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Hybride Lehre gestalten

Hybride Lehre meint, dass Studierende bzw. Teilnehmende zeitgleich und synchron in Präsenz oder online, also von verschiedenen Orten aus, an einer Lehrveranstaltung teilnehmen (Reinmann, 2021). Im englischsprachigen Raum werden dafür die Begriff blended synchronous (Arbeitsgruppe um Bower et al., 2014; Irvine, 2020) oder Here-or-There-Instruction (McKimmy & Schmidt, 2014; Arbeitsgruppe um Zydney et al., 2020) verwendet.

Die Umsetzung Hybriden Unterrichts lässt sich in drei verschiedene Levels unterteilen, welche sich an verfügbaren technischen und daraus resultierenden Interaktionsmöglichkeiten orientieren:

  • Bei hybridem Unterricht auf Level 1 nehmen Remote-Studierende im Sinne eines passiven Streamings z.B. über Zoom am Unterricht teil. Sie hören die/den Dozierende:n, sehen deren Präsentation über einen geteilten Bildschirm, können sich aber ausser über den Chat nicht aktiv in den Unterricht einbringen oder mit anderen Studierenden interagieren.
  • Im hybriden Unterricht auf Level 2 widmet sich die/der Dozent:in zu bestimmten Zeitfenstern explizit auch den Online-Studierenden. Auch hier gibt es keinen wirklichen Austausch zwischen beiden Studierendengruppen.
  • Dies erfolgt erst in Level 3, wo sich Remote-Studierende und Studierende vor Ort unterstützt durch entsprechende technische Ausstattung gegenseitig hören und sehen. Nur so lassen sich auch Diskussionen umsetzen. Hybride Lehre als eigenständiges, curricular geplantes Lehrformat wird auf diesem Level umgesetzt und erfordert dafür eingerichtete Lernräume.

Didaktische Überlegungen

  • Lehrstrategie: Hybride Lehre heisst, dass beide Teilnehmendengruppen gleichberechtigt an der Lehrveranstaltung teilnehmen können. Hybride Lehre muss daher als eigenständiges Lehrformat gedacht und entsprechend geplant werden. Alle Lehr-/Lernphasen müssen entsprechend diesem Anspruch bewusst überlegt und didaktisch gestaltet sein. In der Umsetzung gilt es die Teilnehmenden so gut als möglich zu aktiveren und in den Unterrichtsverlauf u.a. auch Online-Tools einzubeziehen.
  • Vielfalt Präsentationsmedien: Auch bei Hybrider Lehre sind verschiedene Präsentationsmedien möglich. So kann neben einem geteilten Bildschirm prinzipiell auch ein gefilmtes Whiteboard, eine Wandtafel oder ein Flipchart übertragen werden, wo im Austausch mit den Studierenden bzw. Teilnehmenden etwas entwickelt wird. Ebenso kann auf einem Tablet etwas entwickelt oder unter dem Visualizer etwas gezeigt werden. Achte bei der Wahl des Präsentationsmediums darauf, dass dieses auch von den Remote-Studierenden gut erkennbar ist, z.B. Stiftkontrast, Spiegelungen. Konstellationen mit einer fixen Kameraeinstellung sind prinzipiell einfacher zu übertragen. Über vorgängiges Ausprobieren findest du die richtige Kameraposition und -einstellung und kannst den Wechsel zwischen verschiedenen Medien testen.
  • Kommunikation regeln: Kommunikationsregel helfen Kommunikation steuern. Neben dem Unterricht einen Chat mit Fragen im Auge zu behalten, ist herausfordernd. Alle Fragen im Chat erst am Ende eines Themenblöcke zu sichten und dann zu beantworten, kann ebenso eine Lösung sein, wie ein:e Studierende:n die Fragen aus dem Chat in den Unterricht einbringen zu lassen. Fragen aber direkt und unmittelbar zu stellen – egal ob Remote oder vor Ort – trägt zu einer gelebten, aktiven Kommunikation bei und vermeidet Doppelspurigkeit. Dabei kann man entscheiden, ob man sich unterbrechen lassen oder am Ende eines Themenblocks eine Fragerunde einbauen möchte. Vermeide, dass du als Papagei Wortmeldungen der Präsenzstudierenden für die Online-Studierenden wiederholst.
  • Assistenz: Hybrider Unterricht mit der gleichzeitigen Präsenz als Dozierende:r in zwei verschiedenen Lernräumen ist herausfordernd und gelingt einfacher mit Assistenz, die auf technisches achtet und einen Teil der Kommunikationskanäle betreut. Dies kann wie oben beschrieben ein:e Studierende:r oder eine dezidierte Unterrichtsassistenz sein. Alternativ können auch Tandems zwischen Online- und Präsenzstudierenden gebildet werden, die aufeinander achten und sich gegenseitig unterstützen.
  • Gruppenarbeiten: Gruppenarbeiten können entweder mit ortsspezifische (nur Online/Präsenz) oder gemischte Gruppen (Remote- und Präsenzstudierende) stattfinden. Da gemischte Gruppen dann online zusammenarbeiten, benötigen alle Studierenden bzw. Teilnehmenden einer hybriden Lehrveranstaltung einen Laptop und ein Headset. Ebenso braucht es einen entsprechend grossen Raum um gegenseitige akustische Störungen zu minimieren. Wäge Vor-/Nachteile der ortsübergreifenden Gruppenbildung mit Lerninhalt und -ziel ab und setzte entsprechend überlegt und dossiert ein.
  • Einbindung digitaler Tools: Eine Ergebnisdokumentation über ein Online-Tool ermöglicht allen Studierenden den Zugang dazu. Ebenso können sowohl Online als auch Präsenzstudierende so ideal ihre Ergebnisse präsentieren oder auch einen Teil zu einem Gesamtergebnis beitragen.
  • Unterschiedliche Aufgabenstellungen: Methodisch lassen sich die beiden Lernorte für spezifische Aufgabenstellungen nutzen. So diskutieren z.B. Präsenzstudierenden in einem Fishbowl verschiedene Fragestellungen, während sie für ein Feedback von den Studierenden online beobachtet werden.
  • Wahlfreiheit: Studierende bzw. Teilnehmende sollten prinzipiell frei entscheiden können, wie sie an der Lehrveranstaltung teilnehmen möchten. Thematisiere mit ihnen die Vorteile und Herausforderungen sowie auch die Lernmöglichkeiten der beiden Zugänge.
  • Anzahl Online-Teilnehmende: Begrenze die Anzahl der Online-Teilnehmenden im Verhältnis zu den vor Ort-Teilnehmenden und definiere bei Bedarf transparent entsprechende Kriterien, die eher zu einer Online-Teilnahme berechtigen und vorgängig reserviert werden können.
  • BackUp: Überlege dir, was du bei einem technischen Ausfall machst oder wie du mit einer nicht funktionierenden Ton- und/oder Bildübertragung umgehen möchtest.
  • Rechtliche Aspekte: Bei der Umsetzung Hybriden Unterrichts sind die rechtlichen Aspekte für Streaming und Aufzeichnung von Unterricht zu berücksichtigen.

