Der berühmte Schweizer Architekt Bruno Giacometti stammte aus der Künstlerfamilie Stampa-Giacometti aus Bergell im Süden des Kantons Graubünden. Er wuchs im Talgebiet Stampa auf, das Dorf liegt im Jahr drei Monate im Schatten. Von seinem Vater erbte er die Wertschätzung von traditionellen Bräuchen und spiegelt das in seine architektonischen Bauwerke wieder. [1]

Abbildung 1: Bruno Giacometti im Jahr 1968

1907 in Borgonovo geboren, wuchs er als jüngstes von vier Kindern des Malers Giovanni Giacometti und Annetta Stampa auf. Bruno malte schon in seiner Kindheit öfters mit seiner Familie und stand teilweise stundenlang Modell für seinen Vater und Bruder Alberto. Nach der obligatorischen neunjährigen Schulzeit besuchte er die technische Abteilung der Kantonsschule in Chur.

Abbildung 2: Kinderzeichnung vom Sommerhausder Eltern mit Stall in Maloja-Capolago

1926 verschlug es ihn in die Grossstadt Zürich und er studierte vier Jahre lang Architektur an der ETH Zürich bei Karl Moser.

1930, unmittelbar nach dem Studium, fing er an, als Architekt für Karl Egender’s Architekturbüro zu arbeiten. In dieser Zeit war er in sehr vielen Projekten im Kanton Zürich beteiligt, unter anderem am Bau des Kunstgewerbemuseums Zürich und des Hallenstadions in Zürich Oerlikon.

1935 vermählte er sich mit Odette Duperret, die er während seines Aufenthalts in Zürichkennenlernte. Die beiden waren bis zu ihrem Tod im Jahr 2007 verheiratet.

1951 gewann er den Wettbewerb für den Bau des Schweizer Pavillons der Biennale in Venedig. Das Bauprojekt wurde in zwei Jahren realisiert und durch den Schweizer Pavillonerlangte Bruno Giacometti ein internationales Ansehen in der Architekturwelt. (siehe Abbildung 3+4) [2]

Abbildung 3: Schweizer Pavillon 1952

Abbildung 4: Pläne des Schweizer Pavillons in Venedig

1961 plante und baute er für sein Heimatort Stampa ein neuartiges Schulhaus mit den Ressourcen vor Ort. Die Inspirationen waren ebenso die Typographie, Gegebenheiten und Traditionen von Stampa und entwickelte somit sein Architekturkonzept für das Schulhaus. Er benutzte mehrheitlich Ressourcen vor Ort, wie zum Beispiel Felsstücke und Holz von den Wäldern in der Umgebung. (siehe Abbildung 5+6) [3]

Abbildung 5: Schulhaus Stampa

Abbildung 6: Innenraum, Schulhaus Stampa

2012 starb Bruno Giacometti in seinem Haus in Zollikon (siehe Abbildung 7), das er selbst projiziert hat. Bruno, ein bodenständiger Architekt, schaffte es aus dem schattigen Tal mit seinen architektonischen Arbeiten ins Rampenlicht. „Erst kurz vor seinem Tod wurde Bruno Giacomettis zurückhaltende Architektur mit kleineren Ausstellungen und zwei Büchern gewürdigt. “ [4] In einem Interview mit der Zeitschrift Schweizer Monatshefte meinte Bruno Giacometti: „Bei allen Bauaufgaben muss der Architekt sich bewusst sein, dass er nicht für sich, sondern für mehrere Generationen baut.“ [5]

Abbildung 7: Haus in Zollikon

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[1] Baumann & Frischknecht, 2009.
[2] Frischknecht, o.D.
[3] Bündner Tagblatt, 2013.
[4] Axel, 2012.
[5] Wirth, 2000.

 

Literaturverzeichnis

[1] Baumann, Felix & Frischknecht, Roland: Bruno Giacometti erinnert sich. (1.Aufl.). Zürich: Scheidegger & Spiess, 2009.

[2] Frischknecht, Roland: Bruno Giacometti entstammt der weltberühmten Bergeller Künstlerfamilie der Giacometti…. o. D. Aufgerufen von https://www.uster.ch/stadthausgalerie/5502 (11.06.2021).

[3] Bündner Tagblatt: Das Bergell feiert Bruno Giacomettis Schulhaus Samarovan. 26.11.2013. Aufgerufen von http://www.centrogiacometti.ch/de/aktuelles/505-bruno-samarovan (07.07.2021).

[4] Simon, Axel: Aus dem Schatten des Bruders. 2012. Aufgerufen von https://www.hochparterre.ch/nachrichten/architektur/blog/post/detail/aus-dem-schatten-des-bruders/1332763454/ (11.06.2021).

[5] Wirth, Michael: Die Giacomettis. In: Schweizer Monatshefte, 4/2000, S.46.

 

Abbildungsverzeichnis

Abb. 1: TagesWoche: Bruno Giacometti im Jahr 1968. 21.03.2012. Aufgerufen von https://tageswoche.ch/allgemein/architekt-und-kunst-maezen-bruno-giacometti-gestorben/index.html (09.06.2021).

Abb. 2: Baumann, Felix & Frischknecht, Roland: Kinderzeichnung vom Sommerhaus der Eltern mit Stall in Maloja-Capolago. In: Bruno Giacometti erinnert sich. (1.Aufl.). Zürich: Scheidegger & Spiess, 2009, S.21.

Abb. 3: SIK ISEA: Schweizer Pavillon 1952. 2012. Aufgerufen von https://www.sikart.ch/werke.aspx?id=13273096 (07.07.2021).

Abb. 4: Hochreutener, Irene: Pläne vom Schweizer Pavillons in Venedig. In: Schweizerische Ingenieur und Architekt, 1999, 177(12), S.14. Aufgerufen von https://www.e-periodica.ch/cntmng?pid=sbz-003%3A1999%3A117%3A%3A196 (12.06.2021).

Abb. 5: Schweizer Heimatschutz: Schulhaus Stampa. o. D. Aufgerufen von https://schoenstebauten.heimatschutz.ch/de/scuola-comunale-samarovan (09.06.2021).

Abb. 6: Schweizer Heimatschutz: Innenraum, Schulhaus Stampa. o. D. Aufgerufen von https://schoenstebauten.heimatschutz.ch/de/scuola-comunale-samarovan (09.06.2021).

Abb. 7: Google: Haus in Zollikon. November 2018. Aufgerufen von https://www.google.com/maps/ (07.07.2021).