt zur Chancengerechtigkeit bei. Das Umformulieren von Aussagen in Fragen soll das Denken in Frageform anregen. Mit den Studierenden über die aufgestellten Regeln auszutauschen, trägt nicht nur zum Verständnis der Regeln bei, sondern unterstützt auch die Umsetzung. Entsprechendes Material wie Flippchart mit passenden Stiften kann den Prozess anregen, während Beispielfragen den Prozess hemmen und daher nicht genannt werden sollten. Studierende arbeiten idealerweise in Gruppen von 4-5 Personen zusammen. Ein gewisser Zeitdruck (ca. 5-7 min.) kann den Prozess produktiv unterstützen. Je nach Kompetenz der Studierenden kann es aber bei einem ersten Mal auch nötig sein, mehr Zeit zu geben, um in den Prozess hineinzukommen. Behalten Sie die Studierenden im Blick und entscheiden Sie im Prozess, ob noch weitere Zeit nötig ist.
    • Fragen optimieren: Die Formulierung einer Frage beeinflusst die Art der Information, mit der sie beantwortet wird. Durch eine Umformulierung erhalten die Studierenden Selbstvertrauen für das Formulieren von Fragen, aber auch das eigenständige Lösen von Problemen. Daher werden geschlossene in offene Fragen umgewandelt.
    • Fragen priorisieren: Für das Priorisieren von Fragen können Sie selbst Kriterien vorschlagen oder diese gemeinsam mit den Studierenden passend zum Fragenfokus entwickeln. Anschliessend leiten Sie die Studierenden an, die Fragen entsprechend dieser Kriterien auszuwählen und lassen sie ihre Wahl im Plenum begründen.
    • Nächste Schritte planen: Nun geht es um die Beantwortung der Fragen bzw. die Planung, wann und wie diese im Verlaufe des Unterrichtes beantwortet werden sollen. Je nach Ziel kann dies zu unterschiedlichen Zeitpunkten der Unterrichtseinheit sein; eher zu Beginn, um die Ausrichtung zu bestimmen, eher in der Mitte, um zu sehen, was schon wie gut verstanden wurde oder am Ende, um festzuhalten, was beantwortet werden kann und welche Fragen in die kommende Unterrichtseinheit mitgenommen werden müssen.
    • Reflexion: Überlegen Sie sich im Vorfeld, was Sie mit den Studierenden reflektieren möchten. Sie können kognitive, affektive oder Verhaltensänderungen adressieren. Auch kann die Reflexion individuell, schriftlich oder gemeinsam in der Gruppe diskutiert stattfinden.
    • Motivation: Eine mit QFT gestaltete Unterrichtseinheit motiviert die Studierenden und sie engagieren sich stärker im Unterricht, da an ihren Fragen gearbeitet wird. Um diese Effekte gegenüber dem zeitlichen Aufwand der Einführung in die Technik richtig zu nutzen, empfiehlt es sich, regelmässig damit zu arbeiten
    • Organisatorisches (inkl. Zeitplanung): QFT kann sowohl als Einzel- als auch Gruppenarbeit durchgeführt werden. Idealerweise arbeiten Sie für das Formulieren und Priorisieren der Fragen in Kleingruppen, währen die Reflexion sowohl individuell als auch in der Lerngruppe stattfinden kann. Auch die zur Verfügung stehende Zeit für die einzelnen Schritte kann frei festgelegt werden (siehe auch Fragen formulieren). Gleichwohl lassen sich alle Schritte in einer Lektion von 45 min. umsetzen! Dabei wird rund ein Viertel der Zeit für die Generierung der Fragen verwendet.
    • Rolle Lehrende: Ihre Aufgabe liegt darin, die Studierenden einzuführen, im Prozess zu begleiten und darauf zu achten, dass die Regeln eingehalten werden. Geben Sie keine eigenen Beispielfragen, da diese die Studierende in eine Richtung lenken würden. Beteiligen Sie sich ebenso wenig an der Diskussion, sondern überlassen diese den Studierenden. Halten Sie sich inhaltlich zurück und nehmen alle Beiträge gleichermassen wertschätzend zur Kenntnis. Um sich auf diese zurückhaltende Rolle einzustimmen, kann es helfen, sich im Vorfeld entsprechende Strategien zu überlegen.

    Empfohlene Tools

    • ideal eignen sich Flippchart und Stifte
    • Möchte man Online arbeiten, können Online-Whiteboards wie z.B. Miro für das Sammeln der Fragen und evtl. auch die Dokumentation der Antworten genutzt werden.

    Quellen

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