Empfohlene Tools

  • Zoom: Als Tool für die Online-Teilnahme der Studierenden/Teilnehmenden bietet sich Zoom an, da damit während bereits umfassend Erfahrung gesammelt werden konnte. Über Breakout-Sessions lassen sich unkompliziert ortsgemischte Gruppenarbeiten umsetzen.
  • Miro-Board: Über ein Miro-Board können kollaborative Gruppenarbeit begleitet, unterstützt und dokumentiert werden. Auf ansprechende Art lässt sich methodisch-didaktisch vieles umsetzen … vom Brainwriting, Sammeln von Arbeitsergebnissen, Kommentieren von Beiträgen anderer…
  • Etherpad von ILIAS: Auch hier lässt sich kollaboratives Arbeiten und Dokumentation von Arbeitsergebnissen umsetzen.
  • LiveVoting von ILIAS: Eignet sich für die Aktivierung von Studierenden/Teilnehmenden, das Abfragen von Meinungen oder Schwerpunkten oder das Einholen von Feedbacks.

Quellen

Bell, J., Sawaya, S., & Cain, W. (2014). Synchromodal Classes: Designing for Shared Learning Experiences Between Face-to-Face and Online Students. International Journal of Designs for Learning, 5(1), Article1.

Bower, M., Kenney, J., Dalgarno, B., Lee, M. J. W., & Kennedy, G. E. (2014). Patterns and Principles for Blended Synchronous Learning: Engaging Remote and Face-to-Face Learners in Rich-Media Real-Time Collaborative Activities. Australasian Journal of Educational Technology, 30(3), 261–272.

Irvine, V. (2020). The landscape of merging modalities. Educause Review, 4, 41-58.

Raes, A., Detienne, L., Windey, I., & Depaepe, F. (2020). A systematic literature review on synchronous hybrid learning: Gaps identified. Learning Environments Research, 23(3), 269–290.

Szoke, J. (2021). A teacher’s experience of hybrid classes: in corporating online and face-to-face teaching. Cambridge University press.

Reinmann, G. (2021). Hybride Lehre – ein Begriff und seine Zukunft für Forschung und Praxis. Impact Free 35. Hamburg.

Zydney, J. M., McKimmy, P., Lindberg, R., & Schmidt, M. (2019). Here or There Instruction: Lessons Learned in Implementing Innovative Approaches to Blended Synchronous Learning. Tech Trends, 63(2), 123–132.

